plare immer noch einmal ins Mittelmeer; ein zehn Meter langes
von 180 Ctr. Gewicht strandete am 9. Februar 1877 bei Tarent;
sein Skelet befindet sich heute im Museum zu Neapel.
Das^ Museum in Marseille besteht aus zwei grossen Haupt-
salen und vier kleineren, alle nur von einer Seite beleuchtet. Die
den Fenstern gegenüberliegende Wand hat man in ihrem oberen
Theil zur Darstellung der wichtigsten ausgestorbenen Thiere in
ganz vorzüglichen Abbildungen benutzt, ein Verfahren, dessen
Nachahmung in allen Museen zu wünschen wäre. Einer der
kleinen Säle dient zur Aufstellung einer prächtigen Lokalsammlung
aus der Provence und dem Golfe du Lion, 'und an den
Wanden sind die Hauptcharakterbäume des Landes abgebildet.
Die Konehyliensammlung ist reich an Seltenheiten ersten Ranges,
von denen aber manche in den 'letzten Jahren auf unerklärliche
Weise verschwanden. Dieselbe Erscheinung beobachtete man in
anderen südfranzösischen Museen und schliesslich gelang es in der
Person eines frommen Bruders den Marder zu entdecken ; er hatte
auf diese Weise eine Sammlung zusammengebracht, um die ihn
alle Kenner beneideten. Der Biedermann wurde natürlich vor
Gericht gestellt, aber die Geschworenen sprachen ihn frei, »da
er nur Muscheln, also ganz werthlose Sachen,; entwendet habe« .7
Die aus dem Marseiller Museum allein, die sich heute wieder an
ihrem Platz befinden, repräsentirten einen Ankaufswerth von
mehreren tausend Franken!
Hinter, dem Museum, durch die reizende Anlage von Lonchamp
von ihm getrennt, liegt der zoologische Gärten, 1854 .begründet,
24 Morgen gross, auf reich bewegtem Terrain prächtig
angelegt. Leider machte ein kalter Nordwind den Aufenthalt
dort nichts weniger als angenehm und die Thiere hielten sich
meist verborgen. Die Gegend von Marseille machte überhaupt
noch einen ziemlich winterlichen Eindruck; die Berge liegen schon
zu weit landein und sind nicht hoch genug, um dem rauhen
Nord den Zugang zu sperren, und von einer südlichen Vegetation,
wie an der Riviera um Monaco, Nizza oder Genua, ist keine Rede!
Im zoologischen Garten stehen zwar die Dattelpalme, die Zwergpalme,
Corypha australis und Latania borbonica im Freien, aber
sie sehen kümmerlich genug aus und fühlen sich offenbar noch
nicht recht wohl.
Am 15. März hatte der Nordwind sich ausgetobt, es war
wunderschön warm und still, wie gemacht zu einer Fahrt hinaus
nach den Inseln, wenigstens nach dem Chateau d’ If, das seit
des Grafen von Monte Christo Zeiten jeder pflichtgetreue Tourist
besucht. Am inneren Hafen unmittelbar unter unserem Fenster
lagen Vergnügungsboote in grösser Auswahl und zu billigem
Tarifpreis, die Schiffer sind zuverlässige und ruhige Leute. Aus
dem kleinen alten Hafen gelangt man zwischen den beiden Forts
St. Nicolas und St. Jean hinaus in die offene Rhede. Zur Linken
auf hohem Ufer liegt das Schloss, welches die Stadt einst der
Kaiserin Eugenie schenkte, in Anerkennung der unleugbaren
Verdienste, welche das zweite Kaiserreich sich um die Hebung
der Stadt erworben. Nach dem Tage von Sedan wollte man es
unter dem Vorwand, dass man es der Herrscherin von Frankreich
und nicht der Kaiserin Eugenie persönlich geschenkt habe, wieder
einziehen, aber die Kaiserin rief die Gerichte an und siegte in
dem Prozess; trotzdem fand sie sich veranlasst, das Schloss der
Stadt zurückzugeben, und diese nahm »ohne jeglichen Anstand«
die Schenkung an. Das Schloss liegt wunderschön auf einer Anhöhe
zwischen Innenhafen und Rhede und muss eine prächtige
Aussicht bieten. Gegenüber ragt auf hoher Terrasse die Kathedrale,
den neuen Hafen beherrschend, vielleicht den - besteingerichteten
der Welt, welcher Marseille das- Uebergewioht über alle
Konkurrenten sichert. Dann geht es um den Leuchtthurm herum,
auf die Aussenrhede hinaus. Die Inselgruppe du Frioul schützt
diese vor dem Scirocco und zwischen den vorspringenden Spitzen
der durch einen Damm verbundenen Hauptinseln Pome g u e s
und R a t o n n e a u liegen die Schiffe auch vor anderen Winden
gedeckt. Hier ist der Quarantänehafen und liegen immer einige
aus den Tropen kommende Schiffe in Beobachtung; das Betreten
dieser beiden Inseln erfordert eine besondere Erlaubniss, während
die dritte dem Publikum offen steht, seitdem das berüchtigte
Chateau d’ If nicht mehr als Staatsgefängniss dient. Man braucht
mit einem Ruderer bei stillem Wetter eine gute Stunde, bis man
den kahlen, sonnverbrannten Felsen erreicht, der fast ganz von
den alten Festungsmauern eingenommen wird. Bei bewegter See
hat das Landen am steilen Klippenabhang seine Schwierigkeiten,
aber heute war das Meer ruhig und die Fischer, denen das-Eiland
eme erwünschte Gelegenheit bietet, ihre grossen Netze ans Land
zu ziehen, waren uns gern beim Aussteigen behülflich. Eine hol