welche nach dem Untergang der Vandalenherrschaft das platte
Land in der Gewalt hatten, aber sobald diese merkten, dass die
Fremdlinge es auf dauernde Besitznahme abgesehen hatten, machten
sie mit den Byzantinern gemeinsame Sache und die Araber zogen
vor, es nicht auf weitere Kämpfe ankpmmen zu lassen und mit
ihrer Beute wieder heimzukehren.
Ein zweites Araberheer kam unter S i d iO k b a ben Nafi
der nicht mit Emir Okba verwechselt werden darf — im Jahre
668. Der »Waffenbruder des Propheten«, hatte schwere Kämpfe
zu bestehen. Die Berber brachten ihn mehrmals in arge Be-
drängniss und der Sage nach konnte er sich einmal nur dadurch
retten, dass er mit seinem Schwerte einen Felsen spaltete und so
seinem Heer einen Fluchtweg öffnete. Er begründete das zerstörte
Kairouan von Neuem und drang unaufhaltsam nach Westen vor, bis
ihm die Fluthen des Oceans Halt geboten, dann drehte er um
und zog durch die Wüste zurück. Im Zab, nicht weit von Biskra,
überfielen ihn, als. er nur mit geringer Macht dahinzog, die Berber
unter Ko s s e i l a ben Behr am, dem Scheich der Aureba
und Beranes (der Name wird auch Kassila oder Kuschile geschrieben)
und erschlugen ihn mit seinem ganzen Beere. Diese Schlacht
wird bald ins Jahr 672, bald in 682 gesetzt. Jedenfalls wurde
damit die Macht der Araber in Nordafrika wieder vollständig gebrochen,
und Kosseila herrschte mit den Griechen verbündet bis
688. Da sandte der Khalif Abd el Malek von Damaskus ein
neues Heer unter Zobei r ibn Kai s ; Berber und Griechen erlitten
eine schwere Niederlage, aber als Zobeir auf Karthago vor-
drang, trat ihm ein neues byzantinisches Heer entgegen und er
verlor Sieg und Leben.
Nun tritt die gewaltige Gestalt eines Weibes in den Vordergrund
der Kämpfe. Dami a be n t Ni fak , eine Fürstin aus einem
der Auresstämme, rief die Berber zum gemeinsamen Kampfe gegen
den Islam und wusste die uneinigen Stämme so zu begeistern, dass
sie sie zur Käh ina *) ausriefen. Sie war der arabischen Sage
nach jüdischer Confession, was durchaus nicht unwahrscheinlich
ist, denn der Kultus Jehovas war von der Cyrenaika aus, in der
*) Königin oder richtiger Prophetin; der Ausdruck ist arabisch; Ke-
h a n a heisst die Weissagung, und Kahi n hiess der officielle Wahrsager,
den vor der Zeit des Islam jeder Stamm hatte. — Cfr. Busch, Urgeschichte
des Orients, vol. 3 p. 100.
ja zeitweise die Juden die Obermacht hatten, tief ins Kabylen-
land eingedrungen und hatte viele Proselyten gemacht; Edrisi
fand noch im Jahre '172 der Hedschra in der ganzen Landschaft
Tädl a , südlich von Marokko, jüdische Stämme, auch die A ït
Med io un a im Cercle von Mostaganen waren Juden. Ja, es"
existiren heute noch im Süden, bei Bou Saada, ein paar jüdische
Stämme, welche ganz wie die anderen Berber Waffen tragen
und »das Pulver sprechen lassen«, sicher keine Beni Israël, sondern
Nachkommen von in damaliger Zeit bekehrten Stämmen *).
Im Amphitheater von Thysdrus, vor Erfindung des .Schiesspulvers
eine uneinnehmbare Festung, hatte die Fürstin ihre Residenz und
so tief hat sich ihre Heldengestalt den Gemüthern eingeprägt,
dass die Araber den Bau heute noch Kas r el Kähina, das
Schloss der Kähina, nennen. Um den Feinden das Festsetzen zu
erschweren, liess sie die Mauern aller Städte brechen, aber sie
veranlasste gerade dadurch, dass diese sich den Arabern in die
Arme warfen und ein neues Heer herbeiriefen. 689 — nach Anderen
697 — kam Hassan ben Naman el Gas sani , aber die
tapfere Kähina schlug ihn am Flusse Nini. Doch der alte Fluch der
Berber, die Uneinigkeit, hinderte sie den Sieg zu verfolgen und
bald sah sie sich auf die Defensive beschränkt. Noch vier Jahre
leistete sie Widerstand, dann liess sie sich durch einen Vertrauten,
Chalid, den die Araber bestochen, bereden, noch eine Feldschlacht
zu wagen; der Verräther ging während derselben zum Feinde
über und die Kähina fiel tapfer kämpfend.
Damit war der Sieg des Islam entschieden, aber die einzelnen
Berberstämme leisteten noch zähen Widerstand. Es bedurfte langer
Kämpfe, bis Musa ben Nosaür und seine beiden Söhne Abdul
Aziz und Me r u â n alle Berberstaaten niedergeworfen hatten,
und in die Berge der freien Stämme, die Aurè.s, den Dschurd-
schura, das Rif und’ den hohen Atlas sind auch diese nie eingedrungen.
Doch fand der Islam in dem von fanatischen Sektirern
aufgeregten und durch Religionskämpfe zerrütteten Lande viele
■ *) Aucapitaine sagt von ihnen ausdrücklich: Quelques juifs,- dont le
type de physionomie est aussi repoussant, que celui des villes et régulier
et h e a u — Der Rassenunterschied ist also heute noch nicht verwischt,
gerade wie man hei den europäischen Juden ja auch noch die Nachkommen
bekehrter Slavenstämme von den echten Semiten unterscheiden zu können
glaubt.