ihr Betriebsfonds von 2 248 000 Livres einfach konfiszirt. Ein
Agent der Republik sollte die Geschäfte weiter führen, da er
aber kein Geld zu Geschenken erhielt, gingen die Geschäfte zurück
und nach Ausbruch des Kriegs mit der Pforte wurde 1801 la
Calle zerstört. Bonaparte wollte die Kompagnie wieder ins Leben
rufen, aber er verweigerte ihr aus Rücksicht auf seine korsischen
Landsleute das Korallenmonopol, und so . kam keine neue Gesellschaft
zu Stande, und der Tag von Trafalgar machte dem
französischen Einfluss in Nordafrika ein Ende.
Die Engländer beeilten sich die Konzessionen an sich zu
reissen und behielten sie von 1806 bis 1815. Als aber dann
Lord Exmo u t h Algier bombärdirte, rächten die Türken sich an
den englischen Angestellten und zerstörten la Calle wieder
einmal. 1817 wurde es den Franzosen wieder übergeben, unter
der Bedingung einer Zahlung von 50 000 Livres jährlich, aber da
die Stadt bis auf den Grund zerstört war begnügte man sich mit der
Wiedererrichtung des Comptoirs in Böne. Der Staatsbetrieb erwies
sich, wie zu erwarten, als undurchführbar; man übergab die
Geschäfte dem Hause P a r et in. Marseille, doch auch diesem war
kein Glück beschieden und es hatte kaum wieder die nöthigen
Einrichtungen getroffen, als 1827 die Feindseligkeiten begannen.
In aller Eile musste das Personal flüchten, die Niederlassungen
wurden zum letzten Mal zerstört und Paret erlitt einen Schaden
von mehr als 300 000 Fcs. Nach der Eroberung ist natürlich von
einer Handels-Kompagnie keine Rede mehr gewesen, aber Böne
bedurfte auch keiner künstlichen Mittel zum Aufblühen. Es wurde
schon im August 1830 von den Franzosen ohne Kampf besetzt
und war die Hauptstadt Ostalgeriens bis zur Eroberung von
Konstantine.
Den 18. Mai benutzten wir zu einem grösseren Ausflug nach
dem Cap de Garde. Ein Wagen brachte uns hinaus bis zu
der Einsenkung hinter dem F o r t Genois, beinahe drei Stunden
von Böne entfernt. Buschwald bedeckt die unteren Hänge des
Dschebel Edough und zum ersten Mal, seit wir Algier verlassen,
sahen wir die Zwergpalme wieder in grösserer Anzahl,
aber sie hat schon an gar vielen Stellen der Rebe weichen müssen
und in wenigen Jahren wird sich eine zusammenhängende Reihe
von Weinbergen bis zum Kap erstrecken. Eine gute Strasse ist
heute schon fertig bis dorthin. Man kömmt an ein paar Redouten
vorbei, die aber in Friedenszeiten unbesetzt sind, und dann an
dem alten Genuesenfort, das die Einfahrt zur Rhede deckt. Der
Boden ist anfangs Gneiss, später schieben sich immer häufiger
Marmorbänke dazwischen, bis endlich am Fuss des letzten Berges,
welcher den Leuchtthurm trägt, der Marmor zu ausschliesslicher
Herrschaft gelangt. Er ist freilich etwas grobkörnig, aber ein
ausgezeichneter Baustein,und die wunderschönen gestreiften Farbenvarietäten,
die man neben der weissen Sorte hier bricht, werden
in der Zuk.unft vielleicht noch einmal wichtig werden. Man hat
einen alten Römerbruch, in dem noch ein paar mächtige Quadern
aus besseren Zeiten, liegen, wieder in Betrieb gesetzt und durch
eine Rutschbahn mit dem Meere verbunden, aber die Zeiten sind
dem Marmor eben nicht sonderlich günstig, wir sahen die meisten
Arbeiterhäuser wieder verfallen und nur in einem Bruch arbeiteten
noch ein paar Leute. Uns brachte der Marmor reiche Ausbeute,
namentlich zwei interessante Arten, die nur hier Vorkommen
(Leucochroa argia JBourg. und Helix trocMea Pf.). Letztere, eigen-
thtimlich schraubenförmig gewunden wie ein Bohrer, hat ein besonderes
Interesse durch ihre anscheinend nahe Verwandtschaft
mit einer Gruppe sicilianischer Arten und spielt darum eine Rolle
bei den Discussionen über den ehemaligen Landzusammenhang
zwischen Nordafrika und Sicilien; hier, wo ich sie in Menge
sammelte:,: konnte ich mich überzeugen, dass die Verwandtschaft
mit Helix data Faure und Caroni Hesh. nur eine scheinbare
ist und dass Helix trochlea durch alle möglichen Ueber-
gänge mit einer am ganzen Mittelmeer häufigen Art, Helix
elegans Gmel., verbunden ist; interessant bleibt es immer, dass
eine Abänderung, welche sonst nur als seltene Abnormität
ganz einzeln auftritt, hier auf dem Cap de Garde ausschliesslich
und in grösser Menge vorkommt. *) Es ist eine schwere
Aufgabe eine genügende Erklärung dafür zu finden, denn einen
Vortheil im Kampfe ums Dasein gewährt diese Missbildung ganz
gewiss nicht.
*) Dieser Fall steht übrigens nicht ganz isolirt. Es sind aus Griechenland
zwei Fundorte bekannt, an denen eine auch in Deutschland vor kommende
und an Kalkfelsen im ganzen Mittelmeergebiet häufige kleine Art,
Helix wmbilicata Mtg. s. rupestris Drp., ausschliesslich mit} abgelöstem
letztem Umgang vorkommt' (als Helix chorismenostoma Bgt.) Yon der Insel
Syra kennt man dieses Vorkommen schon seit über 30 Jahren.