Notizen beschränkt, welche Sa l lu s t iu s aus den leider verlorenen
Quellschriften des Königs Hi emp s a l für uns gerettet
hat. Der römische Geschichtschreiber sagt: *) »Afrika wurde zu
Anfänge von Gätulern und Libyern, noch rohen und ungebildeten
Menschen, bewohnt; sie nährten sich von Wildpret und Kräutern,
wie das Vieh. .Sie wurden weder durch Sitten, noch Gesetz,'
noch durch irgend einen Beherrscher regiert, sie schweiften pm-
her, und wo sie die Nacht zusammenführte, da blieben sie als
m ihrem Wohnsitz. Aber nachdem Herkules, wie die Afrikaner
dafür halten, in Hispanien umkam, da zerstreute sich in Kurzem
sein aus mancherlei Völkern verbundenes Heer, nach dem Verlust
ihres Anführers und bei dem Streben Vieler, hin und wieder
Jeder für sich, nach Herrschaft. Von diesen Völkern setzten die
Meder, Perser und Armenier zu Schiff nach Afrika über und nahmen
die Gegenden ein, die zunächst an unser Meer stossen. Die
Perser wollten aber lieber innerhalb des Oceans wohnen, und
brauchten die umgekehrten Schiffe statt der Hütten, weil sie weder
Bauholz im Lande hatten noch auch solches von den Spaniern
erkaufen oder eintauschen konnten. Das weite Meer und
die unbekannte Sprache hinderten den Verkehr. Diese vermischten
sich allmählich durch Heirathen mit den Gätulern, und weil sie,
um die Felder zu versuchen, bald in diese bald in jene Gegenden
zogen, nannten sie sich selbst Numiden. Uebrigens sind noch jetzt
die Wohnungen des numidischen Landvolkes, welche die Numiden
Ma p a l i e n nennen, länglich mit gekrümmten Dachsparren, wie
die Schiffsböden. — Den Medern und Armeniern aber kamen die
Libyer nahe, denn diese wohnten dem afrikanischen Meere näher,
die Gätuler mehr unter der Sonne, unfern von dem heissesten
Himmelsstriche; und diese hatten frühzeitig Städte;. denn, nur
durch den Sund von Spanien geschieden, führten sie einen Tauschhandel
mit den Spaniern ein. Die Libyer verstümmelten allmählich
ihren Namen und nannten sie in ihrer barbarischen Sprache
statt Meder Mauren. Es wurden aber die Perser in kurzer Zeit
mächtig, und da sie nachher unter dem Namen Numiden der
Volksmenge wegen die väterlichen Lande verliessen, nahmen sie
m 'Besitz diejenigen Gegenden, welche zunächst bei Karthago
Numidien genannt werden. Nun verliessen sich beide aufeinan-
) De bello Jugurthino, Cap. XYIII u. XIX. Ich folge der Ernesti’schen
Uebersetzung.
der, brachten ihre Nachbarn mit den Waffen oder durch Furcht
unter ihre Herrschaft und machten sich einen grossen Namen ;
mehr diejenigen, welche nahe an unser Meer vorgerückt sind,
weil die Libyer nicht so streitbar sind, als die Gätuler. Endlich
nahmen auch den grössten Theil von Unterafrika die Numiden
in Besitz. Alle Ueberwundenen wurden mit den Siegern ein
Volk und nannten sich nach dem Namen ihrer Beherrscher.«
»In der Folge haben die Phönizier, theils um die Volksmenge
daheim zu verringern, theils aus Herrschsucht, das gemeine Volk
und andere Neuerungssüchtige aufgewiegelt, Hippo, Adrumetum,
Leptis und andere Städte an der Seekuste erbaut. Diese wurden
in kurzer Zeit sehr vergrössert; und einige waren ihrem
Mutterstaät zum Schutz, andere zur Zierde. Von Karthago aber
achte ich es besser, lieber gar nichts als wenig zu sagen, weil
mich die Zeit mahnt zu anderen Gegenständen zu eilen.«
Die Erwähnung des Herkules und die mehr als kühne Etymologie
des Namens Mauren *) haben diese Erzählung trotz der
Berufung auf punische Quellschriften immer als rein mythisch erscheinen
lassen, und auch Sallust überlässt die Verantwortung
dafür ausdrücklich seinen Gewährsmännern. In dem Mythus steckt
aber wie so oft wohl doch ein fester historischer Kern und dieser
hat neuerdings durch die Egyptologen eine sehr unerwartete Bestätigung
erhalten. An den Wänden des Tempels von Karnak
sind Hieroglyphen und Bilder eingegraben, welche uns berichten,
dass, nachdem im sechzehnten Jahrhundert vor Christus die Flotte
des Pharao Thutme s III. Nordafrika anscheiuend ohne besonderen
Erfolg zu erobern versucht, blonde blauäugige Barbaren, die von
Norden gekommen waren, und Tamhu, Nordmänner, oder T a -
he nnu, Nebelmänner, genannt wurden, zu Schiff nach der Küste
*) Der Name stammt wahrscheinlich aus derselben Wurzel wie das
arabische Mag h r e b , das hebräische Mahur in,~ und bedeutet Bewohner
des Westens; er wird den Nordafrikanern dann schon von'den Phöniziern
beigelegt sein. Da um a s (Moeurs et Coutumes de l’Algérie p. 5), dem ich
diese Etymologie entlehne, glaubt den Namen gegeben im Gegensatz zu den
Saracenen ( Cha r k i i n , Ostleuten), doch sind beide Namen schon im Alterthum
bekannt und vorarabischen Ursprungs; die Saraceni nennt Ammi a -
nus Ma r c e l l i n u s (XIV 4) als ein Volk im Norden des glücklichen Arabien.
— Der König der Lebu, der in der Schlacht bei Paari gegen Rhamses
Meremplithah fiel,, nachdem er einen grossen Theil Egyptens erobert hatte,
hiess Ma urmuj a ; ist das zufällige Namensähnlichkeit?