führte fast bis zur Höhe hinauf, einige andere ähnliche hatten wir
quer zu überschreiten, bis wir endlich eine grüne Senkung erreichten,
in der sich in einem kleinen Erdfall ein niederes Gewölbe ölfnete:
Ueber einen Schuttkegel kletterten wir etwa 30' hinab, dann Standen
wir am Rande eines Wasserbeckens von beträchtlicher Tiefe und
Ausdehnung. Unser Führer hatte eine Kerze mitgenommen, aber
leider die Streichhölzchen vergessen, und da wir auch nicht damit
versehen waren, konnten wir uns nur durch Steinwürfe von der
Ausdehnung der Höhle überzeugen. Die Decke bestand auch
aus Quellenabsatz und so war die ganze Bildung leicht zu erklären.
Wir standen auf dem'höchsten Punkte eines flachen Hügels, der . , O '
nach beiden Seiten hin durch Einsenkungen von den höheren
Nachbarbergen getrennt ist; auf ihn sind die warmen Quellen beschränkt.
Hier oben entsprang früher die Haüptquelle, und sie
hat nicht nur die Decke der Höhle gebildet,,, sondern auch alle
die Felsenzüge, die von hier hinabziehen; sie bestehen genau aus
demselben Gestein, wie die Kegel der »arabischen Hochzeit«; und
sind leider ebenso schne.ckenarm, wie diese. An der Höhle hat
die neugebildete Decke eine Schicht leichter löslichen Gesteins
überwölbt, das Wasser hat diese nach und nach weggeführt und
so die Wölbung gebildet. Noch träufelt immer Wasser aus der
Decke., doch ohne Tropfsteine zu bilden, aber es entführt immer
feste Bestandtheile und eines schönen Tages wird aus dein unterirdischen
ein offener See werden.
Den fünfzehnten Mai verwandten wir zu einer Exkursion
nach dem Dschebel Thay a , dessen stolzer Kalkgipfel uns schon
auf der Herfahrt so imponirt hatte. Noch vor wenigen Jahren
hatte eine Besteigung dieses Berges und besonders ein Besuch der
nahe dem Gipfel befindlichen Tropfsteinhöhle“ grosse Schwierigkeiten'
und erforderte umständliche Vorbereitungen; heute ist
sie wesentlich erleichtert durch die Anlage eines Antimonbergwerkes
nahe dem Gipfel, dessen Eigenthümer die spärlichen
Touristen, die sich in seine Einsamkeit verirren, mit der herzlichsten
Gastfreundschaft aufnimmt. Der Morgenzug' der Bahn brachte
uns schon früh nach etwa dreiviertelstündiger Fahrt nach der
Station Thay a , an der aber noch kein Dörfchen, sondern nur
ein einsames Wirthshaus liegt. Als wir uns hier mit Proviant
versorgten und nach dem Wege erkundigten, wies uns die Wirthin
an einen Herrn, der mit uns in demselben Coupe gekommen
war, als den Eigenthümer der Grube, der gerade im Begriff sei,
dorthin zu gehen. Dieser, Herr Medeviel le, versprach uns auch
in der freundlichsten Weise einen Führer zum Besuch der Höhle,
wunderte sich aber nicht wenig, dass wir die Tour zu Füsse machen
wollten und rieth uns dringend, im Wirthshaus Maultbiere zu
nehmen. Wir, in der Hoffnung, auf dem zwei Stunden langen
Weg einige Ausbeute zu machen, beharrten aber auf ünserem
Entschluss und Hessen Herrn Medevielle mit seiner Haushälterin,
die in Guelma die nöthigen Provianteinkäufe gemacht, und zwei
mit Dynamit beladenen Lastthieren vorausziehen. Nicht ohne
Schwierigkeit passirten wir den hier schon ziemlich wasserreichen,
in mehrere Arme getheilten Fluss und folgten dann einem guten
Reitweg, welchen die Bergwerksdirektion für den Transport der
Erze hat anlegen lassen. In Hammam Meskhoutin hatten wir
einen der in dem feuchten Thalbecken häufigen. Nebel gehabt,
aber bis zum Thaya steigen diese selten herauf , und die Sonne
brannte an dem kahlen steilen Abhange , der nur unten einige
wilde Oelbäume und Korkeichen zeigte. Der Weg war gut gehalten,
der Abhang ziemlich bebaut, hier und da waren Eingeborene
mit Ackern beschäftigt. Sie tragen arabische Tracht und wohnen
auch in Zeltdörfern, aber diese sind stationär, mit' gemauerten
Grundlagen; offenbar wohnen hier wie fast überall im Gebirge
gemischte Stämme. Ihr Pflug war, wie immer im Kabylenland,
das uralte Instrument, das die Phönizier den Bewohnern der westlichen
Mittelmeerländer gebracht. Die Kabylen sind im Ackern
unermüdlich; sie stürzen sogar das für die Sommerfrucht (Bechna
Sorghum, I lni , Hirse, Akbal , Mais und Bohnen, “ -die Gerste
wird im Herbst gesät) bestimmte Land schon im Herbst und ackern
es im Frühjahr noch ein- und selbst zweimal. Sie sammeln auch
sorgsam den Dünger, aber da es ihnen an Stroh fehlt und sie im
Winter meistens aus Mangel an Futter kein oder nur wenig Vieh
halten, werden nur die Gärten und besonders ertragreiche Stücke
regelmässig gedüngt, sonst muss die Brache das Beste thun. In
den Bergen schleppen die Frauen den Mist in Tragkörben die
steilen Hänge hinauf, unbekümmert um den Spott der Ebenen-
arabefl, welche es vorziehen, den Mist zu verbrennen. Dass man
unter solchen Umständen, wenigstens in den Bergen, sich auch
nicht begnügt, die Aehren abzuschneiden, während das Stroh umkommt,
ist begreiflich; vielfach rupft man die Halme sogar mit