Kernobstbäume schienen mir nicht allzugut zu gedeihen, die algerische
Sonne ist, wenn man den französischen Schnitt beibehält,
zu glühend. Seltsamerweise hatten die Mandelbäume alle
schwer von einem Frost gelitten, welcher den Orangen und dem
Bambus nicht im Mindesten geschadet hatte.*)
Unser freundlicher Führer war aus Dijon gebürtig und nur
mit geringen Mitteln hierher gekommen. Mit einem anderen
Franzosen — einem ebenso hartgesottenen Junggesellen, der aber
vor Kurzem gestorben ist -— errichtete er am Eingang.des Chäbet
eine kleine Mühle, deren Produkte noch mühsam auf Lastthieren
weggeschafft werden mussten. Heute gehört ihm nicht nur die
Mühle, die mir im Dorfe auf 200 000 fcs. geschätzt wurde, sondern
auch das Hôtel im Dorfe und ein paar Fermen in der Umgebung,
er betreibt Bäckerei und Schlächterei im Grossen und
hat ausser seinen kabylischen Tagelöhnern, denen er das beste
Zeugniss gab, 24 Franzosen in seinen Diensten. Der Mann hatte
festes Vertrauen in die Zukunft Algeriens, aber er meinte, "es
müssten andere Kolonisten kommen, die auch wirklich kolonisiren
wollten;; in ganz Kerata ¡besitze ausser ihm Niemand einen europäischen
Pflug, das Land sei an die Kabylen auf Halbpart verpachtet.
Nicht einmal die gut ,gedeihenden' Oliven möchten die
Ansiedler pflanzen und die Früchte der wenigen alten Bäume,
welche schon von früher her auf ihren Besitzungen stehen, verkauften
sie zum Einmachen.
An unserem Abendessen nahmen auch zwei Araber Theil; der
eine, welcher das Französische ganz wie ein geborener Franzose
sprach, benahm sich völlig als Weltmann, präsentirte meiner Frau
die Schüssel immer zuerst und liess schliesslich eine Flasche feinen
Bordeaux nach der anderen kommen, aus welchen er der ganzen
Gesellschaft einschenbte. Er war Interprète, und diese officiellen
Vermittler zwischen den Arabern und den europäischen Behörden
haben eine ebenso einflussreiche als per fas et nefas einträgliche
Stellung. Doch respéktirte er den Koran so weit, dass er keinen
Schweinebraten ass. Zu meinem Erstaunen wurden auch frische
*), Nach Beobachtungen in Sicilien verträgt die Orange kurze und
’nicht zu rasch eintretende Fröste bis zu — 5° C. Die Citrone, ohschon sie
noch .weiter nördlich-.kultivirt wird, als die Orange, ist empfindlicher, besonders
die Früchte leiden leicht vom Frost und sind dann innerlich verdorben,
ohne dass man ihnen etwas ansieht.