der Wisteria sinensis, und daneben blühen Winden, Tropaeolum
und verschiedene Clematis, auch Passifloren sind hier und da angepflanzt
und sehr häufig Araucarien. Als wir am 18. März
zum erstenmal diese Strasse entlang gingen, standen die Feigen,
die wir in Marseille noch ganz kahl verlassen hatten, schon in
vollem Blätterschmuck; doch waren manche, wohl spätere Sorten,
auch noch zurück und nur einzelne hatten Früchte schon vom
Herbst her angesetzt. Die „gelbblühende Akazie' (A. pycnantlia)
stand eben in voller Blüthe und die Bellasombra (Phytolacca
dioica) begann ihre grossen glänzendgrünen Blätter zu entfalten.
Geranien, Pelargonien, Heliotrope und Rosen waren fast baumartig,
wie überall im Süden, und ganz besonders zeichneten sich einige
Kletterrosen aus.
Noch, schöner aber fast als die Gartenflora war die wilde, das
Unkraut, das man bei uns freilich kaum Unkraut nennen würde. Ich
musste mich manchmal fragen, ob das wirklich Afrika sei, das
dürre, sonnverbrannte Afrika, wie ich es drei Jahre früher zur
selben Jahreszeit um Oran gesehen hatte. Eine üppige, dichtgeschlossene
Vegetation bedeckte fusshoch selbst die steilsten
Hänge, wo sie nicht aus undurchlässigem Fels bestanden, und die
meisten der Pflanzen sind schönblühende, vielfach die Stammeltern
unserer Gartenzierpflanzen, besonders Levkoje und Iberis. Die
Hauptzierde des grünen Teppichs ist aber eine kleine dreiblättrige
Liliacee (Iris sisyrinchium), deren blaue Blumen hier ganze
Felder bedecken. Dazwischen erheben sich die breiten Blätterschöpfe
der Meerzwiebel (Scilla maritima), die-hier noch immer
für eben so heilkräftig gilt, wie im Alterthum; sie wird darum
häufig von den Mauren als Zierpflanze gehalten und gerade im
März sieht man Landaraber mit ganzen Eselladungen lebender
Meerzwiebeln in die Stadt kommen, um sie zu verkaufen. Dem
Kolonisten ist die Meerzwiebel ein verhasstes Unkraut, dessen
Ausrottung sehr schwer fällt. Dasselbe gilt von dem Asfodill
(Asphodelus ramosus), den auch der Fremde seines durchdringenden
unangenehmen Geruches wegen hassen lernt; sein massenhaftes
Auftreten deutet stets auf Wasser im Untergrund oder
Sumpf. Wie bedauerte ich meine unzureichenden botanischen
Kenntnisse, denn nur den geringsten Theil der Pflanzen wusste
ich mir zu nennen.
Hinter St. Eugène treten hier und da Felder auf, theils mit '
Waizen, der noch nicht in die Aehren geschossen ist, theils mit
Kartoffeln bestanden, die man hier in allen Entwickelungsstadien
neben einander sehen kann. Warum sie nur hier im Süden, wo
man sie das ganze Jahr hindurch frisch vom Felde holt, so viel
weniger wohlschmeckend sind, als bei uns? Vielleicht lässt man
sie hier nie ganz ausreifen; aufgefallen ist mir, dass ich sie im
Süden fast' niemals habe blühen sehen. Die Hecken sind von
der salzigen Atriplex halimus gebildet. Rasch wird aber die
Küste wieder hoch und steil.- Wo ein kleiner Ravin Raum bietet,
liegt ein Landhaus, viele davon noch aus maurischer Zeit, aber
heute fast ausnahmslos in den Händen reichgewordener einheimischer
Juden; ihre Lage entspricht dem Ideal, das man sich im Süden
von einem Somnmieraufenthalt macht: freie Lage, der erfrischenden
Meeresluft von Norden her ausgesetzt, mit unbegränztem
Blick aufs blaue Meer, und die Berge nach Süden hin hoch
genug, dass die Sonne schon früh hinter ihrem Kamme verschwindet;
dazu noch Wasser, das man in jedem Garten schon
in geringer Tiefe erhalten kann, und ein fruchtbarer Boden, der
die Bäume rasch zu Schattenspendern erwachsen lässt. Die
steileren Abhänge waren bis in die neueste Zeit mit dem gewöhnlichen
Buschwald aus Ciströschen, niederen Eichen, Zwergpalmen
u. dgl. gebildet, bedeckt, aber jetzt wird überall gerodet
und terrassirt, und in wenigen Jahren wird der ganze Abhang
bis hoch hinauf aus Weinbergen bestehen.
Etwas weiter hin mündet eine stellenweise ganz romantische
Schlucht, von einem Bach durchrieselt; wo sie sich am' Meere
erweitert liegt das Dörfchen P o in t e Pes cade, früher Mers
ed Debban , der Fliegenhafen genannt.’ Eine türkische Befestigung
liegt romantisch auf steilem Felsenkap und beherrscht die
kleinen Buchten, in denen früher zuweilen kleine Schiffe Schutz von
Stürmen suchten; sie wurde 1671erbaut, um Landungen fremder
Korsaren unmöglich zu machen. Das Ufer ist felsig und wildzerrissen,
mit zahlreichen ausgewaschenen Grotten; auch weiter
oben sind noch Höhlen, von denen eine, von Dr. Bo u r jo t untersucht,
interessante Ueberreste aus der Steinzeit geliefert hat. Bei
schweren Nordstürmen werden die Wellen weit über das hohe
Ufer hinaufgepeitscht, wie man an der Vegetation genau erkennen
kann; sie «beginnt erst vielleicht 30 Fuss über dem gewöhnlichen
Stand und ca. 100 Schritte davon entfernt. Aber gerade in