seinen Admiral Pedro de Navarra mit einer grossen Flotte gegen- -
Bongie aus. Ganz unerwartet erschien er am 5. Januar 1509 vor der
Stadt, die im Winter am wenigsten einen Angriff erwartete, und
landete mit 15 000 Mann dicht an den Mauern. Im ersten
Schrecken flüchteten die Einwohner in die Berge und überliessen
den Angreifern die; Stadt, hoffend, dass dieselben sich mit einer
Plünderung begnügen und dann wieder einschiffen würden, aber
die Spanier, die damals nach der Niederwerfung Granadas ernstlich
an die Eroberung ganz Nordafrikas dachten, verstärkten die
alten Befestigungen, erbauten eine neue Citadelle und richteten
sich in der verlassenen Stadt häuslich ein.
Es war das die Zeit, wo die Macht der Barbarossen sich zu
heben begann; die Furcht vor den Spaniern war ihre beste
Bundesgenossin und trieb ihnen die ganze Maurenbevölkerung in
die Arme. Ihrem scharfen Blick entging die Wichtigkeit Bedschajas
nicht und zweimal setzten sie ihre ganze Macht an seine Eroberung,
beide Male umsonst. Horuk verlor dabei 1512 Flotte und Armee und
seinen rechten Arm, und drei Jahre später erging es Haireddin kaum
besser, obwohl die Bergstämme in Scharen zu'seiner Unterstützung
herbeiströmten. Erst dann wandten sich die Türken nach Algier
und machten es zu ihrer Hauptstadt. Bougie blieb den Spaniern
eine nutzlose Besitzung, mehr eine'Last, flenn sie verstanden es
nicht, die Bergstämme für sich zu gewinnen und konnten sich
nicht vor die Ringmauern hinauswagen. Die neuen amerikanischen
Kolonien nahmen Spaniens beste Kraft in Anspruch, die Erwerbung
der deutschen Kaiserkrone lenkte die Blicke seiner Herrscher vom
Mittelmeere ab und der Kampf gegen die Reformation nahm sie
bald so in Anspruch, dass die Städte an der Barbareskenküste fast -
vergessen wurden. Als 1555 Salah Reis mit 40 000 Mann und
einer starken Flotte erschien, reichte die spanische Besatzung nicht
aus, um die Festungswerke zu besetzen und musste nach dreiwöchentlicher
Yertheidigung des Hauptforts kapituliren. Wohl
wurde der Kommandant,- Alfonso de Peral t a , in Valladolid
zur Strafe enthauptet, aber die Niederlage blieb ungerächt,. und
Bougie, von dem eifersüchtigen Algier auf jede Weise niederge- .
halten, verkam immer mehr und war nicht viel Anderes als ein
Haufen Ruinen, als im September 1833 der General Trezel dort
erschien und sich nach dreitägigem Kampfe mit dem Kabylen-
stamme der M z ai a der Stadt bemächtigte. Die Einwohner
wanderten bis auf wenige aus, aber sie gaben den Kampf nicht -
auf. Zwanzig Jahre lang konnte kein Franzose wagen, die Mauern
zu verlassen, denn in geringer Entfernung lauerten die Eingeborenen;
erst nach der definitiven Besiegung der grossen Kabylie
haben sie sich unterworfen, aber sie gelten noch immer fur unzuverlässig
In der Stadt wohnen heute noch verhältmssmassig sehr g
wenige Eingeborene, über die Hälfte der Bewohner sind Europäer ’
Noch ist der Handel trotz der beiden Strassen, welche Bougie jetzt mit
dem Innenlande verbinden, nicht sehr bedeutend, da dasSahelthal
noch wenig kolonisirt ist und die Hochebene von Setit bequemer
mit der Bahn über Konstantine und Philippeville exportirt,
während eine fahrbare Verbindung mit der grossep Kabylie ganz
fehlt und die noch kaum kolonisirte kleine Kabylie m Djidjelii
einen eigenen Hafen besitzt; doch beträgt die Hafenbewegung
immerhin - schon über 4 Mill. Franken und em bedeutender Aufschwung
ist sicher, sobald die beiden schon bewilligten Bahnlinien
eine bequemere Verbindung hersteilen. Dann wird man’ nuch
wohl das- längst fertige Projekt ausführen und den Hafen durch
einen 1800 m langen Damm auch gegen den Scirocco, dem er
eben noch ausgesetzt ist, der aber als Landwind selten gefährlich
wird, decken. m
Einstweilen ist Bougie eine stille Provmzialstadt. Nur seiten
kommt ein Tourist auf längere Zeit hierher; die meisten begnügen
sich, auf der Fahrt von Algier nach Philippeville-Konstantine
die wunderschöne Gegend vom Hafen aus zu bewundern und fahren
nach wenigen Stunden weiter. Das einzige Hôtel ist in ganz
Algerien als unsauber und theuer verrufen, nicht mit Unrecht,
doch lässt es sich schon darin eine Zeitlang aushalten, und die
Aussicht aus den nach dem Hafen zu gelegenen Zimmern über
die Bucht und auf die Kette des Grand Babor , den last ebenbürtigen
Nebenbuhler des Dschurdschura, entschädigt für manches,
die herrliche Umgebung für alles. N u r gehört Bougie zu den
Gegenden, wo es mehr regnet, als dem Touristen lieb ist; mit
ca. 1300 mm Regenhöhe ist die Stadt einer der regenreichsten
Punkte an der nordafrikanischen Küste und selbst im hohen
Sommer sind Gewitterregen nicht selten. Als Ueberwinterungs-
station ist darum Bougie trotz seiner reizenden Umgegend, auc
abgesehen von dem schlechten Hôtel, nicht zu empfehlen aber
ich kann jedem Reisenden, der sich von Algier nach Osten begibt,