hatten, mit Freudengeheul, und der braune. Stationsdiener erquickte
uns mit köstlichem Wasser. Er hatte den Krieg als
Turko mitgemacht und Deutschland und Berlin aus eigener Anschauung,
wenn auch unfreiwillig, kennen gelernt; es hatte ihm
recht gut da gefallen und er rühmte die gute Behandlung, aber
von dem deutschen Winter sprach er denn doch mit einem gelinden
Schauder.
Mit dem Zug von Böne rückte auch das gemeldete Gewitter
vom Thaya her an, aber da wir vor ihm herfuhren, kamen wir
noch trocken nach Konstantine und in unser altes Quartier. Aber
dann brach .auch ein tüchtiges Wetter los. Die Konstantiner
waren ganz verblüfft über die ewigen Gewitter und Regen, und
unser Kellner wusste gar nicht genug zu erzählen von der Sünd-
fluth, die sich zwei Tage vorher über die Stadt ergossen habe.
Um Kroubs lag das zehn Tage früher gemähte Heu, fast schwarz
geworden, noch auf den Wiesen, unerhört für Nordafrika, aber
eine günstige Vorbedeutung für uns, die wir unsere lang aufge-
schobenC Wüstentour nun endlich antreten wollten.
■Sechzehntes Kapitel.
Batna.
Zwei volle Tage hatten wir zu arbeiten, um unsere Ausbeute
in Ordnung zu bringen und zur Absendung nach Hause fertig zu
machen. Den uns noch bleibenden Sonntag verwandten wir zu
einer Fahrt in der Richtung von Philippeville, wo an hohen Felsenkämmen
eine eigene kleine Deckelschnecke leben sollte. Die
täglichen Gewitter hatten die Luft angenehm abgekühlt, und es
war sogar recht frisch — am 25. Mai als wir mit dem ersten
Zug nach Norden fuhren. Die Bahn durchbricht in zwei Tunnels
die Kalkfelsen des Mecid, "dann wendet sie sich in weitem Bogen
nach Norden, den Gehängen des Ruminelthales entlang. Die Ge-
gend ist grün und ziemlich gut kultivirt, aber überall ragen nackte
Felskuppen hervor, in der Bildung offenbar dem Felsen von Konstantine
völlig gleich und vielleicht, wie er, nur Reste eines grossen
Plateaus, dessen weichere Theile die Flüsse nach und nach hinweg
geführt haben. In reizender Umgebung liegt tief unter der Bahn
das Dörfchen Hamm a. Etwas weiterhin verliessen wir (fas Thal
des Rummel, der hier nach Nordwesten umbiegt und den Namen
Oued el Kebir, der grosse Fluss, annimmt, und folgten dem
Thal seines Nebenflusses, des Oued Smendou, eines, kleinen Gewässers,
das aber manchmal arg toben mag, denn es hatte in der
Thalsohle an mehreren Puukten die Strasse völlig zerstört und
man war eben beschäftigt, eine heue höher oben am Hang anzulegen.
Nun wird die Gegend interessant ; zur Seite ragen die
prächtigen Kegel der Deux Mamel les, von den Eingeborenen
Toumiet genannt, empor, gerade vor uns erhebt sich der Kalkkamm,
welcher von Konstantine aus gesehen den Horizont nach
Norden begrenzt und die Wasserscheide zwischen dem Oued el
Kebir und dem Saf Saf bildet. Die Bahn durchbricht ihn in
einem längeren Tunnel, dann geht es steil abwärts, und mit Bedauern
sehen wir die vielversprechenden Felsen am Tunneleingang
in anscheinend unerreichbare Ferne entschwinden. Aber als nach
einer halben. Stunde unser Zug auf dem Bahnhof von Col des.
Oliviers hält, liegt der Tunnel in höchstens' einer Viertelstunde
Entfernung gerade über- uns, freilich ein paar hundert Meter höher.
Die-Bahn hat eine stundenlange Schleife gemacht, um von der
Wasserscheide herabzukommen. Wir hatten zwar Billete nach der
nächsten Station el Arouch, aber günstiger konnten die Verhältnisse
dort für uns nicht, sein; also stiegen wir rasch aus und
trabte'n die alte Heerstrasse nach Konstantine entlang gerade auf
die Felsen zu. Unmittelbar an deren Fusse liegt eine kleine Ansiedelung,
Armée française genannt, weil in den Felsen diese
Worte eingehauen sind, um daran zu erinnern, dass es die französische
Armee war, welche die .Strasse durch diese Felsen'er-
öffnete. Das Dörfchen ist anscheinend nur noch von dén_Arbeitern
der an den Felsen lehnenden Kalkbrennerei bewohnt : Verkehr
findet auf der guten Chaussee kaum mehr statt.
An den steilen Kalkklippen trafen wir eine reiche Ausbeute ;
aber das Sammeln fand hier unter erschwerenden Umständen statt,
denn dichtes Brombeergebüsch umgab bis zu Brusthöhe überall
den Fuss des Felsens und in ihm hiess es steil aufwärts klettern.
Einige Fallimente blieben zum Glück ohne schlimme Folgen, da
man in den Brombeeren eine elastische Unterlage fand, und so
arbeiteten wir trotz der schwülen Hitze bis gegen 1 Uhr. Aber
dann machten die schweren Wetterwolken , welche rings herum
hingen, Ernst .find von drei Seiten rückten Gewitter gegen die