an; ihr Saamen erfüllte die Luft dermassen, dass es manchmal
aussah wie ein Schneegestöber.
An den Salzseen .wurden wir durch einen eigenthümlichen
Anblick überrascht. Im seichten Wasser standen Hunderte von
_Flamingos, hier regelmässige Sommergäste, wie in Südspanien
und Sardinien. Bei guter Zeit waren wir in el Guerrah und
hatten nun den Tag Tür unsere Exkursion frei. Die Gegend
hatte ich in guter Erinnerung behalten und so stiegen wir gleich
durch einen Ravin auf das gegenüberliegende Plateau hinauf.
Schon hier fanden sich Schnecken genug und noch mehr Käfer;
in den Blütheii wimmelte es yon Cetonien, Clitus und anderen
bunten Blumeifkäfern, wir haben niemals in Algerien eine reichere
Insektenausbeute gemacht. Kaum eine Viertelstunde weiter durchschritten
wir eine kleine Einsenkung und auf ihrer anderen Seite,
wo die Felsbänke senkrecht abbrechen, fänden wir endlich wirklich
die gesuchte Schnecke (Helix massylaea Mor.), trotz ihrer
Grösse so gut verborgen, dass es des genauesten Suchens bedurfte,
um sie aufzufinden. Es ist wirklich überraschend, mit
welcher Sicherheit diese anscheinend so stumpfsinnigen Thiere die
Stellen aufzufinden wissen, an denen sie vor Nachstellungen am
meisten gesichert sind. Es scheint sogar als ob sie darin Erfahrungen
machten und beherzigten, denn die jungen und unausgewachsenen
findet man viel häufiger ungenügend versteckt, als die ausgewachsenen,
und sie setzen sich auch viel häufiger sowohl der
Winterkälte als der Sonnenhitze aus und gehen dadurch zu Grunde.
Auf der anderen Seite des Felsrückens sahen wir uns in dem
Thalkessel, welcher offenbar der Quelle die Entstehung verdankt,
die in seinem Grunde entspringt. In der Entfernung von etwa
einer halben Stunde lag die Mühle, welche der Fluss gleich
nach seinem Ursprung treibt uud wir hätten nun direkt auf
sie | zugehen sollen, aber zur Rechten zog ein Ravin in die
Berge hinein, dessen Felsränder uns bequemere Ausbeute versprachen.
Wir hatten uns nicht getäuscht und füllten schnell
das Körbchen bis zum Rande. Hier waren wir wieder im Gebiete
der Steingräber, zu Hunderten standen sie auf den wenig geneigten
Felslagen. Hier und da hatte man sie auch am Rande
des Felsgebietes auf Kulturboden errichtet, aber hier waren unter
dem Druck der kolossalen Deckplatten die Tragsteine aüseinander-
gewichen und die Gräber eingestürzt.
Mittlerweile hatte der Himmel sich immer dichter umzogen
und es fing an ganz gründlich zu regnen ; wir liessen also Quelle
Quelle sein und eilten zum Bahnhof zurück. Nachher hellte es
sich wieder etwas auf und wir konnten wenigstens noch ein paar
Käfer sammeln-: Gegen fünf kamen die verschiedenen Züge, und
um sechs waren wir in Kroubs. Wir liessen das Gepäck im
Bahnhof und wanderten ins Städtchen hinauf, um Quartier zu
suchen. Aber wir sollten hier auch einmal die Kehrseite der
algerischen WirthshauSverhältnisse kennen lernen. Im Hôtel du
Kroubs gab mir die Wirthin auf meine_ höfliche Frage, oh ich
ein Zimmer haben könne, ein einfaches barsches Non zur Antwort,
ohne sich auch nur vom Stuhle zu erheben. Auch im
Hôtel de France besann sich die Wirthin lange, ehe sie sich entschloss
uns aufzunehmen, und als Ich, da meine Frau, müde und
nass, alsbald zu Ratte gehen wollte, sie bat, uns Thee zu bringen
zog sie ein schiefes Gesicht und ging. Wir warteten denn auch
umsonst und schliesslich ging ich zum nächsten Epicier und holte
Brod und Schweizerkäse, | so dass wir die Dame nicht weiter zu
belästigen brauchten. Die Betten waren übrigens gut und sauber
und wir schliefen ausgezeichnet. Am anderen Morgen waren zum
Kaffee weder Milch noch Brödchen zu haben, und als ich wegen
des Thees fragte,, antwortete mir die Frau Wirthin. im schnippischesten
Tone, sie sei keine Magd und brauche ihren Gästen
nichts auf das Zimmer zu bringen. Als ich mich darüber einiger-
massen wunderte, erklärte sie mir, sie habe uns nicht gerufen,
wir könnten machen, dass wir fortkämen. Das thaten wir natürlich,
ich dankte der Frau Wirthin für die Berichtigung meiner
irrthümlichen Ansichten über die französische Höflichkeit und wir
. gingen zum Bahnhof, in dessen guter Restauration wir nachholen
konnten, was wir im Hôtel versäumt.' Es war eine furchtbare
Schwüle, selbst die Insekten schienen darunter zu leiden, denn im
Gegensatz zu el Guerrah machten wir hier in den massenhaft
vorhanden Disteln nur ganz geringe Ausbeute an Käfern.
Um elf Uhr ging es weiter durch die uns wohlbekannte
Gegend nach Böne zu. Im Fluge saherr wir noch einmal die
fruchtbeladenen Felder des Ouëd Zenati, Hammam Meskhoutin
und die Ebene von Guelma. Von Duvivier ab erfreute uns
wieder die bestkultivirte Gegend Algeriens; trotz der sengenden
Hitze wurde überall in den Weinbergen gearbeitet, der Wein