in Algier und Tunis, auch wurden die Sklaven gerade nicht viel
besser behandelt, wie drüben auch. Der Krieg schwankte ohne
Entscheidung bis 1628, wo der französische Unterhändler Sanson
Napol lon endlich einen Frieden zu Stande brachte oder richtiger
mit schweren Summen, welche die Marseiller Kaufleute geliefert,
erkaufte. Allein an Geschenken zahlte er 45000 Livres. Die
Etablissements in Bone, la Calle, Bastion de France und am Cap
Rosas wurden errichtet, weiter noch ein Comptoir in Algier selbst,
und sie erhielten» das ausschliessliche Privilegium des Getreideexports,
aber sie mussten ausser einem Eingangs- und Ausgangszoll
von 12 V/o noch so grosse Tribute zahlen, dass die jährlichen
Kosten ohne die Zölle sich auf 155 000 Livres beliefen. Dafür
hatten sie allerdings auch die Korallenfiseherei und erhielten
eine gewisse Anzahl Rindshäute zu billigen Preisen geliefert.
Den neuen Ansiedelungen war kein langes Leben beschieden.
Schon 1687 kam es in Folge der ewigen Räubereien an der französischen
Küste wieder zu Feindseligkeiten, das ganze Personal,
317 Menschen, wurde nach Algier geschleppt und verkauft und
Bastion de France zerstört. Aber nun geschah etwas sehr Unerwartetes.
Die Hanencha, der mächtigste Stamm an der Küste,
der sich den Türken niemals ganz unterworfen und immer
nur in einem Vasallenverhältniss zu ihnen gestanden hatte,
sah seinen einträglichen Handel ruinirt. Ihr Häuptling Khaled
ben Al i aus dem edlen Geschlecht der Hara r , erhob sich darum,
rückte vor Konstantine und schlug die algierische Armee in
offener Feldschlacht. Die Janitscharen mussten nachgeben und
die Hauptbedingung des Friedens war die sofortige , Wiederherstellung
der Bastion. 1640 finden wir einen neuen französischen
Gouverneur dort, aber dieser, Mr. Picquet , war von einer Sorte,
wie man sie leider auch jetzt noch hier und da unter 'den Händlern
im Orient findet. Er machte kolossale Schwindeleien und Schulden
und die Klagen wurden schliesslich so arg, dass der Dey ein-
schreiten musste. Er sandte fünfzig Soldaten und vier Polizeibeamte
(Chaouchs, Tschausch) nach Bastion de France, aber Herr
Picquet lockte sie auf ein Schiff, liess sie dort überwältigen und
in Ketten legen und fuhr dann mit seinen Leuten nach Livorno
wo er seine Gefangenen auf dem Markte verkaufte. Der
französische Konsul kaufte sie los und sandte sie zurück. Herr
Picquet nannte sich aber von da an de la Calle; »il revenait
riche et on le laissa faire« | heisst es in den Memoiren des Chevalier
d’Avrieux.
Nun wollten die Türken natürlich nichts mehr von den
französischen Händlern wissen und erst im Frieden von 1666,
den der Herzog von Beauf o r t durch die Zerstörung der Piratenflotten
vor Tunis und bei Cherchel erzwang, wurde einem Marseiller
Jacq ues Arnaud, der hauptsächlich die Verhandlungen geführt,
die Wiederaufrichtung, der Handelsposten gestattet. Er
gründete 'zu diesem Zweck eine neue Gesellschaft, aber sie ging
durch innere Zwistigkeiten und schlechte Leitung zu Grunde und
sah sich gezwungen, ihre Privilegien an D enis Du s s a u l t abzutreten.
Dieser verlegte den Hauptsitz, der bis dahin in Bastion
de France gewesen, nach dem weniger ungesunden la Calle; in
der Bastion herschten nämlich perniciöse Wechselfieber und Typhen
mitunter so stark, dass einmal in einem Sommer 400 Personen
starben. Das alte freundschaftliene Verhältniss mit den Hanencha
stellte sich bald wieder her und in ihrem Schutz konnten die
Franzosen selbst dann bleiben, als Du que sne Algier zum ersten
Mal bombardirte. Vor> dem zweiten Bombardement (1683) liess
aber der Admiral aus Sorge vor dem energischen Dey Mezzo-
mort e die Niederlassungen räumen und erst 1694 wurden unter
der Leitung^ von He ly die Geschäfte wieder aufgenommen.
Nun begann die Blüthezeit der Compagnie. Während des
spanischen Erbfolgekrieges verproviantirte sie einen guten Theil
Südfrankreichsund lieferte jährlich gegen 200 000 Hektoliter Getreide.
1707 vereinigte sie sich mit der Konkurrenzkompagnie vom
Cap Negro und 1713 reorganisirten sich beide zur Compagnie
d’Afrique. Fast das ganze achtzehnte Jahrhundert hindurch
hatte diese den' Handel mit den Barbareskenstaaten und die
Korallenfischerei in den Händen und der Handel mit Getreide,
Häuten und Wachs war einträglich genug, um die durch unvernünftige
Ausbeutung verursachte Erschöpfung der Korallenbänke
weniger empfinden zu lassen. Aber die Pest von 1785 brachte
der Kompagnie einen schweren Schlag bei und dann kam die
französische Revolution, welche alle Privilegien unerbittlich vernichtete.
Sie liess zwar die Compagnie d’Afrique ihrer Wichtigkeit
für den Getreideimport wegen noch ein paar Jahre fort-
bestehen, nachdem sie ihr 1791 das Monopol genommen, aber
1794 kam die Katastrophe. Die Kompagnie wurde »verstaatlicht«,