werden,'da sie weniger vorsichtig sind, verhältnissmässig häufiger
geschossen, als die alten. Diese sind zwar mit einer guten Kugelbüchse
vom Ufer aus nicht schwer' zu erreichen, aber dann taugt
der Balg kaum mehr zum Präpariren. Anschleichen in Schrotschussweite
gelingt dagegen nur schwer, am ersten kann man
sie noch erhalten, wenn man bei stürmischem Wetter, wenn-sie
vom Kampf mit den Wellen ermüdet sind, ihnen mit einem Segelboote
nahe zu kommen versucht. Da aber der Flamingo eben
nur zum Ausstopfen benutzt werden kann, jagt man ihn nicht
allzueifrig; nur einige Araber lauern ihm in Schilfhütten auf und
suchen ihre Beute in den Hotels zu verwerthen. Einträglicher
war früher die Jagd auf einen grossen Taucher, -aus dessen Durien-
kleid man Fausthandschuhe verfertigt; seit der Einführung besserer
Gewehre auch bei den Eingeborenen ist er aber auf der Bahira
fast ausgerottet worden.
Halbwegs zwischen Tunis und Goletta hält der Zug für einen
Augenblick, um einen in der entgegengesetzten Richtung kommenden
vorbeizulassen. Es ist eine historische Stelle, auf der die Kreuzung
stattfindet, denn hier wurde die Schlacht geschlagen, von der ab
der Verfall von Tunis datirt. Die Intriguen eines herrschsüchtigen
Weibes hatten auch hier fremde Einmischung herbeigerufen. Wie
der alte Muley Hassan von Granada, so hatte auch der Hafside
Muley Muhamed in seinen alten Tagen noch eine junge Frau
genommen und diese begehrte für ihren Sohn Muley Hassan die
Nachfolge, obschon drei ältere Söhne vorhanden waren. Als der
Sultan 1525 starb, liess sie zwei ihrer Stiefsöhne umbringen, der
dritte, Reschid, entkam und floh nach Algier zu den Barbarossen.
Denen kam er eben recht. Bald erschien er mit Ha i r e d d in
Ba r b a r o s s a vor der Stadt, während gleichzeitig eine türkische
Flotte in Goletta landete. Hassan wurde von seinen eigenen
Unterthanen vertrieben, aber anstatt Reschid auf den Thron zu
setzen, verband sich Haireddin mit den aufständischen Nemencha
und Dri d und bemächtigte sich selbst der Herrschaft. Hassan
war mittlerweile auf den Rath seines Ministers, des genuesischen
Renegaten X i m e a, nach Spanien geflohen und hatte Karl V. um
Hülfe angegangen. Im Jahre 1535 erschien dieser mit einer
grossen Armee, nahm Goletta und schlug die Türken vernichtend
in der Ebene an der Bahira. Haireddin wollte sich in die Stadt
werfen, aber als er sich zur Flucht wandte, sah er den Halbmond
von der Kasbah sinken und das Kreuz seine Stelle einnehmen;
die christlichen Gefangenen hatten sich empört und die schwache
zurückgelassene Besatzung überwältigt. - Nur mit wenigen Begleitern
entkam der Korsar nach Algier. Der siegreiche Kaiser
liess sein Zelt auf der Stelle aufschlagen, wo heute die Züge
kreuzen und empfing hier die Schlüssel der Stadt, die er aber
trotz der Uebergabe plündern liess. Dann setzte er Muley Hassan
als seinen Vasallen ein und zog wieder ab; nur in Goletta blieb
eine Besatzung zurück. Gleichsam im Vorbeigehen nahm er auf
dem Heimweg noch Bizerta und Böne, und die Sache des Islam
schien in Tunis verloren. Aber kaum war der Kaiser anderweitig
beschäftigt, so brach ein allgemeiner Aufstand aus und Muley
Hassan erlitt vor dem heiligen Kairouan eine schwere Niederlage.
Nun erhob sich auch sein eigener Sohn Mul e y Hame d gegen
ihn, nahm ihn gefangen und liess ihn blenden; und obschon die
Spanier nacheinander zwei andere Prinzen des hafsidischen Hauses
gegen ihn aufstellten und ihn aus Tunis vertrieben, hielt er sich
mit Hülfe des Korsaren Dr a g u t bis 1551, wo der Vicekömg
von Sicilien, Don J u a n de Vega, ihn in seinem letzten Stützpunkte
Mehadia belagerte und gefangen nahm. Noch 20
Jahre regierte der spanische Schützling Muley Mohammed, stets
von Rebellen bedrängt; aber die schwere Niederlage, welche der
Herzog yon Medina Celi mit seiner Flotte an der Küste von
Djerba erlitt, erschütterte die spanische Macht und 1570 nahm
A li For tas, der Pascha von Algier, Tunis mit Sturm. Noch
einmal erschienen die Spanier, geführt von Don Jua n d ’Austria,
dem Sieger von Lepanto, der sich hier ein Königreich zu gründen
hoffte. Er nahm Goletta und Tunis wieder und befestigte sie
von Neuem; doch kaum hatte sein misstrauischer Halbbruder ihn
nach Europa zurückgerufen, als Sinan Pascha, der Renegat
aus dem edlen Hause der Visconti von Mailand, mit der türkischen
Flotte dem Sultanat der Hafsiden für immer ein Ende machte.
Philipp II. versuchte nicht einmal, die Niederlage zu rächen;
von da ab beginnt das Regiment der Janitscharen auch in Tunis.
Ein penetranter Geruch — »ein Gestank wärs schier zu
nennen« — verbündet die Annäherung an die Stadt. Wer von
Goletta kommt, dem scheint von allen Namen, mit denen die
Phantasie arabischer Dichter die Stadt belegt hat, — die reizende
Braut des Occidents nennt sie el K a ir o u a n i , es Zaher-a, die