Molluskenleben aufhörte, gerade als ob der Strassenstaub zu ihrem
gedeihen unbedingt nöthig wäre. Auch rechts und links von der
Schlucht, wo Unmassen gewaltiger Blöcke vom Gipfel herabgestürzt
waren und einen mächtigen, völlig unbewachsenen Schuttkegel
bildeten, machte ich dieselbe Erfahrung.
Umsonst sahen wir uns aber nach den Feldern der Kolonisten
um, umsonst spähten wir im Dorfe selbst nach Wägen
und Ackergerathschaften. Was von Gersten- und Weizenfeldern
da war, hatten offenbar die Kabylen der Umgegend ausgestellt,
deren mit Ginster gedeckte Gurbis man an verschiedenen Stellen
bemerkte. Die Dörfchen waren klein und bei Weitem nicht so
sauber, wie in der grossen Kabylie, auch die Iläuser nicht ge-
weisst, aber Bäume waren um jedes angepflanzt. Nur ein grosses
Steingebaude, das unmittelbar vor dem, Eingang der Schlucht
unten am Wasser lag, eine Mühle, die auch Tchihatcheff erwähnt,
sah anders aus, als der Rest des Dorfes. Wir gingen näher, um
den, schöngehaltenen Garten zu sehen. Durch eine ausgedehnte
Baumpflanzung, an der neben Orangen, Bambus, Oelbäumen und
Karuben auch unsere sämmtlichen Obstbäume, Alipfel, Birnen,
Pflaumen, Reineclauden, Pfirsiche, Mandeln, Kirschen, Mispeln'
ausserdem aber auch Walnuss, Haselnuss, Magnolia und selbst
unsere Linde vertreten waren, führte ein bequemer Weg zur
Muhle. Dort trafen wir einen einfachen Mann in Blouse, Holzschuhen
und grossem Schlapphut, aber mit klaren Augen, der
uns einlud, in den Garten einzutreten und uns mit dem Behagen
eines Liebhabers, der nur selten Interesse und Verständniss &für
seine Schöpfung findet, Alles zeigte. Zwischen den Obstbäumen
und den prächtigen Weinstöcken war ein Rosenflor, von dessen
Ueppigkeit man sich bei uns gar keine Vorstellung machen kann.
Aber auch die Gemüse waren selbst für Algerien ganz ungewöhnlich
schön und mannigfach; der Besitzer lässt sich den Saatnen
freilich auch alljährlich aus der Heimath kommen. Einzelne Kirschbäume
hatten schon fast reife Früchte, andere blühten erst; sie
gedeihen in Algerien im Allgemeinen recht gut, aber man pflanzt
die Königsbeere {Hab d Melek nennt sie der Araber, der Kabyle
Ardrim) nur an wenigen Punkten.*) Die sorgsam geschnittenen
* Die Kirsche findet sich überall wild im Lande, aber sie bringt merkwürdiger
Weise nicht, wie unsere Vogelkirsche, süsse, sondern ungeniessbar
bittre Früchte.
C h a b e t e l - Ä k h r a