und in 1825 waren nahezu sämmtliche Fischer Italiener, wie auch
heute noch. Nach der Eroberung nahm unter der Leitung von
J u l e s d e L e s s e p s für eine Zeit lang die Zahl der Boote wieder
zu und hielt sich auf ziemlicher Höhe bis, 1878, wo die Entdeckung
der grossen Korallenbank bei Sciacca an der sici-
lischen Küste, die binnen drei Jahren 88 000 Centner Korallen
lieferte, die Italiener ablockte und den Preis der Ausbeute
so drückte, dass die Fischerei -an der algerischen Küste kaum
mehr rentirt. In 1881 arbeiteten nach dem officiellen Bericht
noch 147 Schiffe mit 1134 Mann; ihre Ausbeute betrug 29 850 kg
im Werth von 1 370 000 Fcs. , in 1882 — neuere Angaben liegen
mir nicht vor — nur noch 119 Boote mit 806 Leuten und einer
Ausbeute von 20 286 kg im Werth von 1032 760 Fcs. Die Jahre
waren relativ günstig und trotzdem brachte es einer der Matrosen
bei dem anstrengenden und gefährlichen Dienst kaum auf 500 Fcs.
Frankreich hat von der Korallenfischerei, welche ausschliesslich
von Italienern betrieben und deren Produkt eben so ausschliesslich
in Italien verarbeitet wird, eben fast gar keinen Nutzen;
seine Bemühungen für ihre Hebung werden aber von dem Gedanken
geleitet, dass die Fischer, die in ihren kleinen Segelschiffchen
mit dem stürmischen Meere zu ringen haben, ein ausgezeichnetes
Material für die Kriegsmarine abgegeben, dessen
Fehlen man schwer empfindet.
La Calle hat unter diesen Umständen die Bedeutun©g nicht
gewonnen, die man erhoffte ; die reichen Bleiminen von Kef-um
Teboul , die in geringer Entfernung hart an der tunisischen Grenze
liegen und mit mehreren Hundert Arbeitern betrieben werden,
sowie die ausgedehnten Korkeichenwälder, in denen sich die Konzessionen
duBouchageund de Montebel lo befinden, beleben zwar
seinen Exporthandel einigermassen, aber die Umgegend ist wenig
kolonisirt und recht ungesund. Eine Zeit lang hatte man grosse
Pläne mit der Stadt, welche besser als eine andere in Algerien
für die Anlage eines die Meerenge beherrschenden Kriegshaferi
geeignet ist. Man wollte entweder einen Hafen bei Boulif an-
legen, oder die Landenge durchstechen, welche denSee Guel ta-el
Mal ah vom Meere scheidet; darin hätte die ganze französische
Kriegsflotte in voller Sicherheit ankern können. Mit der Beder
Patron, der die Ausrüstung, besorgt hat, 2 der Steuermann, E t das
Schiff, je 1 jeder der fünf Matrosen.
Setzung von Tunisien sind aber alle diese schönen Pläne hinfällig
geworden; auch wenn man von der Bucht von Karthago, wohl
neben Taranto dem strategisch wichtigsten Punkte am Mittelmeer,
absieht, bietet Bizerta für einen Kriegshafen von Natur alle die
Vortheile, die man bei la Calle erst künstlich schaffen müsste,
und diese Stadt wird somit auf ihren schlechten Hafen angewiesen *
bleiben, der für grössere Schiffe absolut unzugänglich ist. Für
kleinere hat man durch einen Steindamm einige Sicherheit ge-
-schaffen, aber, wenn man sie nicht, wie die Boote der Korallenfischer,
auf den-Strand ziehen kann, muss man sie, sobald ein
Sturm am nördlichen Horizont aufzieht, vorn und hinten festbinden,
wozu am Strand alte Kanonenrohre eingegraben mnd in
der Bucht die Felsen entsprechend behauen sind. Die Schiffe
halten sich darum, den Hochsommer ausgenommen, nicht länger
in la Calle auf, als sie unbedingt müssen, und warten lieber im
Hafen von Böne,' bis die Ladung für sie bereit liegt.
Auch unser Dampfer musste ziemlich weit draussen ankern.
Wir hatten nur wenig Passagiere und gar keine-Güter auszuschiffen,
einzuladen war gar nichts, trotzdem mussten wir uns
drei volle Stunden schaukeln lassen, denn die Herren von der Post
schickten - das Felleisen nicht vor neun Uhr, der reglementsmässigen
Abfahrzeit. Im Anfang konnten wir wenigstens das Städtchen
betrachten, das freundlich am Abhang im Grünen liegt; es hat
seinen Platz gewechselt, denn das arabische Mer s-el-Khar ez, wie
dessen römische Vorgängerin, über deren Namen man noch nicht
einig geworden ist, lagen auf der Spitze der felsigen Halbinsel,
welche den kleinen Ankerplatz schützt. Dann aber verhüllte die
Dämmerung Alles und nun wurde das AVarten langweilig. Einmal
über das andere Mal ertönte die Dampfpfeife, in allen Sprachen
wurde die Post verwünscht, aber sie kümmerte sich nur um ihr
Reglement und erst .Punkt neun Uhr erschienen die Briefsäcke.
Nun ging es weiter nordöstlich, dem Cap Roux zu, das uns seither
ein wenig vor dem Sturm gedeckt hatte. Drüben w urde es
etwas lebhafter, aber das Schiff hielt sich brav und wir kamen
rasch voran. Bald sahen wir zur Rechten ein Licht, den Leuchtthurm'
von Tabarka, der einstigen Nebenbuhlerin von la Calle.
Diese Insel war über 200 Jahre im Besitz der genuesischen Familie
Lomel l ino, welcher Aie der grosse Soliman 1541 als Lösegeld
für den berüchtigten Korsaren Dragu t , den ein Lomellino