Stein, abgeleitet ist. Eine Erklärung der eigenthümlichen Bildung
hat erst die neuere Geologie geliefert. Es war die Duran ce ,
die heute bei Avignon in die Rhône mündet, welche Jahrtausende
lang durch die Schlucht von tamanon — nicht zu verwechseln
mit der oben erwähnten Station an der Linie Lyon-Marseille —
ihre Fluthen ins Meer wälzte ;■ sie rollte die Geschiebe, welche
die Gletscher der Eiszeit aufgehäuft hatten, hinab, die weicheren
Sandsteine und Kalke wurden zerrieben und es blieben nur die
Quarzite und einige andere feste Gesteine zurück, aus denen die
Crau-Kiesel ausschliesslich bestehen. Durch die Anhäufung derselben
versperrte sich aber der Fluss schliesslich selbst den Weg
und musste sich einen neuen suchen längs des Nordrandes der
Hügelkette zur Rhône. Das Land war früher eine schauderhafte
Wüstenei, nur im Winter von grossen Schafheerden belebt, die
im Sommer zusammen mit denen aus der Camargue in den Alpen
Schutz vor der sengenden Hitze suchten ; nur längs der Fossae
Mananae, des Schiffahrtskanales, den Marius gelegentlich des
Cimbern- und Teutonenkrieges durch seine Armee von Arles nach
dem Golfe de Foz anlegen liess, entstanden Ansiedelungen und
Anpflanzungen und im Inneren lag hier und da ein einsamer Schafhof,
in welchem die Heerden Schutz finden konnten, wenn im
Winter der Melamboreas, der Nordwind, gar zu eisig über das
flache Land fegte.
Erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts kam Adam de
Cr a p o n n e , ein Ingenieur aus dem am Rande der Crau ge-,
legenen Städtchen Salon, auf den Gedanken, die Wässer der
Durance durch einen Kanal wieder der Ebene zuzuführen und
diese durch Bewässerung dem Ackerbau zu gewinnen. Er beabsichtigte
dabei die steinige Fläche durch den- von der Durance
m kolossalen Massen herbeigeführten Schlamm (nach den Berechnungen
von Hervé-Mangon gegen 18 Millionen Tonnen jährlich)
mit einer fruchtbaren Thonschichte zu überziehen. Nach Ueber-
wmdung unsäglicher Schwierigkeiten konnte, er 1557 mit dem
Bau eines Kanales beginnen, der vom Trou de Laman on , dem
höchsten Punkte der Crau ausging. Leider wurde er abberufen,
um den Bau der Festungswerke von Nantes zu leiten und dort
starb er schon 1559 an Gift, das ihm ein neidischer Kollege beigebracht.
Zum Glück hatte er nicht mit eigenen Mitteln gearbeitet
und so wurde sein Werk von seinenT Gläubigern zu Ende
geführt; das Wasser verwandelte zunächst die Umgebung von
Salon in einen Garten und das Beispiel wirkte. Langsam aber
unablässig rückt seitdem die Kultur ins Innere der Crau — die
nicht weniger als 25 Quadratmeilen (1378 Quadratkilometer, nach
anderen Angaben nur -980) umfasst — vor und überall sind Landhäuser,
Cousous, entstanden, in deren Umgebung man reiche
Ernten erzielt. *) Das Klima hat man allerdings noch nicht verbessern
können, noch immer wüthet der Mistral hier mit ganz
besonderer Kraft und alljährlich fällt das Quecksilber mehr oder
minder tief unter den Gefrierpunkt. Mehr wie einmal, zuletzt
noch 1876, war der Etang de Berre trotz seines Salzwassers mit
einer Eiskruste bedeckt. Im Sommer dagegen fallen nicht selten
. wolkenbruchartige Regen, welche beim Mangel von Abflusskanälen
die Ebene in einen See verwandeln und mitunter, wie z. B. 1724,
furchtbare Verheerungen anrichten. Ihnen gegenüber ist der
Mensch machtlos, aber gegen den Mistral hat er einen Schutz
gefunden in der Cypresse. Enggeschlossene Reihen dieses vorderasiatischen
Baumes, der seine Verbreitung der Religion des Zoro-
aster verdankt — denn nur die schlanke obeliskenartige Cupres-,
sus sempervirens, in welcher der Perser das Bild der heiligen
Flamme sieht, hat sich in dieserWeise nach Westen verbreitet,
und nicht die wilde Stammform mit horizontal abstehenden Aesten,'
C. horizontalis der Botaniker, aus welcher jene doch wohl als zufällige
Varietät entstanden ist- trennen die Felder und um-
schliessen mehrfach die Cousous. Der rasende Sturm kann sie
*) Die Kanäle nnd die Bewässerung haben in Südfrankreich eine neue
"Wichtigkeit erlangt, seit man erkannt hat, dass in eine Zeit lang überschwemmten
Weinbergen die Reblaus zu Grunde geht. Man hat darum in
dem Raum zwischen Rhône und Alpen fast alle Flüsschen gefasst und der
Bewässerung dienstbar gemacht, besonders auch die berühmte Quelle von
Väucluse. Der Kanal von Carpentras gestattet, wenn einmal der ursprüngliche
Plan ausgeführt ist, die Bewässerung fast des ganzen Yenaisin. Dabei
sind die Bewässerungsanlagen noch lange nicht an der Grenze der Leistungsfähigkeit
angelangt und lassen der Durance seihst beim niedrigsten Stande
noch Wasser übrig. Die Rhône ist z. B. noch gar nicht in Anspruch genommen,
den kleinen Canal de Pierrelatte bei Orange ausgenommen; ein
grossartiger "Kanal, der .das ganze Rhönethal und einen Theil von Languedoc jj
versorgen soll, wird bei der gegenwärtigen Finanzlage Frankreichs und den
schweren Verlusten, welche Seidenraupenkrankheit, Reblaus und Alizarin-
fabrikation' dem Süden gebracht haben, leider wohl noch eine Zeit lang
Projekt bleiben.