dafür aber einen starken Eisengehalt, so dass sie von Blutarmen
mit Erfolg zum Trinken verwandt wird.
Die Anlagen um das Badehötel herum sind reizend. Neben
den Strandkiefern .spielen in ihnen die Kasuarinen eine Hauptrolle
und es erscheint dem Deutschen kaum glaublich, dass auch
die höchsten erst seit sieben Jahren angepflanzt sein sollen; Herr
Arlès-Dufour zieht sie dem Eukalyptus bei Weitem vor. Zwischen
den Zierbäumen pflanzt er überall auch Nutzbäume; Olive und
Johannisbrodbaum gedeihen trotz der Höhenlage sehr gut und
von beiden sind schöne alte Exemplare vorhanden ; ebenso tragen
Orangen, Mandarinen und Citronen trotz der Jugend der betreffenden
Anpflanzungen reichlich und ihre Früchte geben den
berühmten von Blidah nicht nach. Auch die ganze Umgebung
ist üppig grün und an den Park schliesst sich ein ausgedehnter
Wald ziemlich hoher Strandkiefern, mit einzelnen Eichen gemischt.
Ein bequemer Fahrweg durchzieht denselben ; wir waren
nicht wenig überrascht, als wir an seinem Eingang eine Tafel
befestigt sahen mit der Aufschrift: Route forestière à Marengo,
28 Bai. So weit ist man in dem »halbwilden« Nordafrika schon,
dass die schwer zugänglichen Waldgebirge von fahrbaren Waldwegen
in ihrer ganzen Länge durchzogen werden. Hier am
Zaccar hat man einfach den Wald vor der Ziege geschützt und
damit alsbald diese ausgezeichneten Resultate erzielt.
Es ist überhaupt ein schwerer Irrthum, wenn man, wie so viele
moderne Autoren thun, die Gebirge Algeriens nackte Kalkbe'rge
ohne Humus nennt. Das ist für- Südspanien richtig und mag auch
für das mir noch unbekannte Griechenland zum grösseren Theile
gelten, für Algerien ist es absolut unrichtig. Ich habe einen
guten Theil der algerischen Berge nicht blos in Eisenbahn oder
Diligence durchjagt, sondern sammelnd zu Fuss durchwandert.
Ueberall traf -ich ; zu meinem Leidwesen, denn nur an den
Kalkfelsen kann man auf eine reiche Ernte an seltenen Schneckenarten
hoffen, — fruchtbares Schuttland’oder Schiefer, die höchsten
Kämme und einige wenige niederere Felszüge ausgenommen, die
von Kalkmassen gebildet werden. Ueberall wäre Wald wieder
aufzubringen; er würde sich sogar ohne künstliche Anpflanzung
von selbst erzeugen, sobald man das Gebiet gegen den mörderischen
Zahn der Ziege und die verderblichen Feuer der arabischen
Hirten schützt; der Berber hat eher Sinn für den Wald und ist
Geschäftsmann genug, um dessen Nutzen und den aus einem geregelten
Forstbetrieb entspringenden Vortheil zu begreifen. Die
Strandkiefer kommt an den steilsten Hängen fort, sobald diese
nicht aus bröckeligem abrutschendem Schiefer bestehen; die
Ceder und die afrikanische Pinsapo {Pimis baborensis) steigen
bis zu den höchsten,Kalkkämmen empor und in. allen Schluch- ,
ten gedeihen die verschiedenen Eichenarten. *) Kein grösserer
Irrthum, als die landläufige Annahme,, dass die Länder am
Mittelmeer erschöpft seien und unaufhaltsam zur Wüste werden
müssten. Es ist nur der Türke gewesen , der direkt durch
seine Herrschaft oder indirekt durch seine i Seeräuberflotten die
Mittelmeerländer verödet und den heutigen. Zustand verschuldet
hat.
Wir machten während unseres zweitägigen Aufenthaltes in
den Umgebungen von Hammam Rir’ha eine 're c h t reiche Ausbeute
an Mollusken; Käfer und Schmetterlinge waren dagegen nur wenig
vorhanden; von Amphibien sah ich nur den braunen Grasfrosch,
die grosse grüne Eidechse und eine Na tte r. Giftschlangen sollen
hier nicht Vorkommen, sie sind in Nordafrika überhaupt verhalt-
nissmässig selten,*) Skorpione waren dagegen auffallend zahlreich
und gross, doch h a t, wer nicht bei Nacht im Freien schläft oder
*) Als Bäume kommen in Algerien vier Eichenarten m Betracht: Die
Korkeiche, Quercus suber, welche, , durch ihren Rindenpanzer gegen le
Sonnengluth geschützt bis zur Küste herahgeht und auch an trockenen
Stellen-aushält; — die Zenneiche, Quercus MirbecH, die feuchteren Boden
verlangt und darum vorwiegend in den Schluchten wächst; ihr Holz ist ausgezeichnet,
hat aber den Fehler auch heim vorsichtigsten Trockenen leicht
zu reissen; unter Wasser und in feuchtem Boden ist es unverwüstlich;
die Kabyleneiche, Q. castmeaefolia, die nur über 1000 m Hohe und ast nur
am Dschurdschura und am Babor (ausserdem'aucli im Kaukasus) verkomm;
sie bleibt niedriger, liefert aber ausgezeichnetes Zimmerholz, das nicht
reisst; — endlich die Eiche mit .essbaren Früchten, Q. baUota, die von den
Kabylen überall gepflanzt wird, wo andere Obstbäume nicht gedeihen; ihre
Früchte, Bellut genannt, dienen wie einst den Arkadiern so heute noch den
Kabylen als wichtige Nahrung; in Nothfällen essen sie auch die Eicheln
von Q. Mirbecki und castaneaefolia. Ein viel grösseres Terrain im Buse -
wald bedeckt die Buscheiche mit stacheligen Blättern (Q. ilex), die niema s
baumförmig zu werden scheint; sie ist durch ihre mächtigen Wurzelstocke
im Stande, Trockenheit und Feuershrünste zu überstehen, und liefert, wenn
auch nicht Bauholz so doch ausgezeichnete, Kohlen und Lohe. Der Buschwald
gibt, ausgerodet, einen sehr guten Waizenboden.