untereinander verständigen , wenn auch die gebräuchlichen Aus-
drücke für denselben Gegenstand häufig verschieden sind. , Am
reinsten hat sich die Sprache im Tämasahek der Tuareg erhalten,
da sie bei der Todfeindschaft, die seit der ersten arabischen Invasion
zwischen ihnen und den Eindringlingen herrscht, dem
Einfluss -des Arabischen weniger ausgesetzt war. Die Zenaga am
Nordufer des Senegal haben nach Ball*) die Grammatik ziemlich
nein bewahrt, aber vielfach arabische Wörter angenommen , und
dasselbe gilt von den Scheluh. Weit mehr arabischen, - oder
vielleicht richtiger semitischen Einfluss', denn die Einwirkung
könnte- bis in die Zeiten der Libyphöniken zurückdatiren, —
zeigt die Sprache der algerischen Kabylen. Es ist das kein Wunder
und dieselbe Erscheinung muss sich überall zeigen, wo eine grammatikalisch
ausgebildete Literatursprache mit einer solchen zusammentrifft
, die keine Literatur und in diesem Falle nicht einmal
eine Schrift hat. Ihre nächste Verwandtschaft findet aber Roche-
ma n te ix**) in dem Altegyptischen, welches dieselben Pronominalwurzeln
zeigt und Inflexionen und Derivativa nach derselben Methode
bildet, freilich aber sich in der Konjugation ganz den semitischen
Sprachen anschliesst. Wäre unsere Renntniss des Altiberischen nicht
so verschwindend gering, — van Eys in seinen Outlines of basque
Gramnar behauptet, es sei uns ' überhaupt kein zweifellos
iberisches Wort erhalten, und auch andere Forscher neigen der
Ansicht zu, dass die angeblich iberischen Worte bei den klassischen
Schriftstellern nur _Provinzialismen des spanischen Vulgärkteins
seien, — so würden sich da vielleicht noch nähere Beziehungen
, nachweisen lassen.
Auch ohne diesen Nachweis könnte es kaum zweifelhaft sein,
dass die Berberstämme nahe Verwandte der alten Egypter sind!
Ob aber dadurch eine Einwanderung aus Asien bewiesen wird, wie
sie die Anhänger der einheitlichen Entstehung des Menschenge- '
schlechtes annehmen —- annehmen müssen , ist mir fraglich.
Ich neige vielmehr der Ansicht zu, dass die Berber, wie ihre nächsten
Verwandten, die Iberer und Ligurer und wohl noch andere
untergegangene vorarische Stämme, ihre Urheimath in Nordafrika
hatten und von dort ins westliche Südeuropa, nach Spanien, Süd-
*) Appendix to Hooker and Ball, Marocco and the Great Atlas.
**) Essai sur les rapports grammaticaux entre l’Egyptien et le Berbère
Paris 1876.
frankreich, Sardinien und Sicilien, und vielleicht bis nach Sudirland
und Südwestengland sich ausbreiteten. Doch solche Spekulationen,
die uns zwingen würden, einerseits die Atlantis, andererseits die
altirischen Sagen mit in die Diskussion zu ziehen, gehören nicht m
einen Reisebericht, noch weniger die Verhandlung der Schadel-
forscher über Brachycephalen und Dolichocephalen, welche bei dem
vorhandenen geringen Material um so weniger beweisen können,
als nie und nirgends noch ein Volk gefunden worden ist, dessen
Schädel so unveränderlich nach demselben Typus gebaut sind, wie
Zl B. die Gehäuse, einer und derselben Schneckenart.
So weit die Geschichte zurückreicht finden wir die Eingeborenen
Nordafrikas fast genau so in ihren Bergen sitzend, wie
heute, ebenso ihre Oelbäume und ihre Feigen'kultivirend, m eben
solchen elenden, aber festen Hütten wohnend, ebenso kümmerlich
von Gerstenmehl lebend,*) ebenso anhänglich am ihre Heimath,
ebenso misstrauisch gegen- jeden fremden Einfluss, ebenso in zahlreiche
einzelne Stämme zerspalten, die zu den Königen der
Numiden und Mauritanier nur in einem sehr lockeren Unterthanenverhältnisse
standen, das wesentlich darin bestand, dass ihre
Chefs beim Amtsantritt eine Art Investitur erhielten und, wenn
es ihnen beliebte, im Kriegsfälle Hülfsvölker gegen Bezahlung
schickten. So wenig hat sich geändert, dass es nicht schwer hält,
die meisten von den alten Geographen genannten Stämme heute
noch fast in denselben Sitzen und mit kaum veränderten Namen
nachzuweisen, und wenn nicht die Einführung der Schiessgewehre
einen Unterschied bedingte, so würde es ziemlich gleich sein, ob
wir die Schilderung eines Kampfes mit den Kabylen in Sallust’s
de bello Jugurthino oder bei Procop oder in einem modernen
französischen Kriegsberichte lesen. Die guten wie die schlechten
I Procopius (IT.6) sagt von ihnen: »Die Maurusier wohnen m erstickenden
Hütten, Winter und Sommer und in jeder anderen Jahreszeit,
ohne durch Schnee, Sommerhitze oder eine andere Plage sich daraus
vertreiben zu lassen. Sie schlafen auf der Erde, die Reichen legen sic ,
wenn sie es- etwa hahen, ein Fell unter. Sie haben nicht die Sitte ihre
Kleider nach der Jahreszeit zu wechseln, sondern ziehen zu jeder Zeit ihren
dicken Mantel u n d ihren groben Leibrock an. Sie hahen weder Brod, noch
Wein, noch ein anderes Labsal, sondern essen ihre Nahrungsmittel, entweder
Dinkel oder Gerste, ohne sie zu kochen, oder sie zu Mehl oder zu Graupen
zu mahlen, nicht anders, wie andere Thiere.« - Mit Ausnahme des letzten,
wohl auch damals schon übertriebenen Satzes, passt das heute noch vollständig.