einem zweiten Besuch blieb leider keine Zeit, die Abschiedsstunde
war da .und wir mussten dem schönen Algier Lebewohl sagen.
Ich bedauere das um so mehr, als ich nirgends genauere Angaben
über diesen Porstgarten finde und auch Tchihatcheff ihn nicht
besucht zu haben scheint. Sein Gedeihen auf unbewässertem
Boden beweist, wie leicht eine Wiederaufforstung des ganzen
bahel sein würde. In- Algier besteht ja eine Ligue de Re-
b o is ement , über deren Wirksamkeit ich freilich nichts habe
erfahren können, da eine an ihren Präsidenten gerichtete Bitte
um Auskunft unbeantwortet blieb*); jedenfalls findet sie unmittelbar
vor den Thoren Algiers Arbeit genug, wenn sie einmal aus
der blos theoretischen Thätigkeit heraustreten will. Der Staat
ermuthigt Waldanpflanzungen allerdings und unterstützt sie durch
Prämien, aber die verwandten Summen sind doch gar gering, in
1883 nach dem offiziellen Bericht nur 19,600 Prs. Der Gouverneur
Tirman, dem auch seine erbittertsten Gegner es nicht ab-
streiteu können, dass er es .mit der Hebung Algeriens ernst
nimmt, widmet diesem Gegenstand eine spezielle Aufmerksamkeit**)
und hat durch ein Cirkular in erster Linie die Administrateurs der
Communes mixtes aufgefordert, Versuche mit dem Einsäen brachliegender
Bergkuppen zu machen. Er bemerkt ganz richtig dass
bei den geringen Ersten selbst, ein Gedeihen nur einer geringen
Anzahl von Bäumen schon lohnend sein würde, und dass bei alljährlicher
Wiederholung man endlich einmal ein Jahr treffen
würde, das ganz befriedigende Resultate gibt. Ausserdem soll
jede Gemeinde auf Wunsch unentgeltlich das Terrain für Pflanzschulen
erhalten. Der Staat selbst beschränkt sich vorläufig auf
Erhaltung und bessere Bewirthschaftung der noch vorhandenen
Wälder, und das, ist leider schon mehr, als das spärlich vorhandene
Forstpersonal bewältigen kann. Das Personal besteht aus
einem Conservatwr für jede Provinz; ferner sind angestellt
15 Inspecteurs, von denen jeder durchschnittlich 120,000 ha. zu
überwachen hat, nebst 25 Assistenten (Inspecteurs adjoints). Das
. ) Wie ich später hörte, beschränkt sich die Liga auf die Herausgabe
eines ^Blattes, weiches für die Wiederbewaldung Propaganda macht.
, **’ *CeS travaux hie repeuplement) sont loin d’ avoir pris 1’ importance
qu ils doivent acquérir dans ce pays où la sécheresse, et après elle 1’ ,
inondation viennent démontrer d’une manière irréfutable la nécessité du
reboisement des terrains dénudés-, W T irm a n , Exposé, 1883 p. 132.
Unterpersonal beläuft sich auf ca. 600, wovon drei Viertel Frau-
zosen; es ist aber durchaus nicht gleicbmässig über das ganze
Land vertheilt, sondern da konzentrirt, wo es noch wirklich
werthvolle Bestände zu hüten gibt, wie in den Zedernwäldern von
Teniet el Haad, Blidah und in den Umgebungen von Batna, und
in den Korkeichenwäldern am Edough und bei la Galle. Der
Buschwald ist auf grosse Strecken hin einzelnen arabischen Forsthütern
anvertraut, die ihren Glaubensgenossen natürlich nicht allzuscharf
äuf die Finger sehen. Wo es möglich ist, sucht man
Schneisen durch , die Bestände zu legen und offen zu halten, um
den verheerenden Bränden leichter steuern zu können. In den
Korkeichenwäldern ist man eben damit beschäftigt, die einzelnen
Distrikte durch Gräben und Wälle (tranchées de protection) m.
scheiden. Ausserdem sind die an die Walddistrikte grenzenden
Stämme für die Nutzungen, welche sie aus denselben ziehen und
für ihr Weiderecht verpflichtet, in den Sommermonaten an bestimmten
dominirenden Punkten Wächter (Hassas) zu unterhalten,
die jede beginnende Feuersbrunst sofort melden müssen. So
furchtbare Schadenfeuer, wie die absichtlich angelegten in 1881
werden dadurch hoffentlich für die Zukunft unmöglich gemacht.
Auch das Gesetz, welches bei Brandstiftung die Umwohner für
den Schaden verantwortlich macht, hat viel zur Besserung beigetragen,
und in 1883 belief sich der ganze durch Waldbrände
angerichtete Schaden nur auf etwa 100 000 Fcs. f#-Neupflanzungen,
vorwiegend mit der Strandkiefer, finden bis jetzt nur statt auf
dem Murdjadjo bei Öran, dem Sahel, bei Orleansville, um Bougie
und auf dem Sidi Mecid bei Constantine; der dafür ausgeworfene
Betrag belief sich im Budget von 1883 auf 30 000 Fcs., aber
für 1884 waren 140 000 Fcs. vorgesehen. Privatanpflanzungen
finden nur in ganz geringem Massstabe statt "und beschränken
sich meistens auf das Setzen von Eukalypten an geeigneten
Stellen; die Bahngesellschaften und die Besitzer grösserer Landkonzessionen
sind dazu gesetzlich verpflichtet. Den Bedarf von
Brennholz deckt eben der Buschwald genügend und wo im Inneren
die Bauholzpreise hoch genug wären, um zur Anlage von Wäldern
zu reizen, ist es die Feuersgefahr, die von der Verwendung
grösserer Kapitalien abhält.
Uebrigens muss man, wenn man die Frage der Wiederaufforstung
in den Mittelmeerländern behandelt, immer wohl be-
10