barfuss draussen herum geht, nichts von ihnen zu befürchten, da
sie Tags über trag unter Steinen hocken. Eine besonders reiche
Ausbeute an kleinen seltenen Mollusken lieferte uns ein felsiger
Abhang dicht am Militärspital, offenbar auch ein alter Quellenabsatz.
Es war uns das um so merkwürdiger, als wir sonst
überall an den Kalktuffen keine Spur von Mollusken gefunden
hatten, eine natürliche Folge ihres ziemlich bedeutenden Gehaltes
an Magnesiasalzen und Gyps, die beide den Schnecken unangenehm
sind. Wahrscheinlich gehört der Felsen am Militärbad
einer älteren Epoche an und hatte einen Theil der löslichen Salze
schon wieder durch Auslaügung verloren.
Eine Viertelstunde vom Bad entfernt, hat die Regierung seit
zwei Jahren ein Dörfchen begründet, das wir auch besuchten;
es ist fast ausschliesslich von Südfranzosen bewohnt, welche eben
noch emsig mit der Anlage von Weinbergen beschäftigt sind.
Die Lage ist ausgezeichnet dafür und das Produkt wird dem von
Medeah wohl nicht an Güte nachstehen. Eine wasserreiche Quelle
gestattet Bewässerung der Gärten und der bequeme Absatz der
Produkte an das Badeetablissement sichert die Zukunft des neuen
Ortes. Die Arbeiter auf dem Felde sind Kabylen vom Stamm
der Beni Menad; nur einzeln sieht man Araber aus der
Ebene dabei und diese arbeiten nie länger, als sie der Hunger
treibt, wählend die Kabylen sehr gern einen dauernden Posten
annehmen.
Gegen halb ein Uhr am 25. März sagten wir dem reizenden
Bade Lebewohl und liessen uns wieder hinunter nach Bou Medfa
*) S t r a u c h (Essai d’une Erpetologie de VAlgerie, Petersburg 1862)
nennt sechs giftige Schlangenarten aus Algerien:
Vipera aspis L.
— lebetina~Forsk,(= mauritanica D.et B.,brachyuraSchleg;=euphratica var).
— Avicennae Alp. (==• atricauda D. et B.)
— cerastes L. nur im Süden,
.--.'Latastei Bosea
— carinata Merr. (== echis Schleg.)
Dazu kommt im Süden jedenfalls noch die aus Marokko und Südtunis
bekannte Brillenschlange (Naja haje L.), soviel mir bekannt nur die Varietät
ohne Brillenzeichnung. Ich habe bei meinen beiden Reisen in Nordafrika
trotz eifrigen Suchens keine einzige Viper selbst angetroffen; ihre Häufigkeit
ist demnach unvergleichlich geringer als am Südabhang der Alpen und
im Apennin, ja sogar an manchen Stellen in Deutschland.
bringen, um nach Affreville weiter zu fahren und von dort aus
Milianah zu besuchen und den Zaccar zu besteigen, der von
Hammam Rir’ha aus der tiefen Schlucht des Ouëd Hammam wegen
nur schwer zugänglich ist. Man warnte uns zwar, da das Hôtel
überfüllt sei und telegraphische Bestellungen von Zimmern abgelehnt
worden seien, aber da Herr Arlès-Dufour meinte, der Wirth
im Hôtel de Commerce werde uns schliesslich schon ein Unterkommen
verschaffen, entschlossen wir uns doch den Versuch zu
wagen. Die Gegend von Bou Medfa bis zur Wasserscheide ist
durchaus nicht glänzend; überall die zerrissenen Alluvialbildungen
ohne festes Gestein, die eben noch ziemlich grün sind, im Sommer
aber entsetzlich kahl und verbrannt sein mögen. In einem fast
eine halbe Stunde langen Tunnel wird die Wasserscheide gegen
den Scheliff passirt, dann geht es hinab nach Af f r evi l l e .
Von dem Damme vor dem Städtchen hat man einen interessanten
Blick auf die weite Scheliffebene und die jenseits sich
erhebenden Berge des Ouaransenis und für einen Moment sieht
man auch auf der ändern Seite der Bahn im Hintergründe eines
engen Thaies den Zaccar und an seinem Abhang auf einem anscheinend
ganz niederen Plateau die Bergstadt, der .wir zustreben.
Am Bahnhof halten zwei Diligencen, die eine nach dem cedern-
berühmten Ten i e t el Ha ad, die andere nach Milianah. ..Einen
Moment schwanken wir, welche wir wählen sollen, aber da fällt
uns;ein, dass um diese Zeit in den Cedernwäldern noch Schnee
zu liegen pflegt und dass der Entomologe Ancey in Marseille,
der ein Jahr früher einen ganzen Monat oben zugebracht, so gut
wie keine Mollusken gefunden ; das entscheidet, denn Cedernwälder
bekommen wir auch noch an anderen Stellen zu sehen, und so
belegen wir Plätze in dem Omnibus, der das auf dem Fahrweg
immerhin 8 km entfernte Milianah mit der Welt verbindet. Da der
Bahnhof am Westende von Affreville liegt, fahren wir durch dessen
Hauptstrasse ihrer ganzen Länge nach zurück und können das
aufblühende Städtchen betrachten, das bei seiner ausgezeichneten
Lage am einzigen Uebergang von der Scheliffebene nach der
Metidja eine bedeutende Zukunft hat. Wird jemals Ernst gemacht
mit dem uns noch chimärisch erscheinenden Projekt der
Saharabahn nach Timbuktu, so wird sie wohl von Affreville aus
sich dem Scheliff entlang den Weg nach dem Pass von Boghar
suchen und von da aus über die Hochebene nach Laghouat laufen.