Meer, rechts nach Fort National im Gebirge, die andere dem
ser entlang bis zum Uebergang nach B o r d s c h Bo u i r a und
durch die Eisenthore nach Setif und Constantine. Beide wichtige
Strassenzuge sollen , baldigst durch Eisenbahnen ersetzt werden
von Al 6 l I N f maD S0W0hl Port.National wie Constantine
von Algier aus im bequemen Waggon erreichen können. Heute
endigt die Bahn in dem tiefen Einschnitt unmittelbar' vor dem
lunnel, welche die Wasserscheide nach Mein Isserthal zu durchbricht,
und man muss eine steile Treppe zum Städtchen hinauf--
s eigen. Am Bahnhof hielten mindesten sjein halbes Dutzend Diligencen,
zwei davon nach Palestro bestimmt. Rasch sicherten wir
uns zwei Platze, gaben unser leichtes Handgepäck ab und gingen
ann voraus, um die Fauna ein wenig zu untersuchen. Das
Städtchen liegt, wie sein alter Name andeutet, auf einem Col
einer Einsattelung; es hat sich von der Zerstörung durch die aufständischen
Kabylen in 1871 ^ die Einwohner hatten sich zum
uck noch rechtzeitig flüchten können S wieder erholt und wenn
auch die Grundlage seines gegenwärtigen Wohlstandes mit der
ertigstellung der Bahnen wegfallen wird, so sichert ihm seine
fruchtbare Umgebung doch eine behagli,che Zukunft. In der
Hauptstrasse wimmelte es von Lastfuhrwerken und roch es be-
. . “ ach Pfedeställen und Mist, aber reges Leben und
natigkeit waren nicht zu verkennen und die verschiedenen Hotels
sahen ganz leidlich aus.
Als wir die Höhe überschritten, lag auf einmal vor uns die
gewaltige Masse des Dschurdschura, bis tief herab mit Schnee
edeckt, ein mächtiger lang gestreckter Rücken ohne auffallenden
Gipfel, an die Sierra Nevada erinnernd, wie man sie vom Bahnhof
in Loja aus sieht, aber doch viel imponirender. Aber nur für
eine kurze Strecke erfreute uns der Anblick, denn die Strasse
senkte sich rasch nach dem Isserthal hinunter und bald-tauchte
der Adrar*) wieder hinter die Vorberge. Die„ Diligence holte
uns bald em und nun gings rasch durch das gut angebaute Thal
den Bergen zu. Die Strasse war arg zerfahren, denn in Folge
des Bahnbaues ist der Verkehr mit schwerem Fuhrwerk ein ungeheurer.
Die Bahn bietet von hier ab erhebliche Schwierig- \ — =-w —. ; '• ~ O
*) Adrar (Berg) oder Adrar Boudfel (Schneeberg) nennen die Kabylen
ihren Hauptberg*für gewöhnlich ; den Namen Dschurdschura oder vielleicht
uchtiger Dscherdschera kennen sie wohl, gebrauchen ihn aber nicht.
keiten, Durchstiche, Tunnels und Brücken wechseln mit einander
ab, aber das Schlimmste ist geschehen und fast nur die Hoch- ^
bauten sind noch auszuführen. Ein weit vorspringender Bergsporn
zwingt die Strasse zu vielen Serpentinen, hier hat man sie
vielfach der Bahn wegen verlegen müssen und überall wurde noch
fleissig gearbeitet. Dann ging es weiter hinunter ein steiles Thal
erst hinauf, dann wieder herab, zweimal unter einer und derselben
grossartigen Eisenbrücke hindurch, welche die Schlucht überspannt.
Ein Trupp wandernder Araber kam uns entgegen, armes
zigeunerhaftes Volk, nur ein paar Schafe und Ziegen mittreibend,
den kümmerlichen Hausrath auf dem Rücken schleppend, in
Lumpen gehüllt und unendlich schmutzig. Das ist das Ende, das
allen Araberstämmen im Teil bevorsteht. Vielleicht hat man ihnen
nach der Empörung ihr Land genommen, vielleicht haben die
paar Hungerjahre hintereinander sie zum Verkauf gezwungen;
nun ziehen sie heimathlos durch’s Land, wovon sie leben weiss
nur Allah der die Raben [speist; schliesslich setzen sie sich vor
die Thore einer der grösseren Städte und nähren sich kümmerlich
von den Abfällen. Nur arbeiten thun sie nicht. Ich bin solchen
Banden noch manchmal begegnet und jedesmal hat mich die
Aehnlichkeit mit den ärmsten unter unseren Zigeunern frappirt,
auch im Gang und Wesen und in der Art, wie sich die Fraueil
mit ihren Lumpen drapiren.
Einen schroffen Gegensatz zu ihnen bildeten die Kabylen,
welche das Hauptkontingent zu . den Eisenbahnarbeitern stellen.
Meistens waren sie nicht einmal aus den benachbarten Bergen,
obschon auch diese Stämme vielfach beim Bahnbau Verdienst
suchen, sondern Marokkaner, wie man sofort an dem im Nacken
lang herabfallenden Haare erkannte, schlanke sehnige Gestalten
in der heimischen Schellaba (Burnus), nur selten in europäi-
sirter Tracht. Sie werden beim Bahnbau selbst den Italienern
vorgezogen. In geordneten Trupps kommen sie aus ihrem Heimath-
land unter Führung eines Amin (Vorsteher), welcher ganz als
Schachtmeister funktionirt, die Äccorde mit dem Unternehmer
abschliesst, den Lohn in Empfang nimmt und auch die Verköstigung
besorgt; er ist für seine Truppe verantwortlich und bekommt
seinen Löhn ohne selbst zu arbeiten. Immer häufiger kommen
diese Marokkaner nach Algerien, auch am Senegal bauen sie die
Bahnen, und die Rückwirkung’, welche die von ihnen erlangte