Wägelchen hat, benutzt Trambahn oder Omnibus, die darum auch
fast immer überfüllt sind.
Am 15. März Abends 5 Uhr sollte der Moeris abfahren, um
vier Uhr liessen wir uns darum nach dem vorderen Hafen briI n'CgTe n,'
wo das Schiff unmittelbar am Quai lag, so dass wir ohne Vermittlung
eines Bootes an Bord gehen konnten. Das schöne Schiff
war leider nur wenig beladen und lag ziemlich hoch über dem
Wasser, was bei dem lebhafter gewordenen Wind nicht sehr angenehm
war, doch machte es seinem Ruf Ehre und hielt sich
wacker; Abends war das Meerleuchten reizend, überall funkelten
die kleinen Sterne der Noctiluca, und von Zeit zu Zeit leuchtete
eine Pyrosome im Kielwasser auf, mehr oder minder intensiv, je
nachdem sie der Oberfläche mehr oder minder nahe kam. Am
anderen Morgen kamen die Balearen in Sicht; an Menorca fuhren
wir so nahe vorbei, dass man jedes Haus erkennen konnte, Mal-
lorka blieb mehr im Nebel. Als wir den Kanal zwischen beiden
Inseln passirt hatten, ging die See höher und das Schiff begann
zu tanzen, aber wir kamen hübsch voran und Nachts \im drei
Uhr hörte die Schraube auf zu arbeiten ; wir hatten die Ueber-
fahrt in 34 Stunden gemacht und lagen im Hafen von Algier.
Zweites Kapitel.
Algier.
Mit Ungeduld erwartete ich in meiner Kabine den Morgen;
sobald das erste Tagesgrauen durch die Luke schien, eilte ich
hinauf aufs Deck. Da lag sie dicht vor mir, die weisse Häuser- -
pyramide von Algier, überragt von den Wällen der Kasbah,
hüben und drüben von grünen Höhen flankirt, von denen zahllose
weisse Landhäuser herüberleuchteten. Noch deckte der Morgennebel
die entfernteren Höhen, aber im Süden bricht der Tag rasch
herein und bald konnte ich den ganzen Höhenzug erkennen, der
im Osten weit hinausläuft bis zu dem fast nördlich liegenden Cap
Matifou, und dahinter die blauen Bergzüge der Kabylie, beherrscht
von der merkwürdigen Silhouette des Böu Zegsa. Es ist ein prächtiges
Bild auch für den, der schon mehr vom Süden gesehen hat
und für den eine solche Küstenlandschaft mit ihrem Grün, Weiss
und Blau nicht mehr den Reiz der Neuheit hat. Ganz besonders
imponirend wirkt der mächtige Terrassenbau, über welchen die
Strasse vom Hafen hinaufführt, mit den stattlichen Häusern, die
vom Boulevard de la Republique herunterschauen.
Algier ist in neuerer Zeit fein Hauptsammelplatz für Fremde
geworden und hat an guten und eleganten Hotels keinen Mangel.
In den grossen Etablissements ersten Ranges am Boulevard sind
aber auch die Preise mit dem Comfort im Einklang, und da die
Börse eines fahrenden Naturforschers dafür nicht recht ausreicht,
zogen wir vor, ein bescheideneres Quartier in einer Nebensträsse,
aber doch hübsch nah beim Hafen, aufzusuchen, und wir haben das
nicht zu bereuen gehabt, so lange wir im Hôtel de l’Univers blieben.
Sobald ich mich einigermassen restaurirt hatte, ging ich hinaus
zum Glanzpunkte Algiers, dem Bo u l e v a r d de la R é p u blique.
Hier zog früher ein felsiger Abhang vom Hafen herauf,
sehr romantisch anzusehen, aber auch sehr .schwer zu passiren.
Mit dem Aufschwung des Handels wurden Hafen und Verbindung
mit der Stadt absolut ungenügend und es musste Abhülfe geschafft
werden. Den alten Hafen hatte Ha i r eddin Barb a r os s a angelegt,
indem er die vorliegenden Inseln durch einen Steindamm
verband ; so gab es wenigstens einigen Schutz gegen den gefährlichen
Nordwind, aber er war ungenügend; bei dem furchtbaren
Sturme im Februar 1.835 gingen eine ganze Anzahl Schiffe im
Hafen zu Grund, aber trotzdem zögerte man noch lange, bis man
ernstlich an die Schaffung eines besseren Hafens ging. Heute ist
durch zwei grosse Molen, von denen der eine vom alten Hafen,
der andere vorn Thor Bab el Azoun ausgeht, eine Wasserfläche
i von 90 ha. völlig vor dem Wellenschlag geschützt und ein ausgezeichneter
Hafen gewonnen, von dem man nur beklagt, dass er
jetzt schon anfängt zu, klein zu werden. Schwerer war
es, eine Verbindung mit der Stadt zu bekommen, aber die Aufgabe
ist schliesslich in einer ganz ausgezeichneten Weise gelöst
worden. Der bekannte englische Bauunternehmer Morto n Pet o
erbot sich, den Bau ahf seine Kosten auszuführen, wenn man ihm
gestatten wolle, die neu erbauten Gewölbe auf 99 Jahre als Läden
zu vermiethen. Nun baute er zwei Gewölbereihen übereinander,
welche längo s der og anzen Küste hinlaufen und die Anlaoge einer
bequemen Rampe für Fuhrwerk gestatteten, während sie oben den
Boulevard de la Republique tragen. ï)ie Gesammtlänge der Baute
beträgt über zwei Kilometer, die Höhe 26 Meter, die Zahl der
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