lieh jedes Verständniss fehlt. Als Dekorationsstück der Gegend
macht sich aber die Kirche, die weit in’s Meer hinaus glänzt.
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ganz ausgezeichnet.
Die Priester bei unseren lieben Frauen von Afrika tragen
den arabischen Haik und das Kopftuch, wie die Araber, nur
ohne die heilige Kameelhaarschnur. Hier und in Maison Carrée
sind die Hauptquartierë der Freres blancs, d—e r todesmuthisÖren
Truppen des Kardinals
La v i g e r i e , die unermüdlich
immer und immer
wieder versuchen, die Muha-
medaner von der Wahrheit
des Christenthums und
den Segnungen der französischen
Herrschaft —
denn Charles Martial
Allemand Lavigerie ist
ein ebenso eifriger Patriot
wie frommer Katholik —
zu überzeugen. Ihre Taktik
ist nicht schlecht. In dem
Seminar von Maison Carrée
ganz wie Araber aufgezogen,
der arabischen und
der kabylischen Sprache
völlig mächtig, dabei mit
den nöthigsten medizinischen
Kenntnissen versehen
, siedeln sich die
Frères blancs in den Dörfern
der Kabylen, den Douars
der Araber an, theilen
deren Lebensweise und
suchen ihr Vertrauen zu
gewinnen. Dem politischen
Fig. 1. Ein Frère bianc. Einfluss Frankreichs haben
sie, die jetzt schon von
Tunis, wo Lavigerie auf den Trümmern von Karthago eine
Zweiganstalt gegründet hat, aus ihre Fühler bis nach Ghadamès .
und Ghat vorschieben, *) bedeutende Dienste geleistet, aber ob
-ihnen bis jetzt die Bekehrung auch nur eines einzigen Arabers
gelungen ist, bezweifle ich sehr. Gegen das einfache muhame-
danische Glaubensbekenntniss : Es ist nur ein Gott, und Muhamed
ist sein Prophet, und gegen dié so ganz der orientalischen
Phantasie angepassten Verheissungen des Paradieses, kommen die
Lehre von der Dreieinigkeit und der unbefleckten Empfängniss
nicht auf und der Mariendienst ist dem Araber ein Götzendienst,
doppelt anstössig, weil er einem Weibe gilt. Dagegen können
auch vdie Frères blancs nichts machen. Bei den Kabylen sind
sie ihrer ärztlichen und sonstigen Kenntnisse wegen beliebt, auch
als Lehrer gern gesehen, aber Bekehrungserfolge haben sie auch
noch nicht erzielen können. Sie würden vielleicht günstigere
Resultate haben, wenn sie, wie das die arabischen Schürfa früher
gethan, durch Heirathen sich mit einflussreichen Berberfamilien
verbinden könnten, aber das erlaubt wieder das Gelübde nicht.
Vielleicht wirkt der Kardinal, der ein eminent praktischer Mann
ist und auch die Güter dieser Welt sehr wohl zu schätzen weiß,
ihnen noch einmal dafür Dispens aus oder begründet einen
halbgeistlichen Orden, für den jenes Hinderniss wegfällt ; dann
wären bei der grenzenlosen Opferwilligkeit und dem Glaubenseifer
seiner Getreuen wahrscheinlich bedeutende Erfolge zu erzielen.
Aber allzulang darf er nicht mehr warten, denn die S e n u si
gewinnen von Tag zu Tag mehr Terrain und sie sind den Frères
blancs ebensogut ebenbürtige Gegner, wie Si di Mohamed el
Mahdi ben Senus i dem streitbaren Kardinal. Monsignore
Lavigerie findet übrigens bei der französischen Regierung die
gebührende Anerkennung und hat selbst in den pfaffenfeindlichsten
Zeiten der jungen Republik immer eine Subvention von
50,000 Franken jährlich bezogen, die man freilich nicht direkt
in’s Budget einstellte, sondern auf den geheimen Fonds anwies.
Wir stiegen rasch über die Kirche hinaus einem gepflasterten
maurischen Pfad folgend, der die einzige Verbindung zwischen
Algier und Koleah bildete, ehe die Franzosen die Strasse dem
steilen Küstenhang entlang bahnten. Mit jedem Schritt wurde
die Aussicht schöner und als wir oben auf dem Kamme neben
*) Lavigerie hat seine Missionäre sogar in den Sudan und nach Zanzibar
gesandt.