die vorphönicischen Zaueken riefen hier zu ihren Göttern,
Ptoleraaeus kennt ihn als den Götterberg, den Atos opo?; dann
war er ein Lieblingssitz der christlichen Einsiedler; auf dem
Mons Ziguensis erschien, als der Arianer Hunerich die Verfolgung
der Rechtgläubigen begann, ein Himmelsbote und rief über das
Land: Migrate, migrate (wandert aus, wandert aus). Dann traten
fromme Marabuts an die Stelle der Christen und heute ist der
Hochgipfel dem Sidi bou Gab r i n geweiht, dessen Kubbah den
höchsten Punkt einnimmt. Die Franzosen haben nun oben einen
Beobachtungsposten errichtet, der in der Revolutionszeit eine
wichtige Rolle gespielt hat, denn von hier aus übersieht man
weithin das Flachland ringsum und kann optische Signale mit
der ca. 50 km in der Luftlinie entfernten Kasbah von Tunis
austauschen.
Auf der Grenze zwischen dem Mergelschiefer und dem festen
Kalkfels entspringen die berühmten Quellen, von denen die eine
ganz Nordtunis speist, während die anderen Zaghouan versorgen
und ihren Ueberfluss, wenn solcher vorhanden, südlich von
Hammamet ins Syrtenmeer ergiessen. Das Wasser, frisch an
der Quelle getrunken, ist köstlich und man begreift, warum
Obei'd Al l a h , der erste fatimidische Khalife, es für das beste
der Welt erklärte und kein anderes trinken wollte. Die Aussicht
auf die gegenüberliegende Stadt in ihrer grünen Umrahmung
mit der Bergkette des Dschebel Salem im Hintergründe
ist prächtig, unser vorläufiges Suchen ergab ein sehr
erfreuliches Resultat, und so kehrten wir bei einbrechender Dunkelheit
seelenvergnügt ins Quartier zurück. Dort fanden wir auf
dem Tisch schon, mit einem geflochtenen Strohdeckel sorgsam
bedeekt, eine grosse Porzellanschüssel mit Kuskussu, garnirt mit
den Stücken eines gebratenen Huhnes, daneben ein grosses Gefäss
mit Milch und Körbchen , mit Feigen und Pflaumen. Der Khalifa
selbst liess sich entschuldigen, er könne nicht kommen um uns
Gesellschaft zu leisten, da er im Ramadan Abends Gäste habe.
Wir Hessen es uns auch ohne ihn köstlich schmecken und
richteten uns dann in dem Balkonzimmer so gut wie möglich
auf den Matrazen des Khalifa häuslich ein. Unsere Reisebegleiter
gingen noch ein wenig ins Cafe, wo sie die Hauptwürdenträger
trafen, und hatten dort Gelegenheit, ein Stückchen einheimischer
Justiz mit anzusehen. Ein junger Bursche hatte einen Araber
in seinem Garten erwischt, wie er ihm das Wasser abschnitt und
nebenbei Birnen stahl. Das Verfahren war kurz und summarisch;
der Verbrecher wanderte aus dem Cafe direkt ins Gefangniss,
um am anderen Morgen die Bastonade zu erhalten, und die gestohlenen
Birnen wurden konfiseirt und zum Theil uns zum Geschenk
gemacht.
Die Nacht verging leidlich; Ratten und Mäuse waren aus
Mangel an Subsistenzmitteln in dem unbewohnten Gebäude
nicht vbrhanden, das in den Matratzen .etwa eingeschleppte
kleinere Ungeziefer hielt unser Insektenpulver in Schranken und
Schnaken kennt Zaghouan nicht; nur ein Schwälbchen, das in
unserem Zimmer nistete und dem wir den gewohnten Ausgang
versperrt, störte uns den Morgenschlaf. Schon früh waren wir
darum bei der Hand, machten mit Hülfe einer blechernen Waschschüssel,
die ein Franzose zurückgelassen haben musste, die
nöthigste Toilette, und stiegen wieder zum Felsen hinauf. Auf
dem Plateau fielen uns zahlreiche Häusertrümmer auf; sie künden
von einer blutigen Affaire, die bei der Annexion hier vorgefallen.
Ali ben Kh a l i f a , der Chef der südtunisischen »Insurgenten«,
hatte Zaghouan überfallen und Tunis das Wasser abgeschnitten.
Vor den anrückenden Franzosen wich er nach dem Berge zurück,
erschien aber am ändern Tage wieder und machte einen ernstlichen
Angriff. Die Kanonen der Franzosen trieben seine Reiter
natürlich bald in die Flucht, doch kam es für kurze Zeit zu
einem lebhaften Handgemenge, in welchem auch eine Anzahl
Franzosep fielen; sie liegen ein paar hundert Schritte weiter,
hinauf in einer Einbuchtung des Felsens begraben. Zaghouan
musste, obschon sein Ch’fifa nachweisbar Boten an die Franzosen
gesandt, den Ueberfall schwer büssen; die erste Forderung des
französischen Generals bestand in — 20 Köpfen von seinen Einwohnern,
deren Auswahl freundlichst dem Ortsvorstand überlassen
wurde; ferner mussten schwere Geldsummen bezahlt werden und
die Zaouia am Berge, allerdings ein Hauptsitz des Fanatismus
in Tunis, wurde völlig zerstört.
Eine prachtvolle Quelle entspringt in geringer Entfernung
vom Orte unter hohen Silberpappeln; sie dient nur zum Bewässern
der Gärten und zum Reinigen der Wolle. Den ganzen
Tag über waren die Frauen daran beschäftigt, unver schieiert
natürlich und nicht im Mindesten scheu, obschon oder vielleicht