weil einige darunter auch nach unseren Begriffen schön zu nennen
waren. Von der Quelle führt ein vielbetretener Reitweg, eine
der Hauptverbindungsstrassen mit dem Süden,, über eine Einsattelung
der Bergmasse, und wir folgten, ihm. An einem
der herabgestürzten Steinblöcke sah ich zu meiner Ueber-
raschung den Abdruck eines riesigen Ammoniten, den ich leider
mit meinem Hammer unmöglich loslösen konnte; später fand ich
noch einen kleineren, den ich mitnehmen konnte. Er erwies sich
als eine neue Art der Gattung Perisphindes (Kobelti Neum.). Damit
war eine wichtige geologische Frage gelöst. Noch St ä che , der
einige Jahre vor mir ausschliesslich geologischer Untersuchungen
halber Tunisien bereiste, hat vergeblich versucht, Versteinerungen
in diesen Kalkmassen zu entdecken, und sich schliesslich dahin ausgesprochen,
dass sie wahrscheinlich dem Devon, also einer uralten
Formation zuzurechnen seien. Mein Fund beweist, dass die
Schichten weit jünger sind und dem Ende der Juraperiode oder
dem Anfang der Kreideperiode angehören , und das dürfte bei
der grossen Gleichmässigkeit der Bildung nicht nur für die Nachbarberge
in Tunis, sondern auch für die Kalke der Provinz
Konstantine einerseits und für Westsicilien andererseits gelten.
An Schnecken machten wir eine qualitativ recht reiche Ausbeute,
doch mpssten wir uns meist mit todten Exemplaren begnügen;
nur ein Pomatias und eine seltene Schliessmundschnecke
(Clausilia polygyra Böttger) fanden sich in ziemlicher Zahl auch
lebend. Insekten waren aber kaum vorhanden, die Zeit für sie
war trotz der Meereshöhe schon vorbei, isolirte Berghöhen scheinen
in der Beziehung kaum Einfluss auf die Fauna zu haben. Die
■Aussicht über Nordtunis war prachtvoll, aber für uns wenig erfreulich
; soweit wir sehen konnten nur bewachsene, sanft wellige
Hügel, auf denen für uns nichts zu erwarten war. Miceli hatte
uns vorgeschlagen, am anderen Tage früh mit ihm nach Bat teria
zu reiten, einem Dorfe am Südfuss des Berges, wo er schon:
einmal reiche Ausbeute an Insekten gemacht; beim Anblick dieser
Gegend verzichteten wir gerne darauf, wie auf jeden weiteren
Ausflug nach Südtunisien zur Sommerzeit. Noch eine Zeit lang
stiegen wir in die Höhe, ohne etwas Neues zu finden, dann
wandten wir uns dem Hang entlang zu dem Reitweg, den die
Franzosen nach dem Berggipfel angelegt haben, und schritten,
da ein Ersteigen der Spitze ohne Proviant und namentlich ohne
Wasser nicht räthlich erschien, auf ihm bequem wieder nach unten.
Von Schnecken war hier keine Spur zu sehen, aber auf den
Eichenbüschen sassen prächtige Buprestiden, ganz ähnlich denen,
die wir bei Batna gesammelt.
Von der Quelle unten aus schlugen wir diesmal einen anderen
Weg eih, welcher dem Wasser folgend zur Stadt hinabführte.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so wunderbar üppige
Vegetation gesehen zu haben, wie die, welche diese Thalschlucht
erfüllte; ein wildes Durcheinander von Brombeerhecken mit köstlichen
Früchten beladen, die hier Niemand anrührt, hohem Rohr,
Kaktusvmit schon reifenden Früchten und blüthenschweren Oleandern,
überdacht von riesigen Maulbeerbäumen, die man, anscheinend
nur der Früchte wegen kultivirt. . Am Bach entlang
folgt eine Mühle auf die andere; alle sind bei dem starken Gefälle
oberschlächtig, sonst aber in der gewöhnlichen einfachen
arabischen Weise konstruirt: der kegelförmige obere Stein wirft
durch seine Centrifugalbewegung die Grütze in einen steinernen
Kasten. Der Schüttelapparat bestand aber hier nicht, wie sonst
gewöhnlich, aus einer am Rande unregelmässig gezackten Korkscheibe,
sondern, wie bei unseren ältesten deutschen Mühlen, aus
zwei im rechten Winkel zusammengebundenen Hölzern, von denen
das eine am Fruchttrog befestigt is t, während das andere mit
seinem unteren Ende auf dem Stein schleift. Unter einer uralten
breitästigen Weide hatte eine andere Industrie sich ihre Stätte
bereitet. Auf steinernen Plattformen standen zu beiden Seiten
des Baches ein paar Strohhütten; in jeder befand sich in der
Mitte der Fläche ein rundes Loch, das mit Stangen und Brettern
in eine Art Waschbütte verwandelt war, durch welche unten das
Wasser durchfloss. Hier werden die berühmten Schaschien, die
Tuniser »Fez«, gewaschen, um dann in einem ähnlichen Etablissement,
dem aber eine andere Quelle das Wasser liefert, gefärbt
zu werden. Es ist das eine etwas schwerfällige Industrie. Die
Schäschien werden in Tunis gestrickt und bilden dann ungeheure
weitmaschige Säcke , die eher wie alles andere aussehen, als wie
eine Kopfbedeckung.. Von.Tunis wandern sie in die Walkereien
von Tebourba an der Medjerda und werden dort so lange gekratzt
und gewalkt, bis sie auf die gewünschten Dimensionen
zusammengeschnurrt sind. In diesem Zustand kommen sie nach
Zaghouan, denn nur im dortigen B a t a n (Färberei) können sie