lieh von einer Linie, die man sich von Marseille nach Brüssel
gezogen denkt, mit einer grossen Einbuchtung in Centralfrankreich.
Sie halten sich vorzüglich an das Litoral, greifen aber
auch m das centrale Gebiet der Auvergne und bis in die Thäler
der Pyrenäen hinen. Auf den 'öden Granitplateaux der Auvergne,
— wo das plattenförmig brechende Gestein allerdings die Errichtung
solcher Steingräber erleichtert und das haltbare Material
ihnen ungewöhnliche Dauer sichert — finden sich die Dolmen
so gross und massenhaft wie in, der Bretagne. Das lässt sich
ganz gut erklären, wenn man mit Fergusson annimmt, dass die
Urbewohner Galliens, iberischen Stammes und direkte Nachkommen
der Höhlenbewohner, von den einbrechenden Kelten in diese
wenig wirthliclieri Gegenden gedrängt wurden und dort noch
Jahrhunderte lang der Väter Sitte bewahrten, ja heute noch in
den Auvergnaten erkennbar sind. Dolmen finden sich ferner
in Portugal und Nord-Spanien und in ganz besonderer, Zahl in
Nord-Afrika. Das stimmt ausgezeichnet zu Scala’s Ansicht, auch
die englischen Dolmen, als nahezu ausschliesslich im Gebiet der
iberischen Silurer liegend, lassen sich damit vereinigen, aber wie
steht es mit den unzähligen Steindenkmälern in Arabien und
Palästina ?. in Centralasien bis nach China hin ? und endlich in
Vorderindien, wo die Küste von Malabar, die Nilgherries; ja das
ganze Plateau von Dekkan von Gräberfeldern überdeckt sind?
Das reicht weit über das Gebiet hinaus, das selbst die besten
Freunde der Iberer- diesen zuschreiben und man müsste schon
weiter gehen, und die ganze Nachkommenschaft Harns, die ganze
vorarische und nicht semitische Bewohnerschaft des Südens nebst
den afrikanischen und asiatischen Kuschiten und den Söhnen der
braunen Kudra in Indien als die Errichter der Steindenkmäler
anerkennen. Freilich, -was wissen wir von den Iberern? Der
richtige Palethnolog bekommt schon eine Gänsehaut, wenn die
Rede auf die Kelten kommt, wie soll er sich da um die Iberer
kümmern? Wer sich mit denen beschäftigt, für den hat er nur
ein mitleidiges Achselzucken, das allerdings den Spaniern, Franzosen
und Basken gegenüber, die sich seit W., v. Humboldt mit
dieser Frage allein beschäftigt haben, nicht ganz unberechtigt ist.
Was Hehn*) sagt, dass ihnen ein Kaspar Zeuss fehlte, der mit
*) Kulturpflanzen p. 540 (3te Auflage).
den Mitteln und den Methoden der modernen Wissenschaft ist
aus dem Dunkel, das sie bedeckt, emporhebe, gilt leider auch
heute noch.
Doch eine eingehendere Behandlung dieser Frage gehört nicht
hierher. In ganz Nordafrika findet man Dolmen überall, wo ein
geeignetes Gestein vorhanden ist, wo ein Kalkstein in genügend
grossen, festen, nicht allzudicken Platten bright. Wo ein solcher
vorhanden, kann man Steingräber mit Sicherheit erwarten. Allem
Anschein nach hat man es bequemer gefunden, die Todten zu
den Steinen zu bringen, als die Steine zu den Todten. Desshalb
findet man aüch Gräber nur selten in kultivirtem Gebiet; die
Plattenkalke eignen sich nicht zur Kultur und die meisten Dolmen
stehen darum auf nacktem Felsgestein. Die des Plateau der
Beni Messous bei Guyotville machen eine Ausnahme, hier hat
man die Platten in einer gewissen Tiefe brechen müssen, aber das
Plateau ist auch so ziemlich die einzige Stelle , wo am ganzen
Sahel und ¡selbst der Metidscha und ihren Randbergen sich ein
passender Stein findet. In der" Provinz Konstantine sind Kalkberge
mit plattenartigem Bruch und damit auch Steingräber ganz
unendlich häufiger. Um Guyotville fanden sich nur Gräber der
einfachsten Form. Anderswo in Algerien treffen wir aber auch
komplizirtere Steinbauten. Bei Tiaret *), wo ja auch in den
Stein eingeritzte Figuren, die einzigen bis jetzt in Algerien aufgefundenen,
Vorkommen, findet sich ein Dolmen, dessen Deckplatte
19,5 m Länge, 5,8 m Breite und dessen Seitenplatten
2,85 m Höhe haben, ein Monument, das in seinen Dimensionen
fast nur von dem berühmten Riesendolmen von Antequera,
zwischen Malaga und Granada, der Cueva de Me n g a l , übertroffen
wird, der 27 m lang, 7 m breit und 5 m im Inneren
hoch ist, dessen Decke aber freilich auch nicht aus einem Stück
besteht und Tragpfeiler in der Mitte hat. Algerien hat aber
auch einige eigenthümliche sonst nirgends vorkommende Formen
megalithischer Denkmäler. So findet man konzeiitrische Ringe
* ) T c h i h a t c h e f f spricht von einem Kiesendolmen bei Teniet el
Haad, hat ihn aber nicht selbst gesehen. F l o w e r und auf ihn gestützt
F e r g u s s o n wissen nur von einem solchen bei T i a r e t ; im Gebiet der
Zedernwälder dürfte sich schwerlich ein zur Errichtung von Dolmen geeignetes
Gestein finden. Eine authentische neuere Beschreibung ist mir auch
von dem Dolmen in Tiaret nicht bekannt geworden.