beträgt; für den Hektar, der durchschnittlich 300 Bäume trägt,
macht das 46 69 — 92 Franken und diese Steuer muss bezahlt
werden, mag die Ernte sein wie sie will r nur an der Nordküste
wird anch von den Oliven der Zehnte erhoben .und sind die armen
Bauern in Missjahren wenigstens steuerfrei. In dem eigentlichen
Oellande, der Provinz Sahel , der Byzacena der Alten, wo
man mindestens alle zwei Jahre auf eine volle Olivenerpte rechnet,
wird die Steuer nicht so schwer empfunden, in Nordtunis dagegen,
wo die guten Ernten nur alle fünf Jahre Vorkommen, ist der
Kanoun eine drückende Last. Sie ist um so schwerer als die
Abgabe nicht nach der Zahl der wirklich vorhandenen Oelbäume,
sondern nach den alten Steuerlisten erhoben wird. Allgemein
hört man die Klage, dass diese viel mehr, Bäume enthalten, als
die Felder, aber alle Versuche, eine neue Zählung herbeizuführen,
scheiterten an dem Widerstand der . Finanzkommission, welche
davon eine Verminderung ihrer Einnahmen und eine Beeinträchtigung
der Interessen ihrer Mandatare, der europäischen
Gläubiger, befürchtete. Hoffentlich ist es nun, nachdem die
Kommission zur allgemeinen Freude glücklich beseitigt, eine der
ersten Aufgaben, die sich Campo n stellt, diesem schreienden
Uebelstande abzuhelfen. Freilich wichtiger noch wäre die Einführung
einer rationellen Verarbeitung der Oliven. Heute producirt
ganz Tunis nur Oel der schlechtesten Sorte, das nur zur Seifenfabrikation
und zum Schmieren der Maschinen verwendbar ist;
die Pressung ist eine so erbärmliche, dass es noch lohnt, die
Rückstände nach Marseille zu schaffen und dort weiter zu verarbeiten.
Trotzdem sind rationell geleitete Oelfabriken bis heute
noch nicht angelegt, theils weil der Ertrag nicht alljährliph' sicher,
theils aber weil das Oel seither ausser den hohen Transportspesen
aus dem Inneren noch unerschwingliche Abgaben zu zahlen hatte.
Zunächst einen Eingangszoll in die Hafenstadt, dann Gebühren
für das Messen und, die Krone des Ganzen, einen hohen Ausfuhrzoll
und Douanengebühren. Der Oelexport war deshalb fast nur
in Form von Schmuggel möglich und diesen erschwerte die Finanzkommission
nach Kräften. Campon hat versprochen, die Ausfuhrzölle
wenigstens baldigst abzuschaffen; er könnte nichts
Besseres für das Land thun.
Unter die Oelbäume mischten sichT einzelne alte Johannisbrod-
bäume, die, sonst fast schwarzgrün, jetzt in Folge des Sommertriebs
ganz hellgrün aussahen. Der Boden war ein rother Thon, der O O 7
bei ordentlicher Bearbeitung ausgezeichneten Weizen bringen würde,
aber er lag zwischen den Oelbäumen völlig wüst. Nur wo die
Strasse sich nach dem Medjerdathal zu senken begann, liegt
Sessala, ein Landhaus mit ausgedehnten Baumpflanzungen und
freundlichen Arbeiterwohnungen. Es gehörte früher dem Minister
Kheireddin und wurde von ihm seinem Schwiegersohn, dem General
Si Mohamed el Takusch, geschenkt. Die Obstbäume waren
ausgezeichnet gehalten und gediehen offenbar sehr gut; ich wunderte
mich darüber nicht allzusehr, denn Kheireddin hatte ja auch in
Goletta einen deutschen Obergärtner und dessen Walten schien man
auch hier zu verspüren. In Porto Farina sollte ich aber merken,
dass ich mich doch wohl geirrt habe,
Nun ging es hinunter in die tischgleiche Ebene, durch welche
die Medjerda fliesst, ein reizloses Ackerland fast ohne Menschenwohnungen,
dessen Weizenfelder meist schon abgeerntet waren;
in den Stoppeln thaten sich grosse Rinderheerden gütlich.
Es dauerte ziemlich lange, bis wir el F o n d o u k erreichten, ein
einsames Karawanserai, neben welchem eine prächtige Steinbrücke
die Medjerda überspannt. Der Fluss ist ziemlich wasserreich, das
Wasser gelb und schlammig, wie das der Tiber ; dem tiefeingerissenen
Bette sieht man an, dass manchmal gewaltige Wassermassen
darin strömen mögen. Hier begreift man, wie dieser Fluss
seit zweitausend Jahren die ganze ausgedehnte Ebene bilden und
die Kaps von Utica in Binnenlandhügel verwandeln konnte. Wir
überschritten die Brücke und fuhren eine Strecke weit dem Ufer
entlang, doch immer in respektvoller Entfernung, denn die Medjerda
greift ihre Ufer stark an und tiefe Sprünge im lehmigen
Erdreich mahnten zur Vorsicht. Ein kleines Dorf lag am Ufer,
die Hütten hatten die seltsam gekrümmten lehmüberzogenen Dachsparren,
ganz wie sie Sallust bei den Mopal ia der Numiden
beschreibt, wirklich wie umgekehrte Schiffsböden aussehend. Sie-
sind eins ans andere gebaut; die Bewohner, offenbar keine Araber,
begegneten uns aus den Feldern zurückkommend, Männer und
Weiber schwer beladen. Bäume waren keine angepflanzt. Gegenüber
auf dem rechten Ufer erhoben sich ein paar niedere Hügel,
anscheinend ohne festen Steinkern; der Strom arbeitete energisch
an ihrer Abtragung. Auch an das linke Ufer treten wenig weiter
Hügel heran, die wir in einer Einsenkung überschreiten und nun