ja diese früher sehr anstrengende Reise ganz leicht. . So Hessen
wir also Gepäck und Ausbeute unseren freundlichen Wirthsleuten
und fuhren am 13. Mai mit dem ersten Zug nach Kroubs*)
Hier hatten wir drei Stunden Zeit, und wollten diese benutzen,
um die ersten Dolmens an der Strasse nach Guelma, die nach in
Konstantine eingezogenen Erkundigungen nur ein kleines Stündchen
vom Bahnhof entfernt sein sollten, zu erreichen. Aber auch
hier waren die Angaben wieder falsch, wir liefen über eine gute
Stunde weif, ohne etwas zu finden , und auch als wir einen anscheinend
viel näheren Maulthierpfad zum Rückweg einschlugen,
fanden wir keinen Dolmen und hatten unsere liebe Noth, noch
rechtzeitig den Bahnhof zu erreichen. Es war zum ersten, Mal
' tüchtig heiss, aber auf einem der glühenden Kalksteine sass ganz
behaglich eine Kröte, ein sicheres Zeichen, dass für den Nachmittag
ein Wetter zu erwarten.
Die Bahn verlässt kurz hinter Kroubs das reich bewässerte Thal
des Bou Merzoug und führt durch ein enges Seitenthal einem Kalkberge
zu, dem seine düstere Färbung den Namen Mo nt ag ne noire
verschafft hat. Bald betritt sie die kahle Felsenwildn-iss, deren Westende
wir bei el Guerrah betreten, und hier sieht man von der Bahn
aus zahlreiche wohlerhaltene Dolmens zwischen den Trümmern unzähliger
anderer stehen. Das Terrain bleibt sich völhg gleich bis zur
StationBouNouara und von dort aus haben wir auf dem Rückzug
den Dolmens-einen längeren Besuch abgestattet. Hier ist man noch
im Gebiet des Bou Merzoug, aber sehr bald überschreitet man
die wenig auffallende Wasserscheide und gelangt an den Ouëd
Zenat i , welcher schon dem bei Böne mündenden Seybouse tributär
ist. Die Gegend bleibt sich immer gleich, entsetzlich kahle Kalkberge
mit einem nicht sehr breiten fruchtbaren Thalgrunde dazwischen.
Hier beginnen die ausgedehnten Ländereien, welche
die Société g é n é r a l e a l gé r i enne von der Regierung erhalten
hat, um sie zu kolonisiren und zu besiedeln. Die: Gesellschaft ist
auch ihren Verpflichtungen in soweit nachgekommen, als sie eine
Anzahl Dörfer erbaut hat; den etwa sich meldenden Kolonisten
werden aber solche Bedingungen gestellt, dass sie nicht darauf
eingehen können, und so bleibt die Gesellschaft vorläufig wenigstens
— ich hörte in Algier ihre Lebensfähigkeit und Solidität sehr
*) So wird der Name auf den Eisenbahnbilleten geschrieben, auf den
Karten liest man auch Khroubs oder el Kroub.
häufig' in Zweifel ziehen — im Besitz des Terrains und bezieht
aus der Verpachtung desselben an Eingeborene einen hübschen
Ertrag. Derselbe wird noch dadurch gesteigert, dass sie die ein-1-
zige Käuferin für die Ernten ist, respektive durch Vorchüsse zur
rechten Zeit sich dieselben zu sichern weiss. An jeder Station hat
sie darum -unmittelbar neben dem Geleise und durch Weichen mi t ,
demselben verbunden Si lo’s eingerichtet, gemauerte oberirdische
Keller, aber ganz analog den unterirdischen Kornspeichern der
Araber, Die Frucht wird auf èiner auch für Maulthiere passir-
baren Stiege in den oberen Stock gebracht, und dort auf einer
europäischen Fegemühle gereinigt, was bei der Dreschweise der
Eingeborenen unbedingt vor dem Wiegen geschehen muss, wenn
man nicht' eine Unmasse Erde mit bezahlen will; dann schüttet
man sie in die Gewölbe , aus denen sie direkt in die Waggons
laufen kann. Die Gesellschaft realisirt dabei einen ganz hübschen
Gewinn, aber die Eingeborenen kommen aus den Vorschüssen nie
heraus und sind so gut wie Leibeigene der Société, und den Kolonisten
wird ein für sie bestimmtes nnd zu ihrem Besten expro-
priirtes Stück gutes Land auf diese Weise vorenthalten.
Auch die beiden nächsten Dörfer Aïn*) Abid und Aïn Regadä,
sind solche »potemkin’sche Dörfer«, aber sie bieten, von ausgedehnten
Baumpflanzungen umgeben, in der kahlen Gegend ein sehr erfreuliches
Bild. Dann folgt Ouëd Zenat i , dem die hiei einmündende
Strasse von Aïn Beida, Tebessa und den Aurès grössere
Wichtigkeit verleiht. Von hier aus wird wahrscheinlich schön
bald eine Bahn nach Tebessa und von da hach dem südKchen
Tunis auslaufen, welche das einst mit Städten bedeckte hochkul-
tivirte Land am Nord- und Ostfuss der Aurès wieder der Kultur
erschliessen soll. Das Thal ist hier weiter und man sieht einige
industielle Anlagen, aber die Berge bleiben immer gleich kahl und
steinig, und das Gebiet der Dolmens reicht bis hierher. Erst mit
Bordsch Saba t h ändert sich das Bild, alle Abhänge bedecken
sich mit wilden Oelbäumen , die förmliche Wälder bilden. Auch
sie sind deutlich als eine zweite Generation, als Ausschläge aus uralten
Wurzelstöcken zu erkennen, die einzigen erhaltenen Spuren
.aus der glücklichen Zeit, wo die räuberische Verwaltung der Türken
noch nicht jede Bodenkultur unmöglich gemacht hatte und diese
*) Aïn bedeutet Quelle; die nacb Quellen benannten Orte sind in Nordafrika
kaum zu zählen.