mal er Hdbah nennen, schlachten sie ein schwarzes Huhn, dann
opfern sie einen Honigkuchen oder eine Wachskerze, nehmen
unter Anrufung des Heiligen ein Bad und sind sicher, dass ihre
Wünsche bald Erhörung finden. . Dass die Quellen jetzt in den
Händen eines ungläubigen Rumi sind, hat ihrer Wunderkraft noch
keinen Eintrag gethan, und Herr Ledoux hütet sich natürlich
sehr, die Wallfahrerinnen zu stören. Diese Quellen wurden sicher
schon im Alterthum benutzt, aber bis jetzt hat man weder antike
Trümmer noch Inschriften hier gefunden Wenn letztere vielleicht
an der Felswand angebracht waren, sind sie möglicher Weise unter
dem Tuffüberzug, der ganz neuer Bildung zu sein scheint, verborgen.
Das Etablissement von Sidi Mecid liegt in einer wunderbar
geschützten, von üppigem Grün erfüllten Thalecke, ausser auf dem
beschriebenen Wege nur erreichbar auf einem schwindelnden Fuss-
pfade, der von der Höhe des gleichnamigen Felsens herunterleitet.
Im Frühling und Sommer ist es der Lieblingsspaziergang der
Bewohner von Konstantine, um so mehr, als auch eine ganz gute
Restauration für Stärkung nach dem Bade sorgt. In den lauen
Wassern tummelt sich ein regesThierleben, Barben, Karpfen und
Goldfische finden es sehr behaglich; auch Krabben und Frösche
sind häufig genug und erfordern in den Bädern eine strenge
Polizei, wenn die Damen vor Schrecken bewahrt bleiben sollen.
Schildkröten sind fast ausgerottet, von Schlangen kommen nur
ganz einzelne unschädliche Nattern vor. Für uns fanden sich
verschiedene kleine Wasserschnecken, welche den Quellen von
Sidi Mecid eigenthümlich sind.
Hinter dem Bade dehnt sich'ein kleiner Thalkessel zwischen
dem steilen Felsen und einer davon ausgehendenHügelkette; hoch
öbeu am Hang zieht die Bahn nach Philippeville hin. Diese'Ecke
liegt heute- noch wüst, soll aber bald auch mit Bäumen bepflanzt,
werden. Hier sah es früher einmal anders aus. In der Felswand
liest man noch an verschiedenen Stellen eingehauen die Inschrift:
Limes fundi Sallustiani. Hier hatte der mächtige Prätor Cäsars
einen üppigen Lustgarten, als er Nordafrika plünderte und nebenbei
die Materialien zu seiner Geschichte des jugurthinischen Krieges
sammelte, der wir soviel von unserer Kenntniss Nord-Afrikas
schulden Wenn man nur mit reinerem Dank an den alten Herrn
zurückdenken könnte, der die schöne tugendhafte, moralische Einleitung
zum Catilina schrieb, als er, reich geworden durch den
Raub Numidiens, in seinen prächtigen Gärten in Rom sass und
über die Sündhaftigkeit der Welt philosophirte.. Alles will ich
ihm verzeihen, seine Erpressungen in Afrika, selbst die Schmerzen,
die mir sein Jugurtha und sein Catilina auf der Schulbank gemacht,
aber dass er, der doch genug davon wusste, es vorzog, ȟber
Karthago nichts, als nur wenig zu schreiben«, dafür habe ich ihn
auf den Trümmern der Nebenbuhlerin Roms noch einmal speciell
verflucht, und dafür mag er in der Hölle brennen bis zum jüngsten
Tage. —
Anstatt von dieser klassischen Stelle aus zwischen den Felsen
hinauf zu steigen, zogen wir, da wir dann gleich auf bekanntes
Terrain gekommen wären, vor, zunächst einmal dem Felsenhang
weiter hinaus zu folgen, und gingen nachher dem Hügelkamm
entlang, hoffend irgendwo einen Weg nach der Stadt zurückzufinden.
Aber es ging uns wie schon manchem Touristen vor uns.
Ein gut betretener Maulthierpfad brachte uns an den obersten
Bewässerungsgraben, welcher die Gewässer des Rummel den Gärten
im Thale zuführt, dann lief er dem Graben entlang und zersplitterte
sich nach einer Anzahl Hütten hin, und uns blieb nur ein ganz
schmales Pfädchen, dem wir wohl oder übel folgen mussten. Es
war freilich ein wunderschöner Gang. Gegenüber erhob sich der
Stadtberg von Konstantine in seiner vollen Majestät, bis zur Sohle
herunter gespalten von der Rummelschlucht; eine üppige Baumvegetation
erfüllte das weite Thal, das uns von ihm schied, aber
wir schritten gerade7 auf der Grenze dahin, über uns war nur
steiniges Feld mit kümmerlichem Getreide; nirgends ist uns die
Bedeutung des Wassers für den Süden so eindringlich gepredigt
worden, wie hier. Würde man, was später wohl sicher einmal
geschehen wird, von dem Mühlwehr oder von dem oberen Rand
der letzten Kaskade aus einen Wässergraben in noch höherem
Niveau dem Hang entlang leiten, so würden diese dürren Aecker
sich alsbald auch in üppige Gärten verwandeln; nicht die Bodenbeschaffenheit
nur die Möglichkeit einer genügenden Wasserzufuhr
bedingt in diesen Ländern die Ertragsfähigkeit eines
Grundstücks."
Eine gute Stunde lang folgten wir unfreiwillig dem Wässer-
erraben, dann senkte sich endlich ein Pfädchen nach dem Thal o 7 hinab. Ein Araber war eine Strecke weit mit uns gegangen und