rühmten üppigen Paradiese ohne die Wasserleitung unterhalten
konnten, auch wird ausdrücklich berichtet, dass Gelimer, nachdem
Belisar Karthago eingenommen, die Leitung abschneiden liess, um
die Byzantiner in Verlegenheit zu bringen. Sie bestand also damals
noch und muss auch in der nächsten Zeit keine beträchtliche
Zerstörung erlitten haben, sonst würde Procop ihre
Wiederherstellung melden. In den nachfolgenden Kämpfen mag
sie gelitten haben, aber die Araber fanden sie noch in der Hauptsache
vor. Ihre Chronisten nennen sie Che r ä j e t t a r g u s c h
und zählen sie unter die Wunder der Welt. Unter ihrer Herrschaft
wird sie theilweise zerstört und durch einen kräftigeren
Regenten wieder hergestellt worden sein, mit dem Verfall von
Tunis ist sie-auch zu Grunde gegangen, ohne dass man weiss,
wann. Ihre Trümmer haben hier und da als Steinbruch gedient,
doch lagen dafür die vielen verlassenen Städte eigentlich bequemer
und was heute zerfallen ist, sind besonders die neuen arabischen
Theile. Nichts charakterisirt schärfer die unverbesserliche Nachlässigkeit
der maurischen Regierungen, als dass sie dieses Werk
verfallen und die Grossstadt Tunis vom Cisternenwasser abhängig
werden liessen. Erst Achmed liess sich zu einer Restauration bewegen,
starb', aber, darüber, und es dauerte noch ziemlich lang,
bis die Arbeit unter seinem Nachfolger wieder aufgenommen
wurde. Die französische Gesellschaft, welche die Wiederherstellung
übernahm, hat leichtes Spiel gehabt, die drei Stunden lange
Galerie, welche aus dem Thal von Zaghouan in das des Miliana
herüberleitet, erwies sich als vollkommen unversehrt und brauchte
nur- gereinigt zu werden, um wieder brauchbar zu sein; von
ihrem Ausgang ab aber genügte eine Röhre unmittelbar auf der
Oberfläche, da hier ja kein Frost zu fürchten; eine Wiederherstellung
der antiken Bogen, auf die man allerdings die Rechnung
bei dem Vertrag mit der Regierung eingerichtet hatte, erwies
sich als unnöthig.
Immer die Bogenreihe entlang fahrend erreichten wir den
Oued Miliana und überschritten ihn auf einer hübschen modernen
Steinbrücke. Dicht daneben sieht man noch die Fundamente einer
grossartigen römischen Strassenbrücke und die Widerlager, auf
denen die Bogen der Wasserleitung ruhten ; die moderne Leitung
zieht unter dem Flussbett vermittelst eines Siphon durch. Drüben
hebt sich der Boden und die Bogen werden niedriger und breiter;
unter einigen haben Araber ihre Wohnung aufgeschlagen. Endlich
tritt die Leitung in die Erde und wird nur noch in bestimmten
Abständen durch brunnenartige Einsteigöffnungen bezeichnet.
Offenbar hat man sie in genau derselben Weise angelegt, wie
heute noch nach Lenz die Berber in Marokko bei ihren oft
ausgedehnten Bewässerungskanälen verfahren; man grub in nicht
allzugrossen Abständen Schachte und verband diese unten. So
werden heute noch fast ohne alle Hülfsmittel stundenlange Galerien
angelegt.
Der Weg betritt nun ein mit Buschwald bedecktes Hügelland;
Eichen, Pistazien, Myrthen und der Dent du chien — arabisch
S’rib oder Serib, wovon' abgeleitet Seriba, Umzäunung — bedecken
den Boden, von Ansiedelungen keine Spur. Und trotzdem ist
das Land fruchtbar, wie die ausgedehnten Trümmer von Oudna,
dem alten Uth ina , beweisen. Nur ein paar Hirtenfamilien
wohnen heute in den Ruinen der einstmals blühenden und volkreichen
Stadt. Arbeiter waren gerade damit beschäftigt, eine
neuerdings wieder aufgefundene Quelle, welche einst Uthina versorgte,
zu reinigen und mit der grossen Wasserleitung zu verbinden;
man hatte eben wieder die antike Galerie aufgefunden,
welche das Wasser einst in die Cisternen führte*). Von Thierleben
war keine Rede, die unzähligen Heuschrecken abgerechnet,
deren Zeit nun begann und deren Gezirpe stellenweise vollständig
betäubend war. Der Buschwald blieb sich völlig gleich, bis wir
den ca. 200 m hohen Kamm erreichten.
Nun sahen wir den Berg uns schon nahe gegenüber. Durch
ein von den obersten Verzweigungen des Oued Ksar el Kol lal
wild zerrissenes Thälchen fahren wir hinab in die Ebene von
Zaghouan und sahen nun auch die weisse Stadt, anscheinend an-
gelehnt an die mächtige Felskuppe des Berges. Ein ausgedehnter
Olivenwald erfüllt die Fläche, an den Hängen folgen gutbewässerte
Gärten mit einzelnen Palmen und Cypressen, der Weg
steigt steiler empor und bald sind wir vor dem Wahrzeichen von
*) Wir sollten uns hier überzeugen, wie strenge es der Muhamedaner
mit dem Fasten im Ramadan nimmt.- Als wir von dem köstlichen Wässer
tranken, boten wir natürlich auch dem Kutscher davön an, aber er wies es
zurück und als Miceli ihn aufforderte, doch nur zu trinken, es sehe es ja
doch Niemand, deutete er ernst gegen den Himmel und sagte: schuf Rebbi,
der Herr sieht’s.