gang ins Mittelmeer hatte*). Ein wirklicher Busen des Mittel-
meers hätte auch unbedingt eine reichere Molluskenfauna haben
müssen ; in den Schichten des Schottbeckens hat man bis jetzt
ausser der gemeinen Herzmuschel**) nur einzelne Reste von Nassa
gibbosula und einem Baianus gefunden.
Dem Mer intérieur ist die Stimmung in Algerien im Allgemeinen'
nichts weniger. als günstig. Die einen sind, wie der
Botaniker C o s s o n , die Herren Re b a t e l und Ti r a n t dagegen,
weil sie von der Veränderung des Klimas eine Vernichtung des
Dattelbaues im Beled u l -Ds c h e r id , dem Dattellande, befürchten,
ohne dass Algerien davon einen Nutzen haben würde,
die grosse Menge hält das ganze Projekt für unausführbar, einige
aber, und zwar Leute, die sehr genau unterrichtet sein können,
wie z. B. der Kommandant P a r i s o t , der Begleiter Roudaires
auf seiner Expedition, erklären öffentlich das ganze Unternehmen
für die grösste und faulste Spekulation, die in diesem Jahrhundert
unternommen worden sei. Neben dem Unternehmergewinn und
den Emissionsspesen habe es sich besonders darum gehandelt, die
2 200 000 ha künftigen Küstenlandes und ca. 100 000 ha Wald
in den Aurès, die Lesseps sich als Gegenleistung ausgehalten, in
die Hände zu bekommen ; dann würde sich schon ein Haken gefunden
haben, an dem die weitere Ausführung gescheitert wäre.***)
Biskra macht durchaus eigentlich noch keinen wüstenartigen
Eindruck und der patriotische Biskri empfindet es sogar als eine
Beleidigung, wenn man seine Heimath schon zur Sahara rechnet,
die doch erst hinter Tuggurt beginnen soll. Aber auch die Vorwüste
tritt in Biskra zurück oder wird durch die Palmenwälder
der -verschiedenen Oasen ganz verhüllt. Nach drei Seiten hin
erheben sich die zackigen-Vorberge der Aurès und die wunderbaren
Färbungen, welche sie beim wechselnden Stande der Sonne
*) Auch Mat thews (Flora of Algeria) ist dieser Ansicht; er möchte
sogar annehmen, dass die Seichtigkeit des , Syrtenmeeres und die Bank
zwischen Tunis und Sicilien den Abschwemmungen dieses Flusses zuzuschreiben
sei. Dann hätte derselbe aber auch das Schott-Becken ausfüllen müssen!
**) Ist die Saharamuschel überhaupt identisch mit dem mittelmeerischen
Cardium edule L? Ich habe keine Exemplare vergleichen können, aber
Bourguignat, der allerdings-über die Artumgrenzung sehr eigenthümllehe
Ansichten hat, glaubt sie als eigene Art abtrennen zu können und nennt
sie Cardium. saharicum.
ß evue ge'ographique internationale 1883 p. 80.
annehmen, sind das Entzücken des Malers. Der höchste sichtbare
Gipfel heisst nicht umsonst Ds c h eb e lHamma r -Kr e d d o u ,
der Berg der Rosenwangen.
Im Hotel sahen wir eine reizende Gazellenfamilie, das Junge
in der Gefangenschaft'geboren. Merkwürdig war mir, dass hier
der Weinstock noch ganz" gut gedeiht; er ist allerdings seiner
Südgrenze ganz nahe, denn mehr als eine Mitteltemperatur von
22° C. hält er nicht aus. Dar die Dattelpalme zum wirklichen
Reifen ihrer Früchte inindestens 21° C. bedarf, können beide
Pflanzen nur in* einer ganz schmalen Zone mit Erfolg zusammen
gebaut werden. Den Traüben im Hötelhof sah man aber nicht
an, dass sie hier von Rechtswegen gar nicht mehr fortkommeii
dürften, sie waren fusslang und hatten schon dicke. Beeren
Der Abend' brachte uns noch, auf besondere Bestellung, zwei
arabische Specialitäten, Kusk us su und Lakhmi , ersteres das
aus gedämpften Mehlkügelchen bestehende Nationalgericht der
Araber, aber des furchtbaren Pfefferzusatzes wegen für uns kaum
geniessbar, obschon Harned, der Kellner, versicherte, seine Frau
habe bei der Bereitung den europäischen Geschmack berücksichtigt
und nur ganz wenig Pfeffer genommen. ^ Lakhmi oder Lakhbi
— wer ein gelehrter Arabist .ist, schreibt Laqbi —— ist der Palmenwein,
der frisch abgezapfte, noch ungegohrene Saft der Dattél-
palme, den die Araber leidenschaftlich lieben; im gegohrénen
Zustand schmeckt er ihnen freilich noch besser und sie trinken
ihn trotz des Koranverbotes. Unsrer war irisch und mundete
auch mir trotz des etwas faden, süsslichen Geschmacks; mit-etwas
Rothwein versetzt gab er sogar ein ganz köstliches Getränk ab.
Die D i l i g e n c e geht um zwei Uhr ab; wir legten uns zu Bette,
aber von Schlafen wäre auch abgesehen von der feuchten • Treibhaushitze
keine Rede gewesen, denn gegen zehn Uhr begann ein
wahres Höllenkonzert. Allem Anschein nach waren ein paar
Schakale, vielleicht auch Hyänen der Oase zu nahe gekommen,
ein paar arabische Kläffer gaben das Signal, die Hunde von den
Nachbaroasen antworteten, sie arbeiteten sich gegenseitig in
immer ärgere Wuth hinein, kurz es war ein Lärm, dass an Schlaf
nicht zu denken war. Ich glaube gerne, dass es für einen Europäer
kein Vergnügen ist, den Sommer in Biskra verbringen zu
müssen, und dass diè Officiere in einer Versetzung dorthin eine
scharfe Lektion sehen.