calaritanus Bon. und C. cyanogaster); der Rest sind Mollusken
ans den Familien der Melaniidae und Paladinidae. Es war keine
kleine Ueberrasclmng für Herrn Jus, als mit dem WaSser des
ersten artesischen Brunnens, den er bohren liess, lebende Fische
in Masse hervorkamen, und es hat ziemlich lange gedauert, bis
die gelehrte Welt sich entschloss, seine Beobachtungen als That-
sache anzuerkennen. Die Araber waren damit rascher bei der
Hand; ihnen war die Erscheinung nur eine neue Bestätigung
dafür, dass die Christen, als sie aus den Gebieten südlich der
Aures verdrängt wurden, die Gegend verwünscht und das einst
reichlich vorhandene fliessende Wasser Unter die Erdoberfläche
gezaubert haben. Die Thiere sind übrigens nicht besonders für
das Leben in. der Finsterniss organisirt und bringen schwerlich
ihre ganze Lebensdauer dort zu, sonst würden sie keine 'so gut
entwickelten Augen haben; meistens finden sie sich auch in den
Bächen und Quellen am Südabhang der Aures, manche auch in
den alten- arabischen Brunnen der Oasen. Sie treten nicht in
allen artesischen Brunnen auf und auch nicht .zu allen Zeiten;
Herr Jus wird darum wohl Recht haben, wenn er annimmt, dass
sie in mit der Oberfläche in Verbindung stehenden Wasseransammlungen
leben- und nur zeitweise unterirdische Reisen an-
treten. Jedenfalls^ erhellt aber aus ihrem Auftreten die hochinteressante
Thatsache, dass unter der Oberfläche der Sahara ein
Netz von Kanälen und selbst Flüssen besteht, welches den Thieren
weite Reisen ermöglicht. Die kleinen Schnecken treten oft in
solchen Mengen auf, dass sie an der Mündung der Brunnenröhren
sich in förmlichen Krusten ansetzen und so leicht in Menge zu
sammeln sind.
Ausserdem sah ich bei Herrn Jus eine vollständige Sammlung
der Saharaschnecken, lauter kleine und meist eigenthüm-
liche Arten, die meine Ansicht über die frühere geringe Wichtigkeit
des Palus tritonis nur bestätigen konnten. Grosses Interesse
hatten auch eine Sammlung von geschiebeartigen Steinen,
die ohne Mitwirkung des Wassers nur durch Wind und Sand
gebildet waren, und prachtvoll gearbeitete Pfeilspitzen aus Feuerstein,
die Beweise für die Existenz des Menschen in der Sahara
schon in der Steinzeit.
Zuletzt kamen wir an den Gegenstand, welcher Herrn Jus
jetzt fast ausschliesslich beschäftigt, an die bessere Verwerthung
der algerischen Faserpflanzen und speciell des „Haifagrases.
Diese binsenartige Pflanze bedeckt in ganz Nordafrika wie in
Südspanien ausgedehnte Strecken, auf denen neben ihr nichts
Anderes fortkommt. Unter dem Namen Haifa stecken zwei sehr
ähnliche, aber durch die Blüthe in verschiedene Gattungen verwiesene
Pflanzen, MacrocMoa tenacissima L., welche am westlichen
Mittelmeer vorherrscht und dort ausschliesslich Haifa heisst,
der Esparto der Spanier, und Lygeurn spartum L., das tripoli-
tanische Haifa, in Algerien als Ssenrha oder Senoc unterschieden.
Erstere hat längere Blätter, letztere soll fester sein. Macrochloa
ist in Algerien für die Hochebene charakteristisch, Ljgeum
gehört der Vorwüste an und herrscht darum von Südtunisien an,
wo diese an die Meeresküste herantritt, allein. Beide Pflanzen
dienen schon seit dem grauen Alterthum*) zu allen möglichen
Flechtarbeiten und ersetzen, wo sie Vorkommen,’ Flachs und Han
so gut, wie die Weide. Nachdem lange Zeit ihre Verwendung
auf die Lokalindustrie beschränkt geblieben, hat man in neuerer
Zeit ansefannen, sie in der Papierfabrikation o O ' x zu #verwenden und
verarbeitet namentlich in England grosse Quantitäten, die man
theils von den Hochplateaus von Oran über Arzeuw-le-port, theils
von Tunis und Tripolis bezieht. Immer aber bleiben noch ganz
enorme Massen unbenutzt, denn die Pflanze bedeckt auf den Hochebenen
viele Quadratmeilen, und nicht mit Unrecht reden die
Franzosen von einem Ocean de Haifa. Diesen natürlichen Reichthum
verwendbar zu machen, ist das Ziel, das sich Herr Jus
gesteckt, und er hat bereits sehr beachtenswerthe Resultate in
dieser Richtung erzielt.
Die Haifafaser hat den grossen Fehler, dass sie sich nicht so
l'eicht isoliren lässt, wie bei Flachs und Hanf; röstet man sie, so
verliert sie, gleichviel ob man sie in kaltem oder in warmem
Wasser weichen lässt, ihre Geschmeidigkeit und wird brüchig.
Daran sind bis jetzt alle Experimente gescheitert. Herr Jus hat
nun alle mögliche chemisch wirkende Stoffe versucht und es ist
ihm schliesslich gelungen, die Fasern zu trennen, ohne dass diese
ihre Geschmeidigkeit" einbüssen. Der Klebestoff wird dabei in
*) Nach Hehn sind sowohl das XevxoÄivov, das die Phönizier dem
Xerxes zum Zusammenbinden der Schiffbrücke über den Hellespont liefern
mussten, wie die ’hevxeu, die Hiero II. für sein berühmtes Prachtschiff aus
Iberien kommen liess, auf die Haifa zu beziehen.