Schliesslich war es noch ganz gut, dass wir nicht schliefen,
denn Hamed, der uns wecken sollte,' verschlief, und mit knapper
Noth kamen wir^ noch zurecht zur Abfahrt. Punkt zwei Uhr
ging es in scharfem Trab zur Oase hinaus in die schweigende
Wüste, wieder der Heimath zu, dem Polarstern entgegen, der
gerade vor uns erglänzte. Es war eine etwas unheimliche Fahrt
durch das Dunkel. Der Kondukteur hatte die Laternen nicht angezündet,
sie blendeten doch nur, wie er sagte, und der Sternen-
schein reichte kaum hin, um die Strasse nothdürftig zu erhellen.
Trotzdem ging es im scharfen Trab dicht am Rande der Ravins
hin, den Col de Sfä hinauf und wieder hinunter über die Dämme
an seinem Fuss, die oft kaum breiter sind als die Wagenspur.
Aber Kutscher und Pferde machten die Fahrt nicht zum erstenmal
; wir kamen sicher und unbeschädigt ins Becken von el Outaja
hinab und gegen zehn Uhr konnten wir uns wieder einmal nach
Herzenslust satt trinken an dem köstlichen Quellwasser am Munde
der Wüste.
Neunzehntes Kapitel.
Abschied v o n Algerien.
Bis nach el Kantara war die Temperatur noch erträglich gewesen,
dann wurde es aber warm und staubig, und wir waren
froh, als endlich der Cedernpik auftauchte und wir nach fünfzehnstündiger
Fahrt das enge Coupee der Diligence mit dem bequemen
kühlen Zimmer des Hotels vertauschen konnten. Einen ganz besonderen
Genuss bot das frische Waschwasser. In Batna merkten
wir erst, dass eigentlich Pfingsten war; in Biskra hatte man davon
nicht viel gespürt.
Die Nacht war köstlich. Am anderen Morgen verabschiedeten
wir uns von unserem Reisegefährten, der über Souk Ahras und
Guardinxaou nach Tunis und mit dem nächsten Schiff nach Sici-
lien hinüber wollte, um noch in aller Eile den Aetna zu besteigen;
es war sein Glück, dass er nicht auf uns wartete, sonst hätte ihm
die Cholerafurcht auch einen dicken Strich durch seine Rechnung
gemacht. Wir wollten erst noch ein paar Tage auf der Hochebene
bleiben, dann die Quelle des Bou Merzoug besuchen und nachher
den bequemeren Seeweg von Böne aus einschlagen. Den ersten
Tag widmeten wir der nächsten Umgebung von Batna, aber unsere
Zu p. 348.
Ar a b is c h e Tä n z e r in
(N a ili’ya)