als Läden, Speicher und Werkstätten vermietheten Gewölbe 350.
Die Rampe wird an mehreren Stellen von Treppen geschnitten
und am nordwestlichen Ende befindet sich ein besonderer Treppenbau,
der zum Fischmarkt führt. Zwischen den Gewölben und dem
Meere bleibt eben noch Raum genug für die Magazine der Dampfschiffgesellschaften
und den Bahnhof, aber wenn der Verkehr sich
so weiter entwickelt, wie seit zehn Jahren, dürften Hafen wie
Magazine und Bahnhof bald zu eng werden.
Oben auf der durch die Gewölbe gebildeten Terrasse, wo
einst daa Residenzschloss der Deys stand, ehe diese vor ihren
getreuen Janitscharen in der festen Kasbah Schutz suchten, dehnt
sich jetzt der Boulevard de l’Imperatrice wie er früher hiess,
Boulevard de la Republique wie er gegenwärtig genannt wird.
Von der Balustrade hat man eine der wunderbarsten Aussichten
der Welt über den Hafen und die geräumige Bai, an deren Westende
Algier liegt, bis zu dem in blauer Ferne yerschwimmenden
Cap Matifou ; an ihr wird es von Menschen fast nie leer,' auch die
Araber scheinen einen ganz besonderen Genuss darin zu finden,
von ihr ins Meer hinabzustarren. Zwei geräumige Plätze liegen
an den beiden Enden des Boulevard; der Place du Gouvernement
, den ich zuerst betrete, der Sammelplatz einer bunten
Menge, ist mit grossen Cementplatten gepflastert, in der Mitte mit
einer Statue des Herzogs von Orleans geziert. Die Republik hat sie aus
Rücksicht auf die Armee auf ihrem Platz gelassen ; imposant nimmt
sich der dürre Herzog gerade nicht aus, um so weniger, als er
auf einem furchtbar dicken Pferde sitzt und seinen Degen in
höchst wunderbarer Weise hinter sich streckt, aber es gibt wenige.
Denkmäler auf der Welt, die einen schöneren Platz einnehmen.
Der Gouvernementsplatz ist auf drei Seiten von Arkaden umgeben
; diese setzen sich auch in die benachbarten Strassen fort
und bieten bei Sonnenbrand wie bei Regen erwünschten Schutz;
Schade, dass man diese Bauweise, deren Erfindung die Alten
charakteristischer Weise den Syhariteii zuschrieben, bei uns aus
Rücksicht auf die Helligkeit nicht nachahmen kann. Vor dem
altberühmten Hôtel de la Regence steht eine Gruppe von Dattelpalmen,
unter denen die Winterkurgäste mit Vorliebe ihren Kaffee
trinken.
Das reizende Plätzchen wird aber sehr in Schatten gestellt,
wenn man entweder längs des Boulevard, wo sich die Haupt-
— 19 —
cafés und die Taverne Gruber, der Sammelplatz der Fremden wie
der Einheimischen, befinden, oder durch die damit parallel
laufende Fortsetzung der rue Bab Azoun nach dem zweiten Platz
geht, dem Place de la Republ ique. . Hier hat man einen
reizenden Garten angelegt, den nach dem Meere zu die schönste
Palmenallee einfasst, die ich noch gesehen ; die Palmen sind
gerade in dem Alter, wo sie den schönsten Eindruck machen,
die Stämme nicht über 10 Fuss hoch, die Wedel zu Spitzbögen
in einander verschränkt. In dem Square de la Republique selbst,
dem nur ein wenig mehr Feuchtigkeit zu wünschen gewesen wäre,
ist eine reiche Auswahl Pflanzen, die an der Nordseite des Mittelmeeres
noch nicht ohne Schutz gedeihen. Zwischen mächtigen
Büschen von Bambusrohr stehen von Palmen ausser den überall
in solchen Gärten am Mittelmeer zu findenden Latania borbonica,
Chamaerops excelsa und hufnilis noch Cocos, flexuosa und die
prächtige Arenga saccharifera von den Sundainseln ; dann der
Baumwollenbaum, Bombax ceiba, (der aber keine Baumwolle liefert,
wenigstens keine in der Industrie verwendbare), mit seinem seltsam
dornigen Stamm, Grevillia robusta, mehrere Ficus, Yucca
dracaena, die japanesische Papier-Arälie, (Aralia papyrifera), Cono-
carpus latifolius von Jamaika und zahlreiche andere. Freilich
muss man diesen Garten besuchen, ehe man in dem Jardin
d’Acclimatisation von Hamma war, denn nach diesem imponirt
er viel, weniger, aber weil mitten in der Stadt belegen, bleibt er
immer eine Lieblingspromenade der Fremden und im dichten
Schatten lassen sich bei dem eigenthümlichen Rascheln der Palmen
und Bambusen köstliche Stunden verträumen. Ganz mährchen-
haft nehmen sich aber die Palmen Abends bei Beleuchtung aus,
besonders an den beiden Eingängen, deren Gaslaternen mit mächtigen
Revolverbrennern versehen sind. Dem Nordländer will es kaum
m den Sinn, dass alle diçse Prachtbäume noch nicht älter sind als
20 Jahre, und dennoch ist dieser Garten erst 1866 angepflanzt worden.
Unmittelbar hinter dem Place de la Republique erhebt sich
das recht hübsche Theater ; vor ihm steht die schönste Dattelpalme
Algiers. Das Theater selbst ist ein stattlicher Marmorbau
mit säulengetragenem Portikus und bietet im Inneren Sitzplätze
für etwa 1500 Personen.
Die beiden Plätze und ihre Verbindungsstrassen bilden den
Kerrn des modernen europäischen Algier, für das man durch