Die Silos oder Mataiuoras sind wo möglich in den natürlichen
Felsen gehauene trockene Gewölbe, nur. durch ein Loch oben zugänglich,
welches durch einen genau passenden Stein geschlossen
werden kann; man füllt sie ohne alle weiteren Vorsichtsmass-
regeln mit Frucht bis obenhin, legt dann den Stein auf und
schüttet Erde darüber. Die obersten Schichten keimen zwar
etwas, aber gerade dadurch verschmelzen die Körner mit einander
und bilden eine luftdichte Decke, unter welcher der Rest sich
viele Jahre hält. Die Unsicherheit der Ernten, die Häufigkeit
trockener Jahre mit völligem Misswachs haben schon früh das
Bediirfniss solcher Äufbewahrungsanstalten hervortreten lassen.
Auch die uns unverständlichen Ausfuhrverbote in den südlichen
Ländern erscheinen berechtigt, wenn man bedenkt, dass man nie
wissen kann, ob die nächste Aussaat nicht völlig fehlschlägt.
Selbst die so wenig vors'orglichen Araberstämme besitzen deshalb
Silos, in denen sie den Ueberschuss guter Jahre aufheben, und
es gehört zu den häufigsten guten Werken reicher Familien, dass
sie eine Quantität Getreide geben zur Aufbewahrung im Silo bis
zur nächsten Missernte. Langjährige Erfahrung hat die- Punkte
erkennen lassen, wo das Gestein ganz - besonders zur Anlage
solcher Magazine geeignet ist; manche Gegenden geniesseu einen
besonderen Ruf, so dass selbst fremde Stämme sich das Recht
erworben haben, dort Silos anzulegen. Nur der Wüstenbewohner
spottet über solche Vorsicht und stellt den Matamores der Ackerbauer
lachend seine M’t amo r e s r a h a l a entgegen, seine wandernden
Vorrathskammern, die Heerden.,
Am Nachmittag machte ich allein noch einen kleinen Gang
dem Scheliff entlang, und wenn er mir auch wenig Ausbeute
brachte, so war er mir doch hochinteressant durch den Einblick,
den er mir in die Art und Weise verschaffte, wie der.Fluss am
Austiefen dep Thaies arbeitet. Man sieht es dem wasserarmen
Scheliff nicht an, dass er schon so weit herkommt und dass seine
Quellen fast dreihundert Kilometer entfernt am Dschebel Amour
liegen. Er ist eben ein ächter Steppenfluss, nahe der Quelle
wasserreicher, als weiter unten; seine Zuflüsse sind nicht stark
genug, um den Verdunstungsverlust zu ersetzen, obschon sie dem
ganzen Südabhang des Ouaransenis entlang laufen. Das »Auge
der Welt« ist zwar von Norden gesehen eine gewaltige Bergmasse
und trägt Schnee bis zum Mai, aber auclj hier schliesst
sich nach Süden hin eine Plateaufläche in solcher Höhe an, dass
nur ein ganz kurzer Abhang übrig bleibt und die Wasserscheide
liegt so dicht am Südrande des Gebirges, dass fast alles Wasser
nach Norden abfliesst, auch zum Scheliff, aber erst zum letzten
Drittel seines Laufes. Im Winter, wo auf den Plateaux überall
Schnee- fällt, schwillt der Scheliff aber manchmal sehr beträchtlich
an und füllt sein 30-. -10' tiefes Bett bis zum Rande.
Die Ufer sind senkrecht, nur aus Lehm bestehend, den der Fluss
selbst hier angeschwemmt hat als er noch einen ausgedehnten
See bildete. Der Felsriegel, der ihn damals staute, ist hoch
deutlich zu erkennen ; er liegt eine gute Viertelstunde unter dem
Dorf .und ist nun auf- einen spitzen Hügel reduzirt, um welchen
der Fluss sich herumwindet,; die Felsenbänke sind im Bett noch
vorhanden und bilden eine kleine Stromsbhnelle, deren oberster
Rand die Tiefe bedingt, bis zu welcher die Flusssohle ausgenagt
wird. Für gewöhnlich ist diese aber nicht einmal ganz vom Wasser
eingenommen, der Fluss windet sich herüber und hinüber und
greift bald auf dieser, bald auf jener Seite den Steilrand an,
während er gegenüber ein halbrundes O O Vorland bildet. Geht man
dem Ufer entlang, so sieht man fast auf der ganzen Länge demselben
einen tiefen Spalt parallel laufen; er grenzt die Portion
ab, welche bei der nächsten Fluth dem Fluss zum Opfer fallen
soll. Wo Regenrinnen vom Berg herabkommen, haben sie an
dieser Kluft brunnenartige Schächte ausgewaschen, welche unten
mit dem Flussbett kommuniziren und zur Vorsicht beim Gehen
zwingen. Bei der nächsten Fluth stürzt der ganze abgelöste
Streifen um und wird fein zertheilt hinuntergeführt in die Ebene
von Orleansville, deren Felder der Lehm befruchtet. Das Bett
ist dann um soviel breiter geworden, denn Neuablagerungen finden
nur in ganz geringer Höhe über der Thalsohle statt, und sie gestehen
hauptsächlich aus dem Sand, den die kleineren Seitenbäche
von den umliegenden Höhen herabführen, nicht aus Lehm, der
nur aus ruhigem Wasser ausfällt. Nach der Fluth beginnt dasselbe
Spiel von neuem, die Austrocknung löst einen neuen Streifen
vom Uferrand los, und ein aufmerksamer Beobachter könnte nach
ein paar Jahren mit annähernder Bestimmtheit berechnen, wieviel
Zeit der Scheliff brauchen wird, um die ganze Ebene von Boukhrari
etwa 30' tiefer zu legen. Natürlich geht das aber nicht in demselben
Tempo in alle Ewigkeit fort, denn •sobald das gegenwärtige