König Ge l ime r seine letzte Zuflucht. Noch einmal blühte Hippo
auf und-war eine ziemlich bedeutende Stadt, als 697 die Araber
es vollständig zerstörten. Die Flüchtlinge siedelten sich auf der
anderen Seite des Oued Bo u d j ima auf einem Yorsprung des
Edough an und trugen den Namen der alten Stadt auf die neue
über, obwohl diese vielleicht an der Stelle einer anderen. Hafenstadt,
Ap h r o d i s ium, errichtet wurde. Sie blieb immer ein nicht
unwichtiger Hafen und wurde im Mittelalter vor Beginn der
Türkenherrschaft viel von den italienischen und proveucalischen
Händlern besucht; alle wichtigeren Handelsstädte des Mittelmeeres
hatten hier ihre Fonduks, in denen ihre Bürger nach heimischem
Recht lebten. Nach der Eroberung von Tunis hielten die Genuesen
die Stadt eine Zeit lang für den Kaiser besetzt, dann nahmen sie
die Türken und sie wurde ein Haupt-Seeräubernest; Immer aber
erhielt sich etwas Handel, wenn er auch schliesslich auf die Compagni
e d’Af r i que beschränkt war, welche hier, in la Calle
und in Bast ion de France Etablissements unterhielt.
Es ist ein nicht uninteressantes Blatt der Geschichte, das
die Handelsgeschäfte der Compagnie d’Afrique von der Mitte des
sechzehnten Jahrhunderts bis zur französischen Revolution enthält.
Die Handelsbeziehungen zwischen der Provence dnd Nordafrika
reichen weit zurück und sind vielleicht seit den Römerzeiten niemals
ganz unterbrochen worden, denn die dürre Provence war
auf das nordafrikanische Getreide angewiesen und Nordafrika
konnte seine Ernte niemals allein verbrauchen. So finden
wir schon Ludwig XI. in freundschaftlichen Beziehungen
mit den Hafsidischen Sultanen und schon damals werden die
Privilegien, welche die französischen Händler genossen, als uralter
Brauch bezeichnet. Den Hauptaufschwung nahm aber der Handel
mit dem Beginn der Türkenzeit, als nur die weisse Flagge Schutz
gegen die Korsaren gewährte. Seine allerchristlichste Majestät,
der ritterliche König Franz I., scheute sich nicht, ein Bündniss mit
dem Sultan einzugehen und das Mittelmeer den Türken zu überliefern,
um seinem Todfeind Karl Y. möglichst viel Schaden zuzufügen;
er duldete sogar, dass Hairedd i n Bar b a r o s s a , als
er in Toulon überwinterte, den Christen verbot, ihre Glocken zu
läuten, und in der Provence schaltete, als sei er der Herr. Der
letzte Sultan von Egypten, Kansou, hatte 1507 der französischen
Regierung das Monopol der Korallenfischerei an der tunesischen
Küste überlassen und Selim X. bestätigte seinem getreuen Bundesgenossen
1528 dieses werthvolle Privilegium. Gestützt auf diese
Freundschaft hatten schon um 1520 drei Kaufleute in Havre,
deren Namen nicht überliefert worden sind, ein Pariser, ein Normanne
und ein Bretone, am Cap Negro eine Faktorei errichtet,
doch blieb diese unbedeutend. In 1524 dagegen associirten sich
zwei Marseiller, Thomas Linches und Car l in Di d i e r , und erwarben
von den Küstenstämmen das Recht, zwischen dem Sey-
bouse und dem Cap Roux Handelsniederlassungen zu gründen
und Handel mit dem Inneren zu treiben. Sie gründeten ein paar
Stunden östlich von Bona einen kleinen Handelsposten, den sie
provencalisch lou Bast idoun nannten; er ist später bekannt
geworden unter dem Namen Bast ion de France. Ausserdem
besetzten sie la Calle und trieben auch Handel in Bòne. Die
Zeiten waren ihnen aber nicht günstig, während der Kämpfe
zwischen den Barbarossen und den Spaniern gingen die Geschäfte
schlecht, es kam sogar zu Konflikten und 1551 zerstörte Salah
Reis die sämmtlichen Posten. Die ersten Unternehmer machten
Bankerott, aber wir finden die Handelsposten immer wieder neu
errichtet, anfangs unter dem Schutz des Sultans, dann, nachdem
die Schlacht von Lepanto dessen Seemacht für immer gebrochen,
geduldet vom Dey von Algier und vom Bey von Tunis. Beide machten
Anspruch auf das Gebiet, und beiden- mussten starke Abgaben
gezahlt werden. Sobald aber eine Hungersnoth in Algerien ausbrach
oder auch nur das Getreide ungewöhnlich theuer wurde,
schob das Yolk die Schuld auf den Kornexport der Franken, und
der Dey benutzte die Gelegenheit nur zu gern, um die Etablissements
zu plündern und die Beamten und die Besatzung in die
Sklaverei zu führen. So sehen wir 1604 Bastion de France
völlig zerstört. Umsonst rief Henri IV. die Vermittlung'des
Sultans an, die Janitscharen verlachten die Befehle aus Konstantinopel
und es kam zum Krieg. In diesem wurde Bòne in 1607
von sechs florentiner und fünf französischen Galeeren überfallen,
völlig zerstört und gegen 1800 Einwohner weggeschleppt und
verkauft. Die christlichen Schiffe trieben nämlich was in den
■ Büchern, die von den Schandthaten der Barbarossen und ihrer
Nachfolger handeln, gewöhnlich nicht weiter erwähnt wird
den Menschenraub gerade so, wie die Türken auch und Sklavenmärkte
bestanden in den christlichen Häfen ganz genau so, wie