überall • angepflanzt werden, um mit ihrem Laub das Vieh im
Winter zu ernähren. Eine Zeit lang bleibt man dann noch in
der schmalen Zone der Oelhäume und Karruben; der Weg zieht
immer am steilen Hange über der Rhede von Sidi Yahia hin, dann
übersteigt er den schmalen Kamm, welcher weiter draussen das
Fort Abd el Kader und den kleinen LeuGhtthurm trägt, und senkt
sich in eine Mulde, die, ringsum von senkrechten, unersteiglichen
Felsen eingefasst, steil zum Meere abfällt. Es ist ein wunderschönes
Fleckchen, von aller Welt abgeschieden, von üppigem
Grünerfüllt, mit hochstämmigen Eichen, wilden Oelbäumen, Strandkiefern
und unzähligen blühenden Sträuchern. Hier ist auch ein
Lieblingsplatz der Affen, aber wieder waren wir nicht so glücklich,
einen zu Gesicht zu bekommen, das regnerische Wetter hielt sie
in ihren Verstecken zurück. Ein guter Maulthierpfad führt durch
das Gebüsch direkt auf die Felswand zu, welche nach Westen hin
weit ins Meer hinein vorspringt. Eine Strecke weit läuft er, durch
eine Mauer nach der Seeseite hin geschützt, am senkrechten Hang
entlang, dann durchbricht er den Vorsprung in einem kurzen
Tunnel, und nun steht man unmittelbar dem gewaltigen Felskegel
gegenüber, welcher den Leuchtthurm trägt. Nur ein schmaler
nach beiden Seiten dachförmig steil abfallender Landrücken führt
tief unten vom Festland hinüber und auf kurzen, steilen Serpentinen
steigt man an dem schwindelnden Hang hinab'; fast die
Hälfte des We ges ist in den Felsen gehauen, es ist eine Riesenarbeit
gewesen, diese Verbindung berzustellen. Nach beiden Beiten
hin erstrecken sich steile, senkrechte Felsenwände, von nimmer
rastender Brandung gepeitscht, absolut unzugänglich selbst für das
kleinste Boot; nur am Abhange der Landenge ist bei günstigem
Winde eine Landung möglich und ein schwindelnder Pfad leitet
von da herauf; vor Durchbruch des Tunnels war der Leuchtthurm
oft auf Wochen unzugänglich und musste immer auf längere Zeit
verproviantirt sein, wie ein Schiff auf hoher See. Auf der Landenge
selbst stehen hochstämmige Strandkiefern; mit ihren gewaltigen
Wurzeln klammem sie sich so fest an den Schieferfelsen,
dass ihnen auch die schwersten Stürme nichts anhaben können,
obschon es hier zwischen den steilen Wänden oft so furchtbar
wüthet, dass man an beiden Seiten des verbindenden Grates Pfade
in den Felsen gehauen hat,-um immer auf einer Seite Schutz zu
haben. Auch auf der anderen Seite ist der Pfad wieder in den
Felsen gehauen und zieht sich steil ansteigend um den Felskegel
herum zur Spitze, welche den Leüchtthurm trägt. Der Aufseher
nahm die Prussiens recht freundlich auf und verabreichte uns, dem
Reglement entgegen, sogar einige Erquickungen; im Fremdenbuche
fand ich, obschon es über, mehrere Jahre zurückging, nicht einen
einzigen deutschen Namen.
Auch unsere Privatliebhaberei fand auf dem Weg zum Leuchtthurm
reichliche Befriedigung. In Unzahl kroch die glänzend-
weisse Leucochroa Otthiana Forbes- an den Schieferhängen des
Wens herum und zahlreiche andere interessante Schnecken fanden
sich in den Spalten der Felsen und namentlich in der nächsten
Umgebung des Tunnels. Von ganz besonderem Interesse^ waren
uns aber prachtvolle grosse Exemplare der Glandina algira L.,
welche in der Kabylie die Westgrenze ihrer Verbreitung erreicht,
und solche von Stenogyra decoüata L., einer am Mittelmeer allgemein
verbreiteten Art, die aber hier in Dimensionen auftritt,
welche die sonst üblichen reichlich um das Doppelte übertreffen.
; Die Umgebung von Bougie ist überhaupt für den Naturforscher
eine wahre Fundgrube *); auch Schmetterlinge, welche
sonst in Nordafrika verhältnissmässig viel seltener sind, als in
Deutschland, flogen in der Mulde vor dem kleinen Tunnel in erheblicher
Anzahl;
Reizende Spaziergänge bieten sich äem Touristen auch nach
der Landseite hin., Ueber den kleinen Platz, auf welchem kaby-
lische Händler alle möglichen Kleinigkeiten, nur keine kabylischen
Arbeiten, ausbieten, gelangt man zum Hauptlandthor und steigt
dann auf steilen Serpentinen hinunter durch das Bois s a c r e ,
einen Hain von wunderschönen Eschen und Oelbäumen, wie man
sie eben nur in der Kabylie sehen kann. Unten ist eine kleine
Ebene, durch die Verbreiterung eines Ravins gewonnen, welchem
man durch die Quellwasserleitung sein Wasser so ziemlich entzogen
hat. Hier wurde vielleicht schon seit Phönizierzeiten der
grosse Markt für die Kabylie abgehalten, dem Bougie seine Bedeutung
verdankt. Ein Brunnen mit langen Trögen zum Tränken
des Marktviehs bildet seinen Mittelpunkt; er wird beschattet von
*) Rach Tchihatcheff hat Cauvet innerhalb sechs Monaten in der
näheren Umgehung von Bougie 287 Pflanzenarten gesammelt, dabei einen
neuen Ginster.