Aures-Wälder ausbeutete und gleichzeitig Garde-champetre (Feldhüter)
in Lambessa. Seit Jahren hatte er, mit einer Französin
verheirathet, seine Muttersprache nicht mehr gesprochen und im
Anfang ging es ihm recht ungelenk damit, aber rasch kam er
wieder in Zug, und als am Abend ausser Herrn Merkl noch ein
zweiter Elsässer, der sein Glück als Fuhrwerksunternehmer in
Batna gemacht hatte, bei uns sass, gab es eine ganz flotte ge-
müthliche Unterhaltung.
Den ersten Tag widmeten wir der isolirten. Felshöhe mitten
im Thal, an welcher wir früher Helix punica gefunden. Im Anfang
waren unsre Bemühungen fruchtlos, nur hier und da lag
im Schatten der spärlichen Wachholderbüsche ein todtes, verbleichtes
Exemplar. Aber wir liessen uns nicht abschrecken und umgingen
den ganzen Hügel, Fels für Fels absuchend und jeden Stein aufhebend;
schliesslich wurde- unser Eifer doch belohnt. Aber wir
fanden die Schnecke nicht, wie alle ihre Verwandten, an Felsen
und unter Steinen, sondern im Schatten der spärlichen Büsche,
aber da oft ganze Trupps zusammen.
Den vierten Juni verwandten wir zu einer Exkursion in die
Aures, bei welcher uns Herr Merkl die Jagdgründe zeigen wollte,
auf denen er seine reichste Ausbeute an Schmetterlingen gemacht.
Wir stiegen hinter dem Dorfe empor, an einer schlossartigen
Ferme vorbei, durch ausgedehnte Weinberge, dann durch einen
wirklich schönen Eichwald und weiterhin über eine ziemlich ausgedehnte
.Fläche, auf welcher die Schäwi mit Benützung einer
Quelle Gerste bauen. Nun waren wir am Fuss eines der Hauptrücken.
Ein stellenweise sogar fahrbarer Weg, aus dem offenbar
eine Strasse werden sollte, führte hinauf, und ein Trupp Reiter,
darunter eine europäisch gekleidete Frau, kam uns entgegen; ich
habe leider vergessen zu erfragen, wohin dieser Weg führt und
ob man hier in den Auresthälern sehon Kolonisationsversuche gemacht
hat; unter den wilden Schäwi wäre das doch noch ein gewagtes
Stück. Oben auf der Höhe dehnte sich wieder eine Hochebene,
mit prachtvollen Eichen bestanden, von denen viele von Sturm
und Blitz beschädigt waren; die dürftigen Gerstenfelder hatten
hier, in mindestens 1800 m Höhe, noch nicht einmal Aehren.
Nach Süd west hin öffnete sich ein wunderbares Panorama bis tief
in die Wüste hinein, nach Südost hin aber sperrte ein etwas
höherer Bergrücken die Aussicht auf den nicht allzufernen Scheliah.
An einem steilen Felsenkamm, der auch hier die Höhe krönte,
fanden wir Helix mcissylaea, wie am Cedernpik leider auch nur
in wenigen Exemplaren.
Weiter zu gehen wäre unnütz gewesen, wir stiegen also in
das zu unseren Füssen liegende Kesselthal hinab, das sich nach
Lambessa hin öffnet. Es könnte ein Paradies sein, denn von allen '
Hängen rieseln frische Quellen nieder; aber noch sind die Zustände
hier nicht der'Art, dass ein Europäer wagen dürfte, sich
allein anzusiedeln und nur ein paar Pferde weideten in der Tiefe.
Die Quellen rannen zu einem .stattlichen Bach zusammen, der
stellenweise über förmliche Felsentreppen hinabschäumte. Unten
hat man ihn eingefangen und am Hange hin in eine Senkung
zwischen ein paar Hügeln geleitet, aus der man mit Hülfe eines
Dammes ein seeartiges Reservoir geschaffen hat, das in Zukunft
Lambessa und seine Gärten mit Wasser versorgen soll. Eine grosse
Anzahl Sträflinge waren eben mit der Vollendung beschäftigt. Hier
hatten wir unsren ungarischen Freund, der am Waldsaum zurückgeblieben
war, wieder zu finden gehofft, aber die Aufseher hatten
nichts von ihm gesehen und umsonst riefen wir nach ihm. Jedenfalls
hatte irgend ein seltener Schmetterling ihn abseits gelockt,
er war eben nicht zu finden, kam auch nicht mehr rechtzeitig
ins Hôtel, und schliesslich mussten wir ohne Abschied 'von ihm
genommen zu haben nach Batna zurück.
Zu finden konnten wir nun in der Umgegend nichts mehr
hoffen, aber ich wollte Batna nicht verlassen, ohne die Bekanntschaft
des Herrn J u s zu machen, des Oberingenieurs der artesischen
Bohrungen in der Sahara, den ich in Biskra zu finden
geglaubt hatte, der aber schon seit längeren Jahren seinen Wohnsitz
nach der Hochebene hinauf verlegt hat. Er empfing mich
sehr freundlich ; mein Name war ihm nicht fremd und gerne
zeigte er mir nicht nur seine Sammlungen, sondern gab mir auch
eine vollständige Serie der eigenthümlichen Fauna, welche in den
unterirdischen Gewässern der Sahara lebt. Ich wusste ja davon,
hatte aber die Thiere nie in natura gesehen, und war nicht wenig
überrascht, als ich statt verkümmerter, zwerghafter Formen Thiere
von stattlicher Grösse, und lebhaften Farben erhielt, denen man
wahrhaftig nicht ansah, dass sie der Einwirkung des Sonnenlichtes
entzogen gewesen. Am meisten fällt eine faustgrosse Krabbe ins
Auge (Telphusa fluviatilis Rondel.), dann zwei Fische~(Cyprinodon