schiffen. Der Friedhof auf welchem die gefallenen Muhamedaner
begraben wurden ist noch zu sehen. Die Franzosen haben sich
bei der Landung in Algerien die Erfahrungen der Spanier zur
Warnung dienen lassen; sie landeten an einer Stelle, wo ihnen
die Schutzpatrone Algiers wenig anhaben konnten und schlugen
vor allen Dingen auf der weit vorspringenden Halbinsel Sidi
Ferouch ein festes Lager auf, ehe sie zum Angriff schritten.
Uns waren die Dünen günstiger als den Spaniern ; der Kegen
hatte den Sand festgemacht, bis an die Brandungslinie hin sprosste
alles mögliche Grün und es wimmelte von einer schönen, nur um
Algier vorkommenden Schnecke (Helix aconipsia Bourg.), die
sich bei trockenem warmen Wetter vollständig in den Sand vergräbt,.
so dass nur die schwarze Gehäusespitze sie dem Suchenden
verräth. Sonst war bei dem rauhen Wetter noch wenig Leben
zu spüren; nur langbeinige schwarze Käfer (Pimelia) stelzten im
Sande herum und unter den spärlichen Steinen fanden wir ein
paar der seltsamen Laufkäfer (Scarites gigas), die mit ihren
grossen Zangen fast dem, Hirschkäfer gleichen; sie sehen, wenn
sie geduckt im Sande liegen, so seltsam und fast scorpionenartig
aus, dass ich den ersten ganz vorsichtige mit der Pincette herausnahm,
ehe ich ihn als harmlosen Käfer erkannte; leider konnten
wir trotz allen Nachsuchens nur zwei Paare entdecken. Die Amphibien
schienen alle noch im'Winterschlafe zu liegen; wir erbeuteten
nur eine einzige graue Kröte.
Der Strand von Hussein Dey ist bei den Schneckensammlern
berühmt als reiche Fundgrube für kleine Landschnecken, welche
der Harrasch aus seinem Quellgebiet mitbringt; man kann sie
hier bequem aus dem Geniste aussieben, während sie im Gebirge
ihrer Kleinheit und versteckten Lebensweise' wegen kaum zu
finden sind. Auch heute war Genist genug angeschwemmt, aber
der Sturm wehte es einem geradezu aus den Fingern und wir
mussten wohl oder übel das Sammeln auf ein andermal verschieben.
Mit ziemlich reicher Ausbeute wandten wir uns zum Dorf
zurück und gingen der ausgezeichnet gehaltenen, selbst bei Regenwetter
sauberen Chaussee entlang zum nahen Garten von Hamma.
Reizende Landhäuser liegen an der Strasse; namentlich hatte
sich ein Kollege hier ein prächtiges Heim gegründet mit einem
kleinen, .aber wunderschönen Garten, mit ein paar Palmen und
ganz auffallend schönen hohen Säulenkaktus. Am Platanenkaffee
fanden wir leider keinen Trambahnwagen und stiegen darum in
einen der kleinen billigen Omnibus, die mit Yorliebe von den
Eingeborenen benutzt werden. Am Eingang des Friedhofes von
Bou Kobrin stiegen ein paar maurische Damen ein, welche die
Gräber ihrer Verwandten besucht hatten; sie verhüllten sich zwar
nach besten Kräften, schienen aber sonst gerade nicht sehr
traurig und scherzten sehr lebhaft mit zwei jungen Biskris, die
sich auch im Omnibus befanden. Der Gang zum Friedhof am
Freitag ersetzt den maurischen Frauen unsere Kaffeevisiten; sie
finden dort Gesellschaft in | Menge und können klatschen und
schwatzen nach Herzenslust, lassen sich darum auch von schlechtem
Wetter nicht abhalten. Den Männern ist der Besuch der Friedhöfe
an Freitagen streng verboten, was aber doch nicht verhindert,
dass gar manche Intrigue bei solchen Freitagsausgängen
eingefädelt wird, gerade wie bei den Gängen ins Bad.
Drittes Kapitel.
Die Metidja u n d das Zaeeargebiet.
Ein achttägiger Aufenthalt in Algier hatte uns vorläufig
die nähere Umgebung der Stadt und das Treiben in ■ derselben
genügend kennen gelehrt. Als am 22. März das Wetter sich
aufhellte und der steigende Barometer andauernd heiteres Wetter
versprach, entschlossen wir uns, einen mehrtägigen Ausflug ins
Innere zu riskiren und zwar zunächst nach dem Berglande des
Dschebel Zaccar, welches die Metidjaebene nach Westen begrenzt
und das Gebiet des Mazagran von dem des Scheliff
scheidet. Das berühmte Warmbad Ha mm am Ri r ’ha sollte
unser erstes Ziel sein. Am 23. März gingen wir darum zur
Bahn, uni auf der Strecke Algier-Oran nach Bou Medfa, der
Station für das Bad, zu fahren. Bis Maison Carree kannten
wir die Gegend schon. Weiterhin verengt sich das Harrasch-
thal etwas; in dem feuchten Grunde wuchern Trauerweiden und
Eukalypten, die Höhen sind Weinberge. Nach kurzer Fahrt
weichen die Hügel beiderseits zurück und vor uns dehnt sich
stundenweit eine tischgleiche üppiggrüne Ebene, nach Süden hin
von hohen Bergen eingerahmt. Wir sind in der Kornkammer