Schlucht verlassen, eine plötzliche Biegung rückwärts, und fliesst
auch noch dem Westrande des Felsens entlang und so hleibt
allerdings nur eine schmale, nach beiden Seiten steil abfallende
Landenge, welche die Stadt mit den sie vollständig beherrschenden
Höhen von Koudiat Ati verbindet. Der Zusammenhang
mit der Kalkmasse von Sidi Mecid wird durch die nur aus
der Nähe und immer nur theilweise sichtbare Rummelschlucht so
wenig unterbrochen, dass von allen Seiten her o • die Sta'dt auf einem
zwei Höhen verbindenden Plateau zu liegen scheint und der Gedanke
an eine Säule oder an eine in den Aether hinausgeschobene
Halbinsel mir wenigstens nicht sehr naheliegend vorkommt.
Aus Vorstehendem geht auch hervor, dass Konstantine als
uneinnehmbare Festung nur gelten konnte, so lange keine Artillerie
ins Spiel kam; seit der Erfindung des Schiesspulvers ist
die von zwei Seiten aus nächster Nähe von Höhen beherrschte
Stadt absolut unhaltbar und nur dem muhamedani-chen Fanatis
mus konnte es eigentlich einfallen, die Stadt gegen einen mit
überlegener Artillerie versehenen Feind ^ der Koudiat At i ,
Man so u r ah und Sidi Mecid besetzt hatte, zu vertheidigen.
Die Lage wird noch ungünstiger dadurch, dass das Stadtplateau,
wie schon »erwähnt, nach Norden ansteigt und somit von den etwas
südlicher liegenden Höhen völlig bestrichen wird. Mit den
drei Höhen zusammen aber, auf denen die Franzosen natürlich
gleich Befestigungen errichtet haben, bildet Konstantine jetzt allerdings
wieder eine ganz respektable feste Position, die nur von
den Höhen hinter Sidi Mecid aus angreifbar ist, und deren Wegnahme
eine langwierige und mühsame Belagerung erfordern würde.
Dass der erste französische Handstreich auf Konstantine sö schmählich
verunglückte, lag nur an dem unverantwortlichen Leichtsinn,
mit dem er unternommen wurde. Im Vertrauen auf die Versicherungen
des Generals Yussuf , den man zum Bey von Konstantine
ernannt hatte, und der dort eine bedeutende Partei zu
haben glaubte, erschien der Marschall Clauzel vor der Stadt
sich aher über diesen Schichten mit heute noch dort lebenden Schneckenarten,
Hel Constantinae, Hel. pyramidata, Planorbis rotundatus zusammen, und auch,
freilich offenbar auf sekundärer Lagerstätte, in den netteren Ablagerungen der
Sahara. In den Hoggarbergen könnten möglicher Weise heute noch Abkömmlinge
dieser Fauna leben und Uebergänge zu den gezahnten Arten der süd-
oranesischen Sahara (Hel ix t igr i und Verwandten) bilden.
mit nur geringer Mannschaft, in deren Reihen die Cholera - wü-
thete, ohne Vorräthe, nur mit Feldartillerie und selbst für diese
mit ungenügender Munition; als er entschlossenen Widerstand
fand, blieb nur der schleunige Rückzug übrig, und es ist ein
Wunder, dass überhaupt noch ein Theil der Mannschaft entkam.
Die Lage von Konstantine wird gewöhnlich als eine ganz
einzige, nur einmal auf der Welt vorkommende bezeichnet, aber
sie hat bei aller Verschiedenheit doch eine ganz frappante Aehn-
lichkeit mit der von Ronda in Andalusien.. Auch dort hat ein
von èiner Hochebene kommender Fluss ein Felsplateau, das von
der einen Seite her langsam ansteigt und -nach der anderen hin
plötzlich tauseud Euss tief abstürzt, in einer schmalen, tiefen
Schlucht durchnagt; das Schauspiel, das der Ta j o de Ron da
bietet, ist aber eigentlich noch viel grossartiger, als die Gorges
du Rummel, weil der Guadalvin viel wasserreicher ist und man seine
weissschäumenden Kaskaden von ihrem Anfang bis zum letzten
gewaltigen Sprung in den grünen Thalkessel, mit den schwarzen
Konglomeratwänden und den an sie angeklebten weissen Mühlen
von oben wie von unten mit einem Blick überschaut; während
in Konstantine das Rummelwasser fast nur der Nase bemerkbar
wird. Der Hauptunterschied der beiden merkwürdigen Bildungen
liegt darin, dass bei Ronda der Guadalvin über die Hochebene
fast in gleicher Höhe mit der Kante des Felsens herankommt
und nicht wie der Rummel vor der Barrière einen Sée gebildet
hat. Die Entstehung des Tajo gehört offenbar einer neueren
Epoche an, als die der Rummelschlucht ; mit der Zeit wird das
Wasser den. .Anfangspunkt der Schlucht weiter zurückverlegen,
auch oberhalb Ronda ein Thal bilden und damit die Aehnlich-
keit zwischen Ronda und Konstantine noch augenfälliger machen. o O - ,
Der Blick von der Rummelbrücke in die Schlucht hinab macht
einen eigenthümlichen unvergesslichen Eindruck. Von einem
»nächtlichen Dunkel, an welches das Auge sich erst gewöhnen
muss« kann freilich bei einer in der Hauptrichtung von Nord
nach Süd laufenden Spalte in diesen Breiten keine Rede sein,
uhd die Sonne scheint schon früh am Vormittag bis fast auf den
Grund herab. Südlich von der Brücke mag die Tiefe etwa 400'
betragen; die Wände steigen aber nicht senkrecht hinab, sondern
haben etwa in der Mitte einen Absatz, das Zeichen eines ehemaligen
länger dauernden Fluthniyeaus, von welchem aus sich nur