das letztere wenigstens kein sonderlicher Vorzug scheint. Eine
wundervolle Promenade, der Cours na t i o na l , scheidet, vom Hafen
direkt gegen den Berg ziehend, die Stadt in zwei Hälften; -noch
sind nicht alle Häuser ausgebaut, aber das Ganze macht einen
prächtigen Eindruck, der noch erhöht wird durch die reizenden,
sorgsam gepflegten Gärtchen, die, mit Springbrunnen und zahlreichen
Palmenarten geschmückt, auf dem Cours liegen. Unten,
dicht am Hafen, steht die Statue des kleinen Th i e r s ; sie ,dreh't
der Stadt den Rücken und thut nicht Unrecht daran, denn man
hat sie nicht sonderlich schön behandelt. Ihre Errichtung wurde
in den Zeiten beschlossen,- wo Thiers noch der Befreier des Landes
von der fremden Besatzung, der überall gefeierte Vater des Vaterlandes
war, und die Anlage des neuen Hafens durchsetzen half.
Als der Künstler aber seine Statue ablieferte, hatten die Zeiten
und die Ansichten sich schon J geändert, und nur mit Zögern entschloss
man sich, das bestellte Kunstwerk anzunehmen. Man brachte
es auch auf das schon vorher fertige Piedestal, aber in dem
mittlerweile radikal gewordenen Gemeinderath fand sich Niemand,
der die feierliche Enthüllung übernehmen wollte, und so stand sie
»viele Tage, stand zwei Jahre lang«, bis endlich eines schönen
Nachts ein tüchtiger Sturm die morsch gewordene Leinwandhülle
wegfegte und so dem Gemeinderath aus der Verlegenheit half.
Einige radikale Biedermänner haben zwar den Antrag gestellt,
den Unterdrücker der Commune auf Gemeinderechnung ins Meer
werfen zu lassen, aber man weiss nicht recht, wen man an seine
Stelle setzen soll, und so wird er wohl vorläufig stehen bleiben.
Der Statue gegenüber legen die grossen Dampfer direkt am
Quai an und die Waaren werden unmittelbar in die Eisenbahnwaggons
geladen, für welche ein Schienenstrang dem Ufer entlang
läuft. Der Hafen ist einer der besten am Mittelmeer; schon die
Rhede war.ziemlich gut, aber doch gegen Nordost und Ost nur
ungenügend geschützt, so dass bei heftigen Ö O O " o Stürmen aus dieser
Gegend manchmal schwere Unglücksfälle eintraten. In trauriger
'Erinnerung steht heute noch der vierundzwanzigste Januar des
Jahresl835, überhaupt einesünglücksjahres für die nordafrikanischen
Häfen; es wurden damals sämmtliche vor Böne ankernde Schiffe
ans Ufer geworfen und zertrümmert. Nun hat man durch mächtige
Steindämme ein Doppelbecken geschaffen, das wohl noch für
geraume Zeit äusreichen wird. Der Innenhafen hat 10 ha Oberfläche,
der Aussenhafen aber 79 ha. Die Schiffsbewegung ist eine
ziemlich beträchtliche, die Produkte der reichen Hochebene von
Guelma und des Seybousethales, die Eisenerze von Ain Mokra
und der Kork des Edough kommen hier zur Verladung. Die Eröffnung
der Bahn nach Tunis wird wahrscheinlich noch eine ziemliche
Steigerung bringen, da die ungünstigen Hafenverhältnisse
in la Go l e t t a und die Unmöglichkeit, den dortigen Hafen mit
der französischen Bahn in direkte Verbindung zu bringen, selbst
für einen grossen Theil des Medjerdathales den Weg über Böne
vortheilhaft erscheinen lässt. Die patriotischen Bönenser zweifeln
auch nicht im Entferntesten daran, dass ihre Stadt binnen wenigen
Decennien alle anderen in Nordafrika überflügelt haben wird, und
die Bestrebungen nach Errichtung von drei neuen Departements
haben hier, wo man die Abhängigkeit von Konstantine nur sehr
ungern erträgt, ihren Hauptsitz. Ob freilich Böne jemals den
Glanz des alten Hip po Re g i um erreichen wird? Hier ist eine
uralte Kulturstätte. Zwischen dem Seybouse und dem vom Edough
herabkommenden Oued Boudj ima , der mit dem grösseren
Fluss zusammen mündet, erhebt sich ein Hügel, spitz und schroff
nach allen Seiten abfallend, leichte Vertheidigung gewährend, aber
auf den beiden Wasserläufen den kleinen Schiffen der Alten bequem
zugänglich. Hier gründeten schon in uralter Zeit die Phönizier
ihr Ubo, oder wie die Griechen es nannten, Hippo, das
später zur Unterscheidung von dem anderen Ubo am See von
Bizerta Hi p po r e g ium oder r e g in i genannt wurde. Bis zum
dritten punischen Krieg Königsstadt der Massaesylier, wurde es
von' da an römische Kolonie und erreichte als solche eine Bedeutung,
welche es mit Karthago um den Rang der ersten Stadt in
Nordafrika rivalisiren liess. Zur Zeit des heiligen Augustinus war
Hippo unbestritten wenigstens die geistige Kapitale Nordafrikas,
aber sein frommer Bischof konnte es nicht gegen den Ansturm
der Vandalen schützen; nach einer Belagerung von vierzehn Monaten
wurde es' erstürmt und angeblich bis auf die Kathedrale
des heiligen Augustinus zerstört. Es muss sich aber -rasch wieder
erholt haben, denn Prokopius nennt es zu Belisars Zeit schon
wieder eine bedeutende Stadt; in dem fruchtbaren Thale hatten
sich viele Vandalen angesiedelt und lagen die besten der berühmten
Vandalenloose. Sie hielten mit den wilden Berbern vom Edough
gute Freundschaft und in deren unzugänglichen Waldbergen fand