einem prachtvollen Baum mit meterdickem Stamm, ganz bedeckt
mit lilafarbenen, syringenartigen Blüthendolden, welche dem nordischen
Fremdling an dem sonst ganz eschenartig aussehenden
Baume eigenthümlich Vorkommen *). Ich fand denselben in der
Umgegend noch mehrfach angepflanzt, "später auch an anderen
Punkten in Nordafrika, habe aber über seinen Namen niemals
recht ins Klare kommen können.
Neben dem Brunnen haben die Franzosen eine grosse überdeckte
Markthalle für den Getreideverkehr errichtet; sie ist an
■ der Aussenseite von Läden umgeben, welche aber nur am Markttage
geöffnet sind. Dann bietet der sonst öd.e Marktplatz ein
anderes Bild; Tausende vön Eingeborenen strömen zusammen und
bringen ihre Produkte zu Markt, das Yieh führen sie selbst von
den Hochflächen jenseits Beni Mansour hierher, dafür nehmen
sie allerhand europäische Waaren mit,' in erster Linie Eisenstäbe,
aus denen sie Waffen und Ackergeräthe schmieden, dann aber
besonders Petroleum, das sich in den einsamsten Gurbis eingebürgert
hat. Es sind aber fast mir Männer, die auf ihren kleinen
Eselchen reitend oder zu Fuss dem Markte Zuströmen, das schönere
Geschlecht hat eben auf dem Felde zuviel zu thun. Sie tragen
die Lederkappe, wie alle Kabylen, aber kein buntes Taschentuch
darum, wie bei Cherchell, sondern einen weissen Turban, ganz
wie von den spanischen Mauren berichtet wird, oft aber schlagen
sie auch nur die Kaputze des Burnus über den Kopf oder setzen
ihn auch trotz des kurzgeschorenen Haares ganz unbedeekt den
glühenden Sonnenstrahlen aus. Alle aber scheinen wasserscheu
im höchsten Grad, und ich zweifle, ob ausser bei einem gelegentlichen
Platzregen jemals ein Tropfen Wasser ihr Gesicht berührt.
Personen mit empfindlichen Geruchsnerven thun gut, einem kaby-
lischen Markte fern zu bleiben,, auch wir, obschon in dieser Beziehung
leidlich abgehärtet, suchten immer die Windseite der
Strasse, wenn uns ein vom Markte heimkehrender Kabylentrupp
-*) Ob ein Zürgelbaum (Celtis australis, französisch Micoculier oder
Perpignan, kabylisch Ibikes) ? Willkomm fand ähnliche Prachtexemplare
auf Mallorka, wo er Almez heisst, aber nicht wild, sondern nur offenbar
angepflanzt bei Klöstern und Wohnungen., oh noch aus den Zeiten
der Berberherrschaft? Ein Exemplar auf dem Gute Raxa mit S1 /a m
Umfang in Brusthöhe scheint den Prachtbaum in Bougie noch zu übertreffen.
entgegen kam *). Das sogenannte schöne Geschlecht unterscheidet
sich in der Tracht nur wenig von den Männern, aber wo Männer
und Frauen zusammen auf dem Felde arbeiten, kann man letztere
immer daran erkennen, dass ihr Hemd, meist das einzige Kleidungsstück,
noch viel schmutziger ist, , als das der Männer.
Jenseits des Marktplatzes erheben sich Hügel, mit Hebenpflanzungen
und Gärten bedeckt, über ihnen ein moscheenartiger
Bau der sich bei näherer Betrachtung aber als ein Festungswerk,
das Fort Gro s ei le s, auswies In Verbindung mit einem weiter
draiissen auf demselben Hügelrücken liegenden Fort sperrt es
einem allenfalls landenden Corps den Zugang zu der bewaldeten
Rückseite des Gouraja, von welcher aus Bougie schwer bedrängt
werden könnte, und beherrscht gleichzeitig die Verbindung zwischen
dem Gouraja und dem eigentlichen Kabylenland. Jetzt,^ wo an
eine Störung des Friedens nicht zu denken ist und die ganze
Besatzung von Bougie nur 400 Mann beträgt, sind alle diese vorgeschobenen
Werke unbesetzt und wir trafen am Fort Groselles
nur ein paar kabylische Maurer, welche den Verputz erneuerten.
Rings um das Fort und in dem Ravin unmittelbar dahinter fanden
wir eine reiche Thierwelt, auch zum ersten Mal ziemlich viel
Amphibien, unter ihnen unseren deutschen Feuersalamander (Salamandra
maculata}. Giftschlangen kommen hier nicht vor; soviel
mir bekannt, fehlen sie überhaupt in der grossen Kabylie, nur
auf dem Gipfel des Dschurdschura, wo der Schnee nur für wenige
Monate im Jahre verschwindet, hat Letourneux einmal die giftige
Schildviper (Vipera aspis) gefunden. -Um so häufiger sind
Skorpione; unter jedem Stein sassen welche, und wir fanden hier
nicht nur den überall in Nordafrika gewöhnlichen Androdonus
occitanus, sondern auch eine andere etwas grössere Art mit breiten,
krebsartigen Scheeren (Buthus palmatus Hempr.), die sonst
in Algerien selten ist. Sie gilt für giftiger, als die gewöhnliche
Art, und ein Kabylenjunge, der mit Unterstützung zweier bösartiger
Spitzhunde, sein es Vaters Esel zwischen den Felsen hütete,
entsetzte sich nicht wenig, als ich das Thier mit der Pincette ganz
semüthlich am Hinterende fasste und ins Spiritusglas o prakticirte.
*) Gleichwohl verstehen alle Kabylenstämme, Seife^ zu bereiten, und
zwar ganz gute, aus Olivenöl und einem Gemisch von gleichen Theilen Kalk
und Pottasche, das. man mit kochendem Wasser auslaugt. Wozu sie aber
das Produkt verwenden, weiss ich nicht.