und Angesehenen seines Stammes, Eblis hatte ihn verblendet, er
trat jeden Widerstand mit blutiger Gewalt nieder und der Tag der
Hochzeit kam. Er hatte alle Nachbarstämme geladen, aber nur
wenige Gäste, durch seinen Reichthum verführt, erschienen, die
Gläubigen blieben dem frevelhaften Feste fern. Der Abend brach
herein und in prunkendem Zuge wollte der Kaid seine Neuvermählte
ins Zelt geleiten, da erbebte die Erde, Flammen und siedendes
Wasser brachen hervor, Blitze zuckten vom Himmel, der Donner
grollte, und ,als der Morgen graute, standen Braut und Bräutigam
mit ihren Begleitern da, in Stein verwandelt, wie man sie noch
heute sieht. Noch sprudelt das kochende Wasser hervor, noch
hört man unter der Erde die Töne der Hochzeitsmusik, und bisweilen
werfen die Quellen Körner des Kuskussu*) aus, mit dem
die Gäste bewirthet wurden. Kein Araber würde wagen, um
Mitternacht die Stelle zu betreten, denn m der Geisterstunde bekommen
die Steinkegel wieder Leben, die Festlichkeiten beginnen
auf’s Neue, der Neugierige muss theilnehmen und am anderen.
Morgen ist die Zahl der Kegel um einen vermehrt.. Die Stätte
heisst deshalb Harumam Meskh’outin, das Bad der Verfluchten.
Diesem Aberglauben ist es zuzuschreiben, dass trotz der Vorliebe
der Araber^für heisse Bäder die Stätte verödet blieb und der Malaria
verfiel. Es ist das eine merkwürdige Ausnahme in Nordafrika; an alle
anderen Warmbäder knüpfen sich Legenden von wohlthätigen
Heiligen, welche sie zu Nutz und Frommen der leidenden Menschheit
hervorbrechen liessen , nur Hammam Meskhoutin hat diese
düstere diabolische Sage. Sollte darin die Erinnerung an eine „in
der Araberzeit eingetretene Katastrophe erkennbar sein? Vielleicht
an den Durchbruch der Hauptquellen an ihrer heutigen Stelle ?
Zur Römerzeit war an den Aquae tibilitanae sicher ein nicht minder
reges Badeleben, als an den Aquae calidae am Zaccar, aber es ist
wenig genug davon übrig geblieben. Ein grosses Badebassin dient
jetzt noch der Militärbadeanstalt, ein anderes liegt höher als das
Niveau der heutigen Quellen auf trockenem Feld; ein drittes
konnte bis zur Erbauung der Eisenbahn noch seine Bestimmung
*) Weizenmehl mit etwas Oel zu Kügelchen gerieben und dann über
kochendem Wasser gedämpft. Die angeblichen Körner sind Erbsensteine, wie
sie sich auch in anderen Quellen derart bilden, indem sich um ein hineingefallenes
Sandkörnchen Travertin ahsetzt, der in dem ewig brodelnden Wasser
natürlich erbsenrund werden muss. —
erfüllen, wurde aber dann angehauen, und seine Wässer fliessen
heute an der Böschung des Bahndurchstichs hinab. Sie haben
hier auch sehr hübsche Inkrustationen gebildet, und gerade diese
beweisen , wie unsicher und trügerisch alle auf die Mächtigkeit
solcher Schichten gegründeten Berechnungen sind. Tchi h at -
c h e f f war hier am 22. Mai 1878; die Entleerung des Reservoirs
hatte zwei Monate früher stattgefunden, und in dieser Zeit
hatte sich bereits eine Kalkschicht von 10 cm Dicke gebildet.
Das gibt ganz richtig für das Jahr 60 cm und bis zum Mai
1884 hätte die Schicht, vorausgesetzt, dass sie nicht von der Bahnverwaltung
entfernt wurde, eine Dicke von 3 m. erreichen' müssen.
Ich habe' sie nicht genau gemessen, aber offenbar war sie keine
25 cm. dick. Allem Anschein nach erfolgt der Niederschlag
nicht zu allen Zeiten gleichmässig, vielleicht-im Anfang auf rauher
fremdartiger Unterlage rascher, als später, auf den gleichartigen,
glatten Schichten, die schon bis zu einem gewissen Grade durchwärmt
sind. Dem muss es auch zuzuschreiben sein, dass die römischen
Piscinen, die doch immer mit Wasser erfüllt waren, nicht
von dem Quellenabsatz ausgefüllt worden sind.
Sonst ist von römischen Alterthümern wenig genug vorhanden.
Freilich hat man auch nicht danach gesucht, denn bis zur Eröffnung
der Eisenbahn war Hammam Meskhoutin so gut wie vergessen.
Nur der'Kaskade gegenüber auf dem anderen Ufer des
Oued Chedakra, der das Quellengebiet völlig abschliesst, hatte die
französische Regierung eine Militärbadeanstalt mit 200 Betten
errichtet, die auch Civilkranke äufnahm, aber nur vom 15. April
bis 1. Juni eröffnet war, den Rest des Jahres über war das
Bad verlassen. Erst seit drei Jahren hat man auch hier die
Quellen einem Unternehmer überlassen, der aber leider nicht den
Unternehmungsgeist und die Energie zu besitzen scheint, wie Herr
Arles-Dufour in Hammam-Rirha. Immerhin hat er schon Vieles
gethan. Um einen grossen viereckigen Platz etwas oberhalb der
grossen Quelle erheben sich die einstöckigen, aber freundlichen
und sauberen Gebäude; die Zimmer in dem neuen Querbau nächst
den Quellen, in dem sich während der Saison auch eine
Postanstalt befindet, entsprechen allen Anforderungen eines unverwöhnten
Touristen. In den älteren Räumen befinden sich ausser
den früheren Logirzimmern, die allerdings etwas eng sind und
nur noch in Nothfällen als Aushülfe dienen, der Speisesaal und