die Gesellschaftszimmer; die linke Seite nimmt ein Pavillon für
den Direktor und den Arzt ein. Den Raum füllen Anlagen,
die freilich noch im Entstehen waren,, aber bei dem herrlichen
Klima und genügender Bewässerung rasch genug heranwachsen
werden. In der Mitte ist ein Bassin mit Springbrunnen und oben
vor dem alten Kurhause steht den ganzen Raum überdeckend und
für mindestens hundert Personen Schatten bietend ein Baum, wie
ich ihn noch nie schöner gesehen habe. Ich hielt ihn anfangs
für eine Esche, bis mich einer der Badegäste darauf aufmerksam
machte, dass es eine Pistacie, allerdings in einer selten vorkommenden
Varietät sei; durch Vergleichung mit einer jungen Esche
die man absichtlich danebengepflanzt, konnte ich mich überzeugen,
dass er recht habe. Auch eine Anzahl 'schöner alter Oelbäume
stehen umher und geben erwünschten Schatten; um das alte Bad
an der anderen Thalseite herum bilden sie einen förmlichen
Wald.
Die Bäder für die christlichen Badegäste — denn aus den
bekannten Gründen verweist man auch, hier die Araber und die
eingeborenen Juden, welche letztere die Hauptmasse der Besucher
ausmachen, in ein besonderes Lokal — liegen am Abhange nahe
der grossen Kaskade und sind noch einiger Verbesserung fähig.
Das kleine Gebäude enthält vier Badewannen, jede mit einem
Ankleideraum ; Schwitzzimmer und Ruhebetten sind noch ein
frommer Wunsch, man muss nach jedem Bade sofort durch die Luft
was im Winter bèi Regenwetter machmal sehr-unangenehm sein
mag. Das Wasser wird zu jedem Bad vollständig gewechselt;
das heisse tritt durch eine offene Rinne ein, welche dem Oberrand
der Badewanne entlang läuft; man kann es durch eine
eiserne Kelle absperren; kaltes Wasser kann man- durch eine
Röhrenleitung mit Hahn nach Belieben einlassen, gewöhnlich
badet man bei 35—40° C. 'Ausserdem sind noch Mn Douchebad
und ein Dampfbad da, aber in gesonderten Gebäuden. Hammam
Meskhoutin hat eine wunderbare Wirkung auf alte Rheumatismen,
Lähmungen, Verhärtungen und manche Hautkrankheiten, aber
Hammam Rirha gegenüber fehlen ihm die, grossen Vorzüge der
Höhenlage, und von einer Sommersaison kann, da die Malaria
von Juni ab den ohnehin heissen Thalkessel unbewohnbar macht,
keine Rede sein. Am ersten Juni wird das Bad geschlossen; es
bleibt dann nur ein Aufseher da, von dessen Eamilie schon ein
paar Glieder auf dem kleinen Friedhof dicht über dem Badegebäude
ruhen. Es ist merkwürdig, dass hier, wo doch stehende
Gewässer absolut nicht vorhanden sind, die Malaria so verderblich
auftritt, wie nur irgendwo in einer sumpfigen Küstenebene;
ich kann die Ursache nur in der Durchtränkung des Untergrundes
mit warmem Wasser suchen.
Im Winter und Frühjahr ist Hammam Meskhoutin vollkommen
gesund und ein sehr angenehmer Aufenthalt; als zeitweise Winter-
stätion kann es um so mehr empfohlen werden, als die Verpflegung
ausgezeichnet und der Pensionspreis (10 fcs. den Tag) nicht zu
hoch ist. Für den Naturforscher insbesondere ist die Gegend,
auch abgesehen von den heissen Quellen, sehr interessant, und
der Jäger findet reichliches Wild. Auf Raubthiere ist freilich
auch hier nicht mehr zu, rechnen Hyänen und Panther kommen
wohl noch vor, aber der bekannte Jäger von Berlepsch hatte
gerade in diesem Winter zwei Monate hier gejagt, ohne auch nur
eine Hyäne zum Schuss zu - bekommen. Für den Alterthumsforscher
Hessen sich vielleicht in dem umgebenden Buschwald
lohnende Forschungen anstellen, ausserdem findet er aber im
Bereich einer Tagesexkursion auf dem Plateau von Roknia eine
der interessantesten Anhäufungen von Dolmens, die Algerien besitzt.
Für uns war die nähere Umgebung von Hammam Meskhoutin
nicht sonderlich ergiebig, aber wir hatten die ganz besondere
Bequemlichkeit, - die erbeuteten grösseren Schnecken sofort in der
heissen Quelle kochen zu können, freilich eigentlich eine Entwürdigung
für »des Teufels Kochkessel«-. Die Felsen der Umgebung
erwiesen sich vollkommen schneckenlos. Freilich verdanken sie
anscheinend auch sämmtlich der Quelle ihre Entstehung und sind
somit reich an schwefelsauren Salzen; hier und da haben sich in
ihnen sogar Schwefelkiesknollen gebildet. Von besonderem Interresse
für das Verständniss ihrer Entstehung war eine kleine Exkursion
nach dem sogenannten .»unteri rdischen See«, die
wir in Begleitung eines jungen Kaufmanns aus Konstantine machten.
Es ist nur ein halbstündiger Spaziergang, dennoch muss man einen
Führer mitnehmen, da der Eingang zur Höhle schwer zu finden
ist. Wir gingen überWiesen , auf denen gerade gemäht wurde,
und an,schönen Weizen- und Gerstenfeldern hin, die zum Bade
gehören. Ueberall sind Oelbäume, zum Theil schon veredelt, viele
ganz frisch gepfropft. Ein langer seltsam aussehender Felsenkamm