dem Pass und dem Fluss den Namen gegeben.*) Heute steht
sie unbenutzt, denn die neue französische Staatsstrasse, überschreitet
den Fluss auf einer schönen Eisenbrücke schon oberhalb des
Wirthshauses und ist in ihrer ganzen Ausdehnung in die Felsen
des linken Ufers eingehauen. Ein vorspringender Felssporn sperrt
auch dem auf ihr dahin Wandelnden die Aussicht, bis er an die
.alte Brücke kommt und auf diese hinaustritt. Dann aber steht
er staunend still, denn vor ihm öffnet sich der Mund der Wüste
und zwischen den hohen nackten Wänden blickt' man hinaus auf
eine fast schwarze geschlossene Masse von Bäumen, den Palmenwald
von el Kantara, die erste Oase. Dahinter dehnt sich eine weite
kahle Fläche, wüst genug, wenn auch noch nicht die eigentliche
Wüste, denn nach Süden hin begränzen die kahlen Felsenberge
des D sehe bei Kteuf , trotz der Ferne vollkommen klar erkennbar,
den Horizont. Der Araber aber rechnet von hier den
Beginn der Sahara und gibt der Stelle den äusserst bezeichnenden
Namen Foum-e-s- Sahara, der Mund der Wüste. Die Schlucht
ist nur kurz. Jeder Schritt weiter lässt den Palmenwald prächtiger
hervortreten und in demselben erscheinen nun auch die
niederen Lehmhütten, in denen die Oasenberber wohnen, und die
Lehmmauern, welche die einzelnen Gärten von einander trennen.
Eine höhere Mauer, aus abwechselnden Schichten von Rollsteinen
und Lehm erbaut, umgibt die ganze Oase; noch zeigt sie hier
und da Zinnen und höhere Wachtthürme. Aber die Zeiten sind
vorbei, in denen von diesen unablässig die Wächter hinausspähen
mussten nach den Wüstenraubvögeln, die gar zu gerne im Vorbeigehen
sich ein wenig verproviantirten; die Franzosen halten
jetzt strenge Ordnung, und Mauer und Thürme zerfallen.
Ein schmaler, schluchtartiger Weg, die direkte Fortsetzung
eines vom Berg herabkommenden Bachbettes, bot endlich einen
Eingang in das Dorf, oder richtiger in eines der drei Dörfer, aus
denen die Oase besteht. Auch dieser Pfad ist von hohen Lehmmauern
eingefasst, in denen niedere Löcher, höchstens 2' im
Quadrat, die Gartenthüren vorstellen. Das Wasser des Oued
Ka n t a r a rieselt überall; eine Barrage rohester Konstruktion
staut ihn kurz unterhalb der Römerbrücke; nur aus wenigen
Felsblöcken bestehend, deren Zwischenräume man mit kleineren
*) Kant’ra heisst im Arabischen die Brücke; der Name hat sich auch,
in Sicilien erhalten.
Steinen ausfüllt, ist sie hier zweckmässiger, als irgend ein kunstreicher
und kostspieliger Quaderbau, welcher den verheerenden
Anschwellungen des Bergstroms doch einmal erliegen würde. Hier
und da konnten wir über die Mauern weg sehen; die Palmen
waren meistens nahe der Mauer im Viereck ringsherum gepflanzt,
in der Mitte standen Aprikosen, Granaten und andere Obstbäume,
denen die Palmenkronen Schutz gegen die Wüstensonne bieten
müssen; den Boden decken Gemüsepflanzungen, die freilich sorgsamer
gepflegt sein dürften; Baumwolle und die unentbehrliche
Henna (Lawsoma inermis) werden für den Hausbedarf fast in
jedem Gärtchen kultivirt. Etwas weiterhin kamen wir in das
Dorf. Vier Mauern aus an der Sonne getrockneten Lehmsteinen
mit zwischenliegenden Rollsteinen, die, für eine Schicht inimer von
ziemlich gleicher Grösse ausgesucht und nach einer Seite gerichtet,
mitunter ganz hübsche Muster hervorbringen, bilden die Häuser;
von Fenstern ist natürlich keine Rede, nur eine niedere Thür
lässt'etwas Licht ein; hälbirte Palmenstämme, mit Palmwedeln
überdeckt, tragón das flache Dach und springen unter der Brüstung
vor. Nur zwei waren etwas grösser; bunte Kattune und
die unvermeidlichen Schnupftücher waren an der Thüre aufgehängt
und zeigten an, dass hier ein paar strebsame Mozabiten
ihren Laden errichtet. Sonst war in dem Dörfchen wenig zu
sehen und wir kehrten bald zur Strasse zurück, die unmittelbar
dem Rande der Oase entlang läuft. Hier stehen noch ein paar
Cafés und Läden für die Passanten und vor ihnen lagen eine Anzahl
Berber im Schatten auf Matten ausgestreckt und — spielten
mit dem grössten Eifer Karten. Wovon sie bei dem mangelhaften
Anbau des Bodens eigentlich leben, weiss ich nicht; die
Datteln, welche in den südlicheren Gebieten die Hauptnahrung
liefern, sind hier in der geschützten Ecke zwar besser, als in den
übrigen Oasen des Ziban, aber doch noch wenig werthvoll und
werden fast nur als Viehfutter benutzt; der Handel ist in den
Händen der Mozabiten und die Industrie beschränkt sich auf die
Hausweberei der Frauen. Die Gegend scheint auch nicht recht
voranzukommen, sonst würde man bei dem dauernden Frieden
längst daran gedacht haben, eine Barrage höher oben anzulegen
und dadurch das anbaufähige Terrain zu vermehren, was keine
Schwierigkeit hätte.
Dass es einmal besser gewesen, zeigen noch erhaltene B -