Gegen Mittag kam die Post von Akbou herauf, und mit
Schrecken sah ich, dass es ein kleines Corricolo war, das unseren
unglückseligen Koffer heim besten Willen nicht transportiren
konnte. Da blieb nichts übrig, ich nahm heraus, was wir etwa
in den nächsten acht Tagen brauchen konnten, und unsere Wirthin
versprach, ihn mit der nächsten Diligence nach Setif zu spediren.
Unliebsamer Erfahrungen in Italien eingedenk, trennte ich mich
schweren Herzens von unserem Gepäck, aber meine Sorgen waren
unnöthig, denn als wir zehn Tage später in Setif anlangten, stand
mein Koffer längst auf dem Bahnhof. Nachdem das Geschäft
erledigt, verabschiedeten wir uns von unserer Wirthin und gingen
voraus, um noch einiges zu sammeln. Weit konnten wir freilich
nicht laufen, denn dicht hinter dem Fort musS der Fluss durchfahren
werden und mussten wir also den Wagen ab warten. Eine
gute halbe Stunde brachte uns an den Fuss des steinigen Hügels,
welcher sich zwischen dem Sahel und seinem Nebenfluss Oued
Mek h laou erhebt und das Fort trägt. Es ist ein einfaches,
viereckiges Mauerwerk mit Schiessscharten und einem kleinen Vorwerk
vor dem Thöre, wohl noch aus der Türkenzeit herrührend;
die Besatzung scheint'eben, wo die Kabylen ganz brav sind, nur
ans ein paar Mann zu bestehen. Bis zum Thore war der Weg,
wenn auch ein schlechter Feldweg, doch immerhin erkennbar gewesen,
aber nun sah ich mich vergeblich nach einer Fortsetzung
um; ein paar Wegspuren liefen allerdings nordwärts, verloren
sich aber bald, und schliesslich musste ich zum Fort zurück' und
mich belehren lassen, dass ein schmaler kaum fahrbarer Pfad, der
in steilem Zickzack nach dem Flusse hinab führte, die Strasse nach
Bougie sei. Hinabsteigend kamen wir an ein paar verfallenen
europäischen Häusern vorbei, die uns belehrten, dass man auch
hier einen vergeblichen Kolonisationsversuch gemacht; sie waren
nun von zerlumpten Arabern eingenommen. Am Flusse'bräch
die Strasse plötzlich ab; wir wurden erst später darüber klar,
wurden in den genannten Jahren 196 erlegt; für Schakale, von denen
gegen 2000 geschossen wurden, zahlt man nun in Oran und Konstantine eine
Prämie von l ä/ä—2 Fcs. Im Ganzen wurden in den beiden Jahren 8273 Fcs.
Schussgeld ausgezahlt. Die Löwenfelle, die man in Algier und Bona immer
zu kaufen bekommt, stammen fast alle aus dem Sudan, sie sind daran zu
erkennen, dass sie am Bauch keine langen Haare haben;.beim ächten Berberlöwen
geht die Mähne bis zum Bauch.
dass die Chaussee von Bougie herauf den Sahel überhaupt nicht
hier, sondern fast zwei Stunden weiter oben überschreitet, und
dort befindet sich auch eine Brücke über den Fluss, aber keine
Ansiedelung und somit auch keine Poststation, und so muss das
Postkärrnchen von der Strasse ab auf einem elenden Feldwege über
das Thal herüber fahren, die beiden Flussarme passiren, vorausgesetzt,
dass nicht Hochwasser die Passage unmöglich macht, und
sich nach dem Fort und von da nach unserem »Hotel« durcharbeiten.
Da ist es kein Wunder, wenn die Einwohner der blühenden
Kolonien Tizimalt und Akbou über Vernachlässigung klagen.
Wir hatten am Flussufer fast zwei Stunden zu warten, aber
sie wurden uns nicht lang, da wir in dem reichlich angeschwemmten
Genist eine ganz ungewöhnlich reiche Ernte an kleinen und
kleinsten Schnecken machten. Ausserdem wurde uns die Zeit verkürzt
durch einen Kabylen, der eine kleine Heerde von Schafen
und Ziegen durch die Furt treiben wollte. Hatte er mit Aufbietung
aller Kraft ein paar Stück > durch das trübe, ziemlich tiefe
Wasser hinübergeschafft, wobei sich namentlich die Ziegen wasser- O 7 O
scheu und widerborstig zeigten, und watete nun zurück, um die
anderen zu holen, so, kamen ihm die getreuen Thiere alsbald
wieder nachgeschwommen, und diese Sisyphusarbeit dauerte über
eine Stunde, bis. endlich ein paar Landsleute zu Hülfe kamen und
die ganze Heerde auf einmal hinübertrieben. Der Hirt hatte
keine Hunde bei sich; es ist uns überhaupt aufgefallen, dass die
Heerden hier meist ohne Hund gehütet werden, obschon die
Kabylen eine sehr hübsche spitzartige Hunderasse besitzen, aus
der bei sorgsamer Züchtung etwas gemacht werden könnte.
Gegen drei Uhr kam unser Kärrnchen vorsichtig den Pfad
herunter und beförderte uns durch den Fluss und verschiedene
Nebenarme auf das andere Ufer. Unmittelbar über der Furt
mündet ein ziemlich wasserreicher Zufluss, der direkt von der
Lella Khadidscha herunterkommt und ganz die Farbe des Schneewassers
hat. Drüben beginnt der berühmte Olivenwald und ich
muss gestehen* schönere Oelbäume habe ich weder in Süditalien
noch in Spanien gesehen. Es sind uralte, wunderbar verästelte,
knorrige Stämme, aber sie sind offenbar aus den Wurzelstöcken
eines noch älteren Waldes erwachsen, denn es stehen immer drei
bis vier in einem kleinen Kreise zusammen. Wer das langsame
Wachsen und die unendliche Dauer des Oelbaumes kennt, der