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acht Dörfern, welche in der Länge einer guten Stunde zu beiden
Seiten des Flusses zerstreut liegen. Die Angaben über die Zahl
der Palmbäume schwanken zwischen 140—170 000; die bepflanzte
Oberfläche beträgt etwa 1300 ha, für eine grössere Fläche reicht
das Wasser ohne grössere Sammelbassins nicht aus, denn der
Palmbaum muss mindestens alle vierzehn Tage einmal tüchtig
bewässert werden.*)
Die zoologischen Ergebnisse unseres Ganges durch die Oase
waren sehr unbefriedigend gewesen, und da unser Begleiter .sehr
pressirt war und unter keinen Umständen den nächsten Dampfer
in Tunis versäumen wollte, entschlossen auch wir uns, schon in
der nächsten Nacht in kühlere Regionen zurückzukehren. Den
Nachmittag bestimmten wir noch zum ümherschlendern in der
Oase. Als wir aber Nachmittags im Hofe sassen, kam der als
Kellner fungirende’ Soldat und fragte, ob ich nicht auch Käfer
sammle; er sei mit einem Ungarn, der ein paar Wochen hier
gewohnt, herumgelaufen und kenne alle Fundorte von Seltenheiten,
darunter einige in nächster Nähe. Ich liess mich nicht
lange nöthigen und wir brachen alsbald auf und marschirten
den Bergen links vom Col de Sfä zu; dort fänden sich grössere
Sandflächen, und nur in diesen könne man auf Käferausbeute
rechnen, sagte mein Begleiter. Der Boden war anfangs thonig
und anscheinend zeitweise bebaut gewesen, dann wurde er wenigstens
an der Oberfläche furchtbar steinig, aber an dem ziemlich
*) Wo ist die Heimath der Dattelpalme? Die'"Frage ist noch nicht
befriedigend gelöst. Sie kann nur da sein, wo die Palme ohne menschliche
Beihülfe keimfähige, keimhaltige Früchte bringt, wo die Bestäubung der
weiblichen Blüthen also durch ein Insekt vermittelt wird. In der Sahara
ist das anscheinend nirgends der Fall; in verlassenen Oasen vegetirt die
Dattel zwar weiter, aber sie bringt nur ungeniessbare, kernlose Früchte und
erhält sich nur durch Wurzelausscliläge; das betreffende Insekt ist somit
nicht mit nach Afrika herübergekommen. Ascher -soü glaubt, die Dattel
sei in den östlichen Saharaoasen einheimisch; Ro h l f s macht darauf aufmerksam,
dass die Güte der Sorten nach Westen hin zunimmt, und erklärt
das wohl mit Recht daraus, dass sie dorthin erst später gelangte, als man
schon bessere Varietäten gezüchtet hatte. Im Haupt-Dattellande, dem
Be l ed-ul -Ds che r i d in Südtunis, hat sich die Tradition erhalten, dass man
früher hier nur Oliven gepflanzt habe und die Palmenzucht erst durch einen
Pharao zwangsweise eingeführt worden sei. Die Einführung muss aber
schon sehr früh erfolgt sein, denn schon König Juba nennt die kanarischen
Inseln reich an Palmen.