nach den Städten am Syrtenmeer ist immer noch nicht angefangen.
Die Bahn folgt dem Ufer der Bahira, überschreitet dann
den Oued Miliana und läuft quer durch angeschwemmtes Land
neuester Bildung dem Fuss des zweigipfeligen Berges zu, welcher
von Tunis aus gesehen eine ganz auffallende Aehnlichkeit mit
dem V esuv, wie er in Neapel erscheint, darbietet. Auch das Badeörtchen
liegt am Fuss des Berges auf neu gebildetem, noch salzhaltigem
Boden. Für das einzige Warmbad*) in der Nähe einer
grossen Stadt und beliebtesten Sommeraufenthalt der Tunisier ist
es mehr als primitiv zu nennen, aber im Süden macht man,-
besonders im Sommer, noch viel weniger Ansprüche, als in unseren
Gebirgssommerfrischen. Der Bey hat hier einen Palast, aber er ist
zerfallen und kaum noch bewohnbar, und in Tunis hat anscheinend
moch Niemand Unternehmungsgeist genug, um hier Wohnungen
oder gar ein Hotel zu errichten. Nur im Sommer, wo der Strand
wetteifernd mit Goletta und Marsa als Seebad benutzt wird, öffnen
sich in Bretterbuden ein paar dürftige Restaurants. Trotzdem ist
dem freundlichen Badeorte eine bedeutende Zukunft sicher, denn
seine Quelle erweist sich heute noch so heilkräftig gegen alte
Rheumatismen und Gelenkleiden, wie zur Zeit, wo der Rhetor
Ap p u 1 ej us hier seinen verrenkten Fuss kurirte. Damals hiessen
die Bäder Aquae P er s ianae; auf dem kleinen Plateau zwischen
den beiden Quellen stand ein dem Äesculap geweihter Marmortempel,
von dem Trümmet; heute noch übrig'sind. Der Fries
trug die Inschrift:
A e s c u l a p i o
Ju l ius Pe r s e u s condi t . III P. G.
Vor einigen Jahren hat ein sammeleifriger französischer
Officier ihn nach Tunis bringen lassen; die Kosten für den Trans*)
Das zweite Warmbad in Nordtunis, Hammam Gourbe s oder
K o u rb e s , das Aquae Calidae der Römer, Carpi der Punier, auf der
anderen Seite der Einsenkung gelegen, ist zu Lande nur auf lebensgefährlichen
Saumpfaden zu erreichen. Die Wasser haben 65° C. Die Bemühungen
des deutschen Vertreters Herrn Tulin de la Tunisie, Welcher dieses Bad alljährlich
besuchte und sogar eine eigene Broschüre darüber (bei Heller in
Bern 1874) schrieb oder, richtiger schreiben liess denn er stand mit der
deutschen Sprache auf etwas gespanntem Fusse — ist bei der absoluten
Unzugänglichkeit und der Unmöglichkeit, sich dort die nöthigen Lebensmittel
zu verschaffen, wirkungslos geblieben.
port nach Frankreich waren ihm aber zu hoch, er liess ihn liegen,
zum Glück auf einem Grundstück, das einem deutschen Laukier,
Herrn Kri .eger, gehörte, und durch diesen wurde der schön
gearbeitete Marmor erhalten und schmückt nun dessen Gärtchen*).
Die Besteigung des Bou Korne in ist, obschon er nur 650 m
hoch ist, doch nicht gerade bequem, da die ganze Oberfläche mit
Rollsteinen bedeckt ist, die unter dem Fusse weichen. Neuerdings
ist sie allerdings sehr - erheblich erleichtert worden durch . • -1 * 1 die Anlage eines Reitweges bis zu einer Bleimine, welche sich
dicht unter dem hinteren Gipfel befindet; sie wird mit einigen
Arbeitern betrieben in'der Hoffnung, dass sich bald Jemand finden
werde, welcher den Besitzern der Konzession eine hübsche Summe
dafür bezahlt. Bis zum Einmarsch der Franzosen waren alle
solche Bergwerke hochrentabel, da man, einmal im Besitz einer
Konzession, weniger die Mineralschätze als den Seckel des Bey
ausbeutete; mit Unterstützung der. betreffenden Konsuln fand sich
immer eine Gelegenheit, dass man wegen Nichteinhaltung eines
bei der Bewilligung‘gemachten Versprechens eine Entschädigung
verlangen konnte. Das hat nun aufgehört und da die Bleipreise
seit Jahren ganz, unerhört niedrig stehen, liegen die meisten Bleiminen,
an denen Tunisien so unendlich reich ist, - heute verlassen
.W
ir wollten natürlich den bequemen Weg benutzen, aber
schon vorher verlockte uns ein am Fuss des Berges vorspringender
Felsen in ein Seitenthal einzubiegen, das direkt zum Hange
*) Das Wasser hat eine Temperatur von 48rj=49° C. und ein speci-
fisches Gewicht von 1,0107. Eine neuerdings in Deutschland vorgenommene
Analyse ergab im Kilogramm:
Kohlensäuren Kalk 0,28330.
Kohlensäure Magnesia 0,12020.
Kohlensaures Eisen Spuren.
Schwefelsäuren Kalk 1,53340.
Schwefelsaures Kali 0,10970.
Schwefelsaures Natron 0,10910.
Borsaure Magnesia 0,00200.
Chlornatrium 9,75000.
Chlormagnesium 0,55804.
Chlorcalcium 1,09054.
Chlorkalium 0,06960.
Kieselsäure* 0,07000.
Kohlensäure 220 Cc.