Zaghouan, dem römischen Thorbogen mit dem Widderkopf des
Baal Hammon und dem Olivenkranz mit der Inschrift: Auxilio.
Aber wir fahren nicht durch den Bogen hindurch, sondern neben
ihm vorbei, denn der alte Eingang ist zur Hälfte verschüttet und
Niemand hält für nöthig, ihn aufräumen <->' zu lassen. Es war og egoen
drei Uhr, wir hatten also acht Stunden gebraucht, aber das war
unsere eigene Schuld, die Pferde hätten den Weg in fünf Stunden
ganz gut machen können, man kann im Nothfall Zaghouan in
einem Tage von Tunis, aus .besuchen.
Die Stadt ist im Inneren furchtbar zerfallen, viele Ruinen
stammen aus der neuesten Zeit, denn hier fand bei der »Empörung«
Ali ben Khalifa’s nach der Annexion ein scharfes Gefecht statt.
Die Strassen schienen noch öder als sonst, da im Ramadan Alles
den Tag verschläft. Durch einen Bazar, der kaum Raum genug
für unsere Pferde bot, gelangten wir auf den kleinen Hauptplatz,
den einige Silberpappeln beschatten. Hier war einiges Leben und
ein Maure eilte alsbald fort, um das Stadtoberhaupt, das auch
seine Siesta hielt, zu wecken. Unser nächster Wunsch war
nach der achtstündigen Fahrt in glühender Sonnenhitze natürlich
Wässer, aber das ging nicht so schnell; es rieselt zwar Wasser
durch alle Strassen und überall sind kleine Brünnchen anog ebracht,i
aber die Zaghouaner sind fromme Leute und stellen, um Niemand
unnöthig in Versuchung zu führen, im Ramadan Tags über das
Wasser ab. So dauerte es einige Zeit, bis wir unseren Durst
löschen konnten. Mittlerweile war der Ch’lifa*) S i Chmai-s
Larussi erschienen, ein schlanker, fein gekleideter Maure, der uns
trotz der Störung seines Mittagsschlafes sehr freundlich empfing
und, nachdem er den Amra und die Empfehlung seitens des
deutschen Konsulats gelesen, verbindlichst erklärte, es hätte des
Regierungsbefehles nicht bedurft, wen ihm das deutsche Konsulat
zusende, der sei sein Freund. Dann übergab er uns einem Diener
mit dem Befehl, uns alsbald den Dar el-Bey, das Regierungsgebäude,
zu öffnen. Um dorthin zu gelangen, mussten wir noch
ein paar enge Strassen durchschreiten, welche alle das Bild des
Verfalles boten, aber nicht schmutziger waren, als in arabischen
Städten im Allgemeinen. Endlich standen wir vor dem Thore,
v) So spricht der Tuniser das Wort Khalifa aus; der Titel bedeutet Stellvertreter,
wie unser Lieutenant; der eigentliche Stadtchef, der Kaid, wohnt
in Tunis und bezieht nur die Einkünfte.
über welchem sich ein offener Balkon befand; es wurde geöffnet
und wir traten ein.
Innen sab es besser aus, als wir erwartet hatten; französische
Officiere hatten, so lange die neuen Militärgebäude weiter oben
noch nicht fertig waren, hier gewohnt- und Alles einigermassen
in Stand setzen lassen und die Reinlichkeit war für Innertunis
ganz befriedigend. An Raum fehlte es uns nicht, die ganze erste
Etage stand uns zur Verfügung, ein geräumiger Saal mit wohlerhaltenem
Azulejosboden und einer Säule in der Mitte, und eine
ganze Menge darum herumliegender Zimmer. Nur an Mobiliar
fehlte es einigermassen; eigentlich waren nur drei Divangestelle
vorhanden, von denen eins nur drei Füsse hatte und in Bezug auf
Solidität gerechte Bedenken erregte. Ausserdem hatte aber einer
unsrer Vorgänger, jedenfalls ein sehr praktischer Reisender, einem
tiefgefühlten Bedürfniss abgeholfen und einen Tisch gebaut, der
zu Nutz und Frommen seiner Nachfolger zurückgeblieben ist. Er
ist ein Kunstwerk in seiner Art, die Platte der Boden eines
Petroleumfasses, dem noch die ursprüngliche Aufschrift als Verzierung
dient, die Säule ein Glied aus einer Treppenbalustrade,
die vier Füsse Lattenstückchen; freilich war er etwas wackelig
und bedurfte schonender Behandlung, aber er hat uns unschätzbare
Dienste geleistet und wir haben seinen Erbauer mit mitgebrachtem
sardinischem Wein ein feierliches Hoch ausgebracht.
Die Kaffeemaschine wurde alsbald in Thätigkeit gesetzt und eine
Viertelstunde später entschädigte ein verspätetes Frühstück uns
für die ausgestandenen Strapazen.
Dann ging es aber schleunigst hinaus, dem Berge zu, auf
den unser Balkon eine prächtige Aussicht bot. Durch eine schmale
steil abfallende Gasse, an einigen antiken Säulen vorbei, gelangen
wir ins Thal hinunter, dessen schmale Sohle mit üppiger Vegetation
erfüllt ist, und, ersteigen dann den aus kahlem Thonschiefer
und Macigno bestehenden Bergfuss, welcher, Wie immer an solchen
Bergen, den eigentlichen Felsen umlagert. Er ist furchtbar zer-
; schnitten und zerrissen, von verschiedenen Seiten her nähern sich
die Schluchten dem schmalen Plateau und haben es schon hier
und da in einen Kamm verwandelt, der Ijald durchbrochen werden
wird. Darüber erhebt sich in gewaltiger Majestät der 1350 m
hohe Felsberg, fast unersteiglich abfallend. Auf seinem ganz
Nordtunis beherrschenden Gipfel ist eine-uralte Kultusstätte; schon