Form eines harzigen Extraktes gewonnen ; taucht man die iso-
lirte Faser in eine Lösung desselben, so erhält sie nicht nur ihre
ursprüngliche Festigkeit wieder, sondern auch die Fähigkeit, sich
rasch und leicht zu färben. Zwar zum Spinnen und Wehen
eignet sie sich auch in - dieser Form noch nicht; sehr schöne
Stoffe, die ich in Algier mit der Bezeichnung Haifa in den Läden
ausgestellt gesehen hatte, waren aus Jutefasern gewoben; aber
sonst ist die präparirte Faser zu allen möglichen Verwendungen
fähig, zu Flechtereien und Korbmacherarbeiten, zu ausgezeichneten
Pinseln und Bürsten, aber auch als Polstermaterial und ganz besonders
zu falschem Haar; ich habe nie ein Surrogat gesehen,
das dem Haare so täuschend geglichen hätte. .Alle Präparate
haben den Vorzug unbegrenzter Haltbarkeit und werden von
keinerlei Insekten angegriffen, selbst Ratten und Mäuse scheuen
die Fasern. Der harzige Extrakt wird vielleicht in der Färberei
noch einmal eine grosse Rolle spielen; er verleiht allen Gramineen
die Fähigkeit, sich färben zu lassen, was für die Fabrikation
künstlicher Sträusse von grosSem Werth sein dürfte.
Herr Jus hat seine Versuche nicht auf die Haifa allein beschränkt,
sondern auch mit anderen Faserpflanzen, der Dattelpalme,
dem Dr inn (Aristidea pungens, einer Charakterpflanze
der eigentlichen Sahara) und dem in den Buschwäldern des Teil
sehr verbreiteten Diss (Ampelodesmos tenax) beachtenswerthe Resultate
erzielt. Bei meinem Besuche war er gerade beschäftigt,
seine Versuche aus dem Kleinen ins Grosse zu übersetzen; die
Regierung hatte ihm dazu eine Konzession von 15000 hä Halfa-
land in der Nähe von Ain Touta ertheilt. Ein Gelingen seiner
Pläne würde von der grössten Wichtigkeit für Algerien sein und
den grossen Verdiensten, welche Herr Jus sich, seit er 1856 als
Civilingenieur in Diensten des Hauses Degousee den ersten Bohr-
apparat nach Algerien brachte, um die Kolonie erworben hat,
die Krone aufsetzen.
Nun war es aber die höchste Zeit Algerien zu verlassen,
wenn wir unseren Plan, Tunisien und Westsicilien zu durchstreifen,
noch -zur Ausführung bringen wollten. Die Witterung
hatte uns ganz ausnahmsweise begünstigt, aber nun konnte die
Sommerhitze täglich beginnen und dann wurden nicht nur die
Exkursionen beschwerlicher, — das hätte uns nicht so sehr
genirt, — sondern auch das Resultat unsicher, denn vor der
Sominersonnengluth verbirgt sich im Süden alles, was Leben hat,
gerade .so wie in Deutschland im Winter. Am 8., Juni Nachmittags
ging der Dampfer von Böne, den wir benutzen mussten,
weil die Landverbindung mit -Tunis unterbrochen war. Die
schweren Regen hatten nämlich die provisorische Strasse von
Souk Ahras nach Guardimaou dermassen zugerichtet, dass selbst
eine algerische Diligence nicht mehr darauf zu verkehren wagte;
da aber die Bahn im Herbst eröffnet werden sollte, hielt man es
nicht für nöthig, sie noch einmal zu repariren und überliess es'
den Reisenden zu sehen, wie sie die Strecke zwischen den beiden
Endstationen zurücklegten. Von Batna nach Böne kann man in
einem Tage gelangen, aber wenn wir die Quelle des Bou Merzoug
besuchen wollten, mussten wir in Kroubs oder Konstantine übernachten.
Morgens um 6 Uhr verliessen wir Batna. Der Himmel war
umzogen, die Temperatur ganz erträglich. Dipsmal konnten wir
die durchfahrene Gegend bei Tage betrachten. Anfangs führt die
Bahn durch ein enges Thal, in welchem ein vom Tuggur herunterkommender
Wasserfaden rinnt, der, obschon schwach,, doch bei
ziemlich starkem Gefälle verschiedene Mühlen treibt. Dann betritt
man die Hochebene und fährt dem Rande der Senkung entlang,
welche an ihrem tiefsten Punkte die Salzseen enthält. Mit
überraschender Deutlichkeit erscheint sie von dieser Seite aus gesehen
als. ein ringsum von Bergketten eingefasstes ehemaliges Seebecken,
das vielleicht einen doppelten Abfluss, nach dem Rummel und
nach der Wüste, gehabt hat. Im Thal lagen noch einige von
Weinbergen umgebene Fermen, die Hochebene ist kahl, nur an
den Rändern und in einigen Senkungen sind Gerstenfelder, auf
denen man eben mit der Ernte beschäftigt war. Man schneidet
die Gerste vor der vollen Reife, um das Ausfalleu der Körner zu
verhüten und verfährt dabei noch ganz wie in der Bibel beschrieben
is t; der Schnitter, durch ein ledernes Schurzfell gegen
die stacheligen Disteln geschützt, fasst mit der Linken ein
Büschel Aehren und schneidet es ganz kurz'unter .der Hand
ab. Auch die Kolonisten verfahren-in derselben Weise; so lange
man noch das Getreide vom Vieh austreten lässt oder es mit den
gebräuchlichen Dreschschlitten ausdrischt, ist keine andere anwendbar:
Das Stroh bleibt zur Weide stehen oder wird nachträglich
ausgerauft und verfüttert. Die O O Disteln rührt man nicht