eine viel schmälere Spalte bis zum Wasser hinab senkt ; auf dem
Absatz sieht man, die Spuren eines Pfades. Gebt man nach der
Nordseite der Brücke hinüber, so bemerkt man mit Erstaunen
schon in viel geringerer Tiefe einen grasbewachsenen Boden.und
sieht keine Spur von Wasser. Hier spannt sich eine der vier
natürlichen Brücken über die Schlucht ; sie sind die Beste einer
festeren Kalkbank, welche dem nagenden Wasser Widerstand geleistet
haben, während die darunterliegenden weicheren Massen
ausgewaschen wurden. Ich hatte leider keine Gelegenheit, zu
-prüfen, ob diese Schicht, welche circa 70 m über dem Wasserspiegel
liegt und 10 m dick ist, mit dem vorher erwähnten Absatz
der oberen Rummelschlucht im selben Niveau liegt, es wollte
mir aber fast so scheinen. Ueber die natürlichen Brücken hinweg
geniesst man eine wunderschöne Aussicht; zwischen den
beiden gewaltigen Felsenpfeilern schweift der Blick hinaus durch
den Ausgang der Schlucht über das grüne Rùmmelthal bis an
die Berge nach Philippeville hin, ein reizender Gegensatz gegen
die umgebende Felswüste.
. Die jetzige Eisenbrücke ist sehr modernen Ursprungs. Bis
1857 stand hier noch eine der fünf Römerbrücken, die einst Cirta
mit den gegenüberliegenden Vorstädten verbanden, sie war von
den Maurenfürsten immer unterhalten worden, und hatte bis 1793
ihren vollen Bilderschmuck. Die vier anderen eben so solid erbauten
soll 1034 ein rebellischer Emir haben zerstören lassen.
1793 Hess Salah Bey eine gründliche Restauration durch einen
mahonesischen Baukünstler vornehmen und führte eine Wasserleitung
darüber. Aber am 18. März 1857 stürzte einer der neuerbauten
Pfeiler ein und beschädigte den Rest des Werkes der-
massen, dass man ihn durch Kanonenschüsse völlig demoliren
musste. Für den gegenwärtigen Verkehr ist die Brücke vollkommen
genügend, denn alle Strassen, die Constantine mit dem
Lande verbinden, gehen von der Por te de la Brèche aus. Mit
der Zeit muss sich aber, da Konstantine, selbst keinen Raum mehr
bietet, auf der schmalen Ebene zwischen der Schlucht und den
Höhen von Mansöuräh ein neuer Stadttheil entwickeln, der zahlreichere
Kommunikationen verlangt. Man scheint bei der Anlage
der Hauptstrasse schon darauf Rücksicht genommen zu haben, und es
wird keine Schwierigkeit bieten, von der Ecke, die sie macht, aus
eine zweite Brücke hinüberzuführen. Jenseits der Brücke, die den arabischen
Namen el Kantara (die Brücke) bewahrt hat, liegt auf
einem schmalen ziemlich ebenen Bande, das der Schlucht
südlich von der Brücke entlang läuft, und immer in ungefähr
gleichem Niveau mit dem Rande des Stadtfelsens bleibt, der Bahnhof
und beginnt sich ein neuer Stadttheil zu erheben; über ihm
hat man auf dem anscheinend absolut unfruchtbaren Thonschiefer
von Mansourah einen Versuch mit der Anpflanzung von Strandkiefern
gemacht; sie sind ausgezeichnet gediehen und schon
rieseln wieder ein paar Quellen den Berghang herab. Nördlich
der Brücke steigen alsbald treppenförmige Kalkfelsen empor und
die Bahn nach P h i l i p p e v i l l e verschwindet sofort in einem
Tunnel. Ueber ihm erhebt sich ein gewaltiges zweikuppeliges
Gebäude, ursprünglich zu einer arabischen Universität bestimmt,
aber soviel ich- erfuhr, gegenwärtig als Hospital -dienend., Das
Terrain ist grossen Theils dürrer, unfruchtbarer, klippiger Kalkfels,
nur mit Kaktus bepflanzt, zwischen denen ein paar Araber-
'zelte liegen; die Abhänge nach Westen hin sind aber wieder mit ö ' «j hübschen Strandkiefern bewachsen und in einer etwas feuchteren
grasigen Mulde hatte man mit Erfolg auch alle möglichen Laubhölzer
angepflanzt. Wenige Schritte weiter fällt das Plateau
senkrecht, nach dem reizenden Thal von Sidi Me cid ab; nur
der obere Theil des Felsens erhebt sich stufenförmig wie eine
Riesentreppe; die einzelnen Kalkbänke, deren Dicke von
2-—20' schwankt, brechen zwar am Ausgehenden alle senkrecht
ab,~ aber da die unteren weiter vorspringen als die oberen, kann
man auf den stärkeren ganz bequem am steilen Hang hingehen.
Die überreiche Ausbeute — wir haben selten soviel Schnecken
gefunden, wie um Konstantine — lockte uns immer weiter hinaus,
obschon das Plateau, auf dem wir anfangs gingen, zu einer
schmalen Konsole zwischen zwei senkrechten Abstürzen zusammenschrumpfte,,
und ehe wir uns versahen, standen wir auf
der scharfen Ecke, welche den einen Ausgangspfeiler der Schlucht
bildet, der Kasbah gerade gegenüber. Von beiden Seiten fallen
die Felswände gegen tausend Fuss-senkrecht ab in die Schlucht;
gerade zu unseren Füssen liegt der grüne Thalkessel, zu welchem
der Rummel in einer prächtigen Kaskade hinabstürzt; wie ein
Spazierstock erscheint an seinem Rande der mächtige Dampfschlot der
grossen Kunstmühle, und über die niederen Hügel an der anderen
Seite des Thaies blicken wir frei bis zum Ool des Oliviers und